Archäologie

Das Römerkastell Heilbronn-Böckingen


Nach 2 Jahren wollte ich mit dem Fahrrad wiedereinmal einen Ausflug Neckarabwärts machen. An einem sonnigen Apriltag 2010 nahm ich mein neues Rad und fuhr los. Um von Sontheim an der Theresienwiese vorbei auf die Westseite des Neckars (eigentlich des Neckarhafenkanals) mit seinem Rad- und Fußweg zu kommen, benutzt man die Fußgängerbrücke neben der Eisenbahnbrücke. Auf der anderen Flussseite muss man die Bahnstrecke unterqueren. Dann geht es scharf nach rechts aufwärts in Richtung Uferweg. Aber da sah ich geradeaus im vollen Sonneschein einen breiten Weg liegen und dachte, den probiere ich mal aus. Entgegen meiner Erwartung, dass es schön eben und geradeaus Richtung Ufer weiter gehen würde, führte er aber bald auch nach rechts aufwärts und ich fand mich dann nach einer 270°-Kurve und der Überquerung der Neckar(schnell-)straße plötzlich am östlichen Ortsrand des Heilbronner Stadtteils Böckingen wieder. Da erinnerte ich mich, dass es da ein Römerkastell geben soll oder zumindest Reste eines solchen, das ich mir als alter Altertumsforscher (s. meinen nachfolgen Beitrag über die alten Kelten auf L7) schon längst einmal ansehen wollte. Bereits die nächste Straße rechts hieß Kastellstraße und ich dachte, da wird dann schon das Kastell zu finden sein. Die ganze Straße entlang fuhr ich nach Norden, am Ende am Hotel Kastell (rechts) und dem Hauptzollamt (links) vorbei wollte ich schon resignieren, da las ich auf einem kleinen touristischen Hinweisschild "Römerkastell Heilbronn-Böckingen", das nach rechts zeigte. Schon nach einigen Dutzend Metern befand ich mich am Oberrand des Hanges der Neckarstraße. Links, am Hang entlang fahrend, fand ich dann zwischen Gewerbebetrieben bald eine kleine Grünfläche mit archäologischen Funden. Mein Rad stellte ich neben der Schautafel ab.

Foto H.Hille


Zuerst ging ich auf die Mauerreste zu. Dort erkannte ich, dass sie zu einer Toranlage gehörten. Links und rechts die Fundamente der Tortürme, dazwischen die getrennte linke und rechte Fahrbahn mit den Mittelfundamenten der Tore.

Foto H.Hille

Diese Deutung wurde mir von der neuen Schautafel bestätigt, die besagt, dass es sich um das (rekonstruierte) Fundament des Nordtors des Kastells handelt, das selbst oberhalb des alten Neckarbettes lag. Die Schautafel zeigt u.a. wie man sich so ein römisches Kastelltor vorzustellen hat. Die Anlage in Stein als Teil des Neckarlimes wäre gegen Mitte des 2. Jahrhunderts errichtet worden. Zuvor hätte es an gleicher Stelle Truppengebäude und Palisaden aus Holz gegeben. Vom Tor führte der Weg nordwärts zum Römerkastell Wimpfen im Tal.

Foto H.Hille

Zu sehen sind noch zwei Steine der Kastellmauer. Das ist leider auch schon alles an ausgestellten Funden.

Foto H.Hille

Zufällig hatte ich meinen Fotoapparat dabei und konnte so die hier gezeigten Aufnahmen machen. Und wenn ich noch daran denke, dass ein Sonnenstrahl mich letztlich auf den Weg zum Römerkastell geführt hat, so war das wieder einer meiner magischen Heilbronner Momente. (Die geisterhaften Aufhellungen im Lagerbild unten in der linken Hälfte sind jedoch Reflexionen meines in der Sonne stehenden Körpers, als ich die Tafel fotografierte.)

Den Frieden und die schlichte Schönheit des historischen Ortes genießend, gedachte ich jener römischen Legionäre, die Europa die Zivilisation gebracht hatten und seinen verfeindeten Stämme jahrhundertelang die Pax Romana (den Frieden Roms), wovon die Römischen Verträge von 1957 als Keimzelle eines vereinten Europas ein spätes Echo sind. Dabei erfrischte ich mich bei einer Apfelsaftschorle. Schließlich fuhr ich weiter, über eine holprige Straßen- und Brückenbaustelle (Saarlandkreisel) hinweg den verpassten Uferweg suchend. Es wurde auch weiterhin ein schöner Tag.

Auf Grund dieses Berichts (tel. Mitteilung vom Katasteramt) im amtlichen Online-Stadtplan von Heilbronn bei den "Sehenswürdigkeiten" als "Römerkastell" nachgetragen.
Die nahe Historie bewegt die Heilbronner so stark, dass die ferne Historie - Kelten, Römer - gern übersehen wird. Hierzu s. auch im nachfolgenden Text "meine Initiative".

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