Zusammenfassung:
Jeder Körper wirkt durch die mit ihm verbundene Schwerkraft auf alle anderen und umgekehrt;
jede einzelne Zelle eines lebendigen Organismus enthält die gesamte Erbinformation;
alles Leben bedarf zum Überleben einer gegliederten und komplexen Umwelt,
- alles ist Teil des Ganzen und enthält es.
Ethisches Leben ist Leben aus dem Zusammenhang des Ganzen und auf es hin.
So ergibt sich das Sollen aus dem Sein - eine holistische Verantwortungs-Ethik.
Wer nicht das Ganze bedenkt, bedenkt zu wenig.
aus: (I/C5) Für eine Akzeptanz ganzheitlicher EffekteIn einer Zeit, in der sich der Mensch in ihn gefährdender Weise aus dem Naturzusammenhang gelöst hat, sehe ich für ihn das Bedenken ganzheitlicher Zusammenhänge als vordringlich an. So wie es erwiesenermaßen schon physikalisch bei den größten und kleinsten Körpern keinen gibt, der rein für sich existiert, gibt es erst recht keine Lebenserscheinung, die nicht auf andere und Nichtlebenserscheinungen existentiell angewiesen ist und bleibt. Das müssen wir, um unserer Zukunft willen, lernen zu verstehen und zu leben.
Das von Kosmologen diskutierte anthropische Prinzip besagt, daß zwischen dem jetzigen Zustand des Universums und der Existenz von Menschen eine Korrelation besteht. Also: wenn das Universum nicht in dem komplexen Zustand wäre, wie er gegenwärtig festzustellen ist, dann wären wir gar nicht da. Die Fahne der Eigenliebe schwenkend haben einige aus dieser richtigen Einsicht den irrigen Schluß gezogen, daß der Mensch der Zweck des Universums wäre, das ihm daher zu dienen hätte, was man das starke anthropische Prinzip nennt. Das hätten natürlich ebensogut z.B. auch die Saurier vor hundert Millionen Jahren behaupten können, als sie die Erde beherrschten. Völlig abgesehen davon, daß nur ein intelligentes Wesen Zwecke setzen kann, liegt nicht sowieso der Schluß viel näher: nur wenn wir sehr sorgfältig auf die komplexen und empfindlichen Bedingungen unserer Existenz achten und sie erhalten, kann auch die menschliche Spezies überleben. Man könnte zur Unterscheidung dies das holistische anthropische Prinzip nennen. Doch ich denke, daß das anthropische Prinzip selbst schon diesen unaufhebbaren Zusammenhang zwischen dem Zustand der Welt und der Existenz forschender Menschen zum Ausdruck bringt, der eben ernst zu nehmen ist.
aus: (II/5a) Parmenides im KlartextWie der Beutegreifer "Mensch" als Kind lernen muß, Mein und Dein zu unterscheiden, will er mit seinesgleichen in Frieden leben, so muß er als Erwachsener durch liebende Hinwendung an das Nicht-Ich lernen, Schein und Sein zu unterscheiden, um mit der Welt dieses Planeten Frieden schließen zu können. Denn der Schein ist dasjenige, mit dem er sich die Welt nach eigenen Erfordernissen geistig angeeignet hat und auf den hin er mit ihr selbstbezogen umgeht.
So ist die Frage nach dem Seienden alles andere als eine akademische Frage sondern sie hat entscheidend zu tun mit den Fragen, was es heißt "Mensch" zu sein und wie wir mit dem Seienden umgehen müssen, um die Zukunft des Menschengeschlechts zu sichern. Ich denke, wir nehmen entweder unsere Verantwortung für unser Denken, Reden und Tun wahr oder wir werden am unkontrollierten Egoismus scheitern.
aus: (II/7) Das Gehirn und sein Ich. Eine notwendige KlärungHinzu kommen muß aber noch die Erkenntnis: Alles Wissen, alles kluge Denken und Reden, alle hohe Moral und ausgefeilte Ethik - ebenso wie aller edle Humanismus und aller gottesfürchtige Glaube - sind für den Erhalt dessen, was wir "Schöpfung" nennen und was Grundlage unseres Existenz ist, zu dem auch die Freude an ihr gehört, vergebens, wenn es uns zugleich an bedingungsloser Liebe zu ihr gebricht. Wer nicht mitleidet, wenn Natur zerstört wird, und sei es "nur" das Gehirn von Rindern, weiß nicht, daß er ein Teil von ihr ist, weshalb jede Zerstörung unvermeidlich auf ihn zurückschlägt. Ohne die Liebe zu allen Belebten und Unbelebten, die der Mitwelt auf ihre Art zurückgibt, was menschliches Leben ihr zwangsläufig nimmt, wird die Geschichte des menschlichen Egos in seiner kalten vermeintlichen Objektivität nur ein verschwindendes Dasein haben, noch bevor es geschafft hat, sich von seinem beutegreiferischen Erbe zu emanzipieren. Die Irrtümer des Menschen, der seine intellektuellen Fähigkeiten nur für seinen Egoismus, nicht aber für eine aufgeklärte Selbststeuerung einsetzt und seine Macht und Zahl selbstverantwortlich beschränkt, macht den Menschen zum Irrtum der Evolution. Diesem könnte er nur begegnen, wenn es dem Ich gelänge, die blinden Antriebe des Gehirns und seine Hybris, gerade auch unter Wissenschaftlern, denen alles Tote und Lebende ganz selbstverständlich zur Verfügungsmasse gerät, in den Griff zu bekommen.
