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Helmut Hille

Mein Weltbild

Ein Extrakt




"Und er wird sehen, daß derjenige, in dessen Geiste sich die Welt spiegelt,
in einem Sinne so groß wird wie die Welt selbst.
Frei von den Ängsten, die den Sklaven der Verhältnisse befallen,
wird er echte Freude kennen
und durch alle Wechselfälle seines äußeren Lebens hindurch
in den Tiefen seines Wesens von Glück erfüllt bleiben."
Bertrand Russel: Eroberung des Glücks

"Alles in der Welt ist Torheit, nur nicht die Heiterkeit."
Friedrich der Große

der Autor Von wegen: Die Natur macht keine Sprünge! Ob Quantensprung oder sog. Urknall, ob Kernfusion oder Supernova: jedes Mal entsteht etwas Neues. Und wenn Atome und chemische Elemente verschmelzen oder ein neues Lebewesen infolge geschlechtlicher Fortpflanzung entsteht, dann tritt etwas Neues in Erscheinung, das man den am Entstehungsprozess Beteiligten zuvor nicht angesehen hat, ebenso wie man Beethoven seine Sinfonien oder Picasso seine Bilder zuvor nicht angesehen hat. Letztlich muss man sagen, dass aus wenigen qualitativ unterschiedlichen Formen von Energien aus ihnen heraus unendlich viele neue Formen und Qualitäten des Daseins entstanden sind und weiter entstehen, die uns immer wieder ins Erstaunen setzen und uns nach der Ursache ihrer Entstehung fragen lassen. Diese Suche lässt uns die Weltformel für alles ohne Formel finden. - Als Ergebnis meines lebenslangen Bemühens um Klarheit veröffentlichte ich hier ab Januar 2008 jeden zweiten Monat ein so kurz und übersichtlich wie möglich geschriebenes Kapitel meines Weltbildes in bündiger Form, d.h. möglichst pro Gedanken eine Zeile, mit Ausnahme der Prämissen und der Nachbemerkung des ersten Kapitels. (Wichtige Nachträge sind als solche und mit Datum kenntlich gemacht.) Die Kapitel lauten:


1. Meine Kosmologie

"Das Sein ist ... je zusammen alles, als EINES zusammenhaltend."
Parmenides ca. 540 - 480, Über das Sein

Dies ist wahrscheinlich die einzige Kosmologie, die rein physikalisch und kausal und nur aufgrund gesicherter Befunde argumentiert.
Sie erklärt nicht nur wie bisher allein die kosmische Fliehkraft durch den Big Bang sondern auch noch diesen sowie die Entstehung und die Natur der Schwerkraft.
Sie ist also so umfassend wie möglich, noch dazu, da sie Kosmos und Universum unterscheidet:
-  Der von uns bewohnte Kosmos ist eine durch ein gemeinsames Ereignis, dem Big Bang, entstandene Untereinheit des Universums.  -
Was gibt es daran nicht zu verstehen???

Die gesicherten Befunde zur Kosmologie:  neu am 25.07.2013
Ebenso wie sich die Quantenphysik auf experimentell gesicherte Befunde stützt (s. Datