Zeit und Sein,
Zeit und Ewigkeit,
"Gott und die Welt" -
wie passt das zusammen?
Und doch sind beide immer zugleich und Eines.
Denn die Trennung existiert nur in den Köpfen.
Als verschiedene Aspekte des EINEN SEINS,
die Menschen durch Unterscheidungen gewinnen.
So sagte schon Parmenides in seinem Lehrgedicht "Über das Sein":
"Diese (antagonistische) Weltordnung und ihre Entfaltung
(des angeblichen Gegensatzes von Zeit und Sein)
künde ich dir in der Scheinhaftigkeit ihres Wesens,
so daß keines Menschen Meinung dich je beirre."
Wie kommen wir also zum Begriff der Zeit?
Zeitliches wird Lebewesen durch ihr Gedächtnis geschenkt.
Durch ihr Gedächtnis bringen sie die Zeit zur Welt.
Weil sie ein Gedächtnis haben,
wissen sie um die Reihenfolge von Ereignissen.
Und weil es Zustände von selbst miteinander vergleicht,
gewinnen sie ein WISSEN um Veränderung und Bewegung von Seienden.
Doch alles Seiende selbst ist ohne Zeit in seinem gegenwärtigen Nun.
Weil wir Menschen Ereignisse mit Hilfe von Uhren zeitlich einordnen können,
vermögen wir um ihre Gleichzeitigkeit oder Ungleichzeitigkeit zu wissen.
Zusätzlich gewinnen wir mit Uhren noch ein genaues Wissen von Dauer,
indem wir eine unbekannte Dauer
mit dem bekannten und als stetig gesetzten Ablauf einer Uhr vergleichen.
Daher ist das WISSEN um Reihenfolge, Veränderung und Bewegung,
um Gleichzeitigkeit, Ungleichzeitigkeit und Dauer,
eine Leistung des vergleichenden Gedächtnisses!
Doch außerhalb eines Gedächtnisses gibt es nichts,
was man DIE ZEIT nennen könnte.
Alles zeitliche Wissen betrifft Vergangenes,
während die Gegenwart ALS REINES SEIN zeitlos ist,
und die Zukunft nur in unserer Erwartungen existiert.
So ergibt sich:
Die Zeit ist das MASZ des Messens,
die Dauer ist DAS ZU MESSENDE.
Uhren sind das HILFSMITTEL des Messens,
indem sie uns NACHEINANDER Zeitpunkte geben,
mit deren Hilfe wir die Dauer ermitteln,
als die Differenz zweier Zeitpunkte.
Daran ist nichts, was nicht jedermann verstehen könnte.
Und wenn eine Uhr vom Zeitnormal abweicht,
- aus welchen Gründen auch immer! -
geht sie einfach schlicht falsch und sonst gar nichts!
Das sollten wir uns nicht ausreden lassen!
Das Hirn ist also alles andere als ein passives Organ.
Es ist eine riesige Interpretationsmaschine.
Information ist das, was das Hirn aus ausgewählten Daten macht.
Man kann auch sagen: zweckmäßig konstruiert.
Mit Willkür hat dieses Konstruieren aber überhaupt nichts zu tun!
Auch eine technischen Konstruktion ist nichts Willkürliches,
denn sie folgt ebenso den Regeln der Effizienz.
Und das Hirn tut es so diskret,
das wir sein Tun gar nicht bemerken,
solange wie wir mit seinen Interpretationen nicht in Schwierigkeiten kommen.
So wenn wir anfangen zu theoretisieren,
ohne die Arbeistweise des Gehirns zu verstehen und zu berücksichtigen.
Im Falle des WISSENS um Zeitliches ist es seine Fähigkeit,
sich zu erinnern und Erinnerungen zu vergleichen.
Und indem wir das begreifen,
erkennen wir
DIE SCHÖPFERISCHE ROLLE DES BEOBACHTERS FÜR SEIN WISSEN.
Daher gibt es die Wirklichkeit mit ihren über die Sinne hereinkommenden Daten,
aus denen das Gehirn mit seinen Mitteln seine Informationen gewinnt.
Die Information ist eine neue Ebene der Wirklichkeit,
anhand der wir uns orientieren.
Sie ist als eigenständige Mischung EINE NEUE QUALITÄT DES SEINS
aus objektiven Daten und deren subjektiver Verarbeitung
nach den Erfordernissen ihres Trägers,
zur Sicherung seines Überlebens.
Wenn wir um unsere Rolle beim WISSEN WISSEN,
verliert die Zeit alles Mystische
und wir werden geistig Herr im eigenen Haus
und hören auf, uns zum Narren zu halten.
Niemand kann uns dann etwas vormachen:
kein Philosoph mit einem noch so dicken Buch tiefsinnig erscheinender Thesen zur Zeit,
kein Wissenschaftler mit einer noch so "wissenschaftlich" klingenden Theorie,
welche die Zeit als eine Sache behandelt,
die unabhängig vom Beobachter existiert
und manipuliert werden kann.
Das sind "doxa"
- allzumenschliche Meinungen.
Merke:
Sein ist das, was den Dingen selber zukommt,
Zeit ist das, MIT dem Lebewesen das Nacheinander von Ereignissen ordnen,
Raum ist die Ordnung des Neben-, Über- und Hintereinanders.
Wir orientieren uns daher nicht IN Zeit und Raum,
sondern MIT Zeit und Raum!
Es sind Unterscheidungen, die das Hirn eigenständig selber trifft.
Solche Hilfen wie die Zeit
verdanken wir der WEISHEIT DER EVOLUTION,
die jene Wesen erfolgreicher sein ließ,
die sich ausreichend zu orientieren vermochten.
Als Homo sapiens sapiens sollten wir uns bemühen,
wenigstens ebenso weise wie diese zu sein.
Nicht Tiefsinn und Theorien bringen uns dabei weiter.
Nur eine unbestechliche Analyse
der Arbeitsweise des Gehirns
schafft die notwendige Klarheit.
Darum bin ich überzeugt:
die Zukunft der Erkenntnistheorie
gehört der NEUROPHILOSOPHIE,
als die Verbindung von neuronalem Wissen mit philosophischen Fragen,
von der ich hier ein Beispiel zu geben versuchte.