Dann - nur dann - würde aus dem selbstgerechten Gespann zweier Blinder
(dem Gehirn und seinem Ich)
ein aufgeklärtes Ich mit seinem Gehirn.
aus: (III/1) Das Ende der Paradigmen und TheorienDas ganz selbstverständliche Aneignen des Fremden durchzieht auch die menschliche Geschichte, gipfelnd in der Kolonisierung fremder Völker, mit allen schrecklichen Folgen für sie und ihre Kultur. Und es hat eine übermächtig gewordene Menschheit das Umweltproblem beschert. Um die Schöpfung nicht bis zur Erschöpfung zu strapazieren, ist es für die globale Menschheit und Wirtschaft unabweisbar geworden, Nehmen und Geben wieder in ein Gleichgewicht zu bringen, also unsere, sich den Planeten aneignende Strategie zu bedenken und die immer behauptete Angepaßtheit des Lebens tatsächlich herzustellen. Die fast unausrottbare falsche Rede - vom Leben als einem Prozeß der Anpassung -, verdeckt in fataler Weise die tatsächlich vorhandenen Defizite für ein dauerhaftes Überleben der Menschheit.
Aber Leben ist kein Prozeß der Anpassung sondern der Überwältigung. Nur das Ergebnis der Selektion sich verzweigender Arten erscheint dem Beobachter im Nachhinein, als hätten die Organismen sich angepaßt. Auch hierbei schließt der Beobachter, wie sonst auch, von sich auf andere, ist doch die Taktik des Anpassens die dem schlauen Beobachter eigene Strategie des Überlebens, weshalb sie ihm so plausibel erscheint.
Die Bildung des Immunsystems in einer Welt voller aggressiver Keime und Parasiten, die Artenvielfalt als Barriere gegen sie und letztlich auch die Individualität als eine weitere Barriere, ermöglicht durch eine geschlechtliche Fortpflanzung innerhalb eines Genpools, sind die biologischen Antworten des Lebens, mit denen es sich gegen seine eigene Aggressivität zu schützen versucht. Dieses alles umfassend zu sehen ist uns aufgegeben, wollen wir nicht, wegen kurzfristiger Vorteile, die langfristige Sicherung des Standorts "Erde" verfehlen. Und der aneignende Charakter des Lebens beantwortet auch die Frage nach dem natürlichen Charakter unseres Wissens und Verstehens. Die von uns zu gebende notwendige Reaktion darauf ist die Aufklärung der Beobachterrolle. Ohne ihr Verständnis ist alles Wissen vorläufig. Daher muß es das Ziel von Philosophen und Wissenschaftlern sein, zu einer interdisziplinären Wissenschaft über die Bezogenheit aller Dinge und allen Wissens von ihnen zu kommen, unter Einbeziehung des Beobachters und seiner kognitiven Strukturen. Sie wäre eine Gesamtwissenschaft, die diesen Namen verdient und die durch Aufklärung unserer beutegreiferischen Antriebe geeignet wäre, Humanität und Kultur in einzigartiger Weise zu fördern. Wenn wir an der Schwelle zum neuen Jahrtausend innehalten und uns fragen, was wir bisher nicht erreicht haben und was daher die zukünftige wichtigste Aufgabe von Gesellschaft und Wissenschaft sein muß, so wäre es diese Vernetzung und Humanisierung unseres Wissens. Sie wäre ein Fortschreiten vom Wissen zum Verstehen, und wissenschaftlich das Ende eines bloßen Instrumentalisierens von Fakten für Paradigmen und Theorien und damit deren Ende.
aus: (III/2) Die Genese des Lebens und das Wesen des WissensAber verkörpert der Mensch als unspezialisierter, d.h. unangepaßter Typ nicht selbst mit der von ihm geschaffenen Zivilisation am besten die Fähigkeit des Lebendigen, fremde Strukturen auf deren Kosten bedenkenlos in die eigene, hier die ihm gemäße zu verwandeln, was ihm mehr und mehr zu einem Problem wird, das die Rede von der Angepaßtheit allen Lebens in fataler Weise verdeckt?
