"Das Unbegrenzte ist der Ursprung von allen."
Das lehrte schon Anaximander aus Milet (um 611 - 545 vor Chr.).
"Denn aus diesem entstehe alles und zu diesem vergehe alles.
Weshalb auch unbeschränkt viele Welten produziert werden
und wieder vergehen zu jenem, aus dem sie entstanden sind."
Ich unterscheide dabei zwischen Kosmos und Universum.
Ein Kosmos ist die gegliederte materielle Ordnung,
die aus einem gemeinsamen Ereignis hervorgegangen ist
und die wieder vergeht,
indem sich ihre Teile im Unendlichen verlieren,
dort vielleicht auf andere Kosmen oder Teile von ihnen treffen
und eventuell einen neuen Zyklus beginnen.
Das Universum dagegen ist das Unbegrenzte,
in dem sich "unbeschränkt viele Welten" bewegen.
So wie es in einem Kosmos unzählige Galaxien gibt.
Die Kosmen kommen und gehen,
doch die Energie, das Universum bleibt!
Beim "Big Bang" wurde die betroffene Materie miteinander verschränkt,
wodurch sie seitdem als Eines reagiert und zueinander hinstrebt,
um wieder Eines zu werden,
was im Großen durch die kosmische Fliehkraft verhindert wird,
die den Dingen ebenfalls durch den Big Bang verliehen wurde.
Raum und Zeit sind nicht beim "Urknall" entstanden,
wie die Physiker so salopp sagen,
sondern aus einer alten Ordnung ging eine neue hervor,
die sich der Mensch mit den Kategorien Raum und Zeit beschreibbar gemacht hat.
Das Unbegrenzte lässt sich nur schwer denken,
weshalb es für Anaximander zugleich als das "Apeiron", das "Unerfahrbare" war,
das jedoch als eine Setzung der Vernunft zu akzeptieren ist,
will man die Welt verstehen.
Nur Begrenztes ist fassbar - geistig und körperlich.
Als endliches Wesen fühlt der Mensch sich nur im Begrenzten wohl und sicher.
Am liebsten mit dem Rücken zur Wand,
so dass Gefahren überschaubar bleiben.
Während die Astronomen durch die Weiterentwicklung ihrer Instrumente
immer tiefer und differenzierter in den Weltraum blicken,
- doch sie können trotzdem immer nur sehen, was auf ihre Instrumente auftrifft -
bleibt der Mensch seiner Endlichkeit verhaftet,
es sei denn, er erkennt sich als das Bewusstsein und die Stimme des Seins
und lernt so bodenlos zu denken, wie das Universum ist.*
*s. meine Sentenz vom Juni 2005 "Ins Bodenlose denken lernen"
Bertrand Russel beschrieb in "Eroberung des Glücks" die Situation so:
"Und er wird sehen, dass derjenige, in dessen Geiste sich die Welt spiegelt,
in einem Sinne so groß wird wie die Welt selbst.
Frei von den Ängsten, die den Sklaven der Verhältnisse befallen,
wird er echte Freude kennen
und durch alle Wechselfälle seines äußeren Lebens hindurch
in den Tiefen seines Wesens von Glück erfüllt bleiben."