Wer immer nur nimmt, braucht sich nicht zu wundern, wenn seine Hände eines Tages leer bleiben. Das Leben, als die Anverwandlung des Fremden in das Eigene auf Kosten des Fremden, ist nämlich von Natur aus "böse", wie schon das BSE-Prion deutlich macht. Was den Charakter des Lebens betrifft, dürfen wir uns keiner Illusion hingeben, denn gerade diesen "teuflischen" Aspekt gilt es in unserer heutigen Machtposition in seiner Auswirkung zu erkennen. Nichts lebt, ohne anderes sich anzuverwandeln und dabei Reste = "Abfall" auszuscheiden - im scheinbar harmlosesten Fall durch Photosynthese, die - durch den dabei frei werdenden aggressiven Sauerstoff - die gesamte Erdatmosphäre zuersteinmal vergiftete. Erst in langen Zeiträumen lernten tierische Lebewesen dann, in ihr für eine Zeit lang zu überleben (man denke nur an die Gefahr durch die "freien Radikalen") und sie zu nutzen, wobei durch ständige Zunahme des Sauerstoffs es immer wieder zur Auslöschung von Arten kam. Heute betreibt der Mensch eine zivilisatorische Anverwandlung des Planeten auf Kosten dessen, was bisher seine Lebensgrundlage war, mit ähnlich fatalen Folgen, nur daß der rückwärtsgewandte Prozeß des Sauerstoffabbaus usw. sehr viel schneller abläuft und so den vorhandenen Arten erst recht keine Zeit läßt, durch Verzweigung ausreichend lebenstüchtige Varianten hervorzubringen, sofern ihnen der Mensch überhaupt einen Lebensraum läßt. Bis er begreift und danach handelt, daß nicht einzelne Arten sondern nur Ökosysteme überleben können, könnte es leicht zu spät sein. Der Moment des größten Triumphes des Menschen über alle anderen Arten, wäre daher unweigerlich auch sein letzter Moment und es bleibt ihm dann nicht einmal mehr die Zeit festzustellen, wie wenig intelligent und angepaßt er doch war. Und das trotz, ja, eigentlich wegen seines großen Gehirns: "Die Krone der Schöpfung" verschlingt in ihrer unermeßlich gewordenen Fähigkeit der Instrumentalisierung des Fremden die Schöpfung selbst.
aus: (III/8) Gott und die Welt oder: Die Würde der DingeDie innere Logik des durch Wissenschaft gesicherten wahren Kerns des Gottesgedankens geht verloren, sobald man so leichthin sagt und sich dabei vielleicht noch besonders religiös vorkommt, daß Gott die Welt "aus dem Nichts" erschuf. Es wird dabei aber nicht nur die Logik aufs tiefste verletzt, sondern, schlimmer noch, es wird das Unerschaffbare und Schöpferische als von der Welt getrennt behauptet.
Wer so gedankenlos über das Verhältnis von Gott und Welt redet und Gott dabei der Welt so unähnlich macht, daß er dann den Teufel braucht, um die Weltläufe zu verstehen, entgöttlicht die Welt und macht sie zu einer nichtswürdigen, berechenbaren Verfügungsmasse. Der unheilige und unkluge Umgang mit einer solchen Welt braucht dann niemand zu wundern.So wäre gerade das von der Wissenschaft herausgefundene Wissen, gipfelnd in den Erhaltungssätzen, wenn wir es recht bedenken geeignet, den Dingen jene Heiligkeit zurückzugeben, die religiöse Institutionen in ein Jenseits verlagert haben. Das Respektieren der Menschenwürde kann da nur der Anfang einer neuen Haltung sein. Nur eine respektierte Erde mitsamt ihren respektierten Geschöpfen ist auf Dauer in der Lage, uns zu erhalten. Wer den Quellen des Lebens ohne Achtung begegnet, dem werden sie versiegen. Oder um mit einem Zeitgenossen des Parmenides zu sprechen, der ein genügsames Leben im Einklang mit dem Sein lehrte, denn Sein ist sich selbst genug: "Wer das Leben nicht ernst nimmt, dem wird es seinen furchtbaren Ernst zeigen." (Laotse) Es geht hier also um die Frage nach dem Grund-Satz des Überlebens der Schöpfung, wie sie sich täglich dringender stellt.
Der Text (III/11) Der Weg zum Humanum rundet die vorgenannten Aussagen ab.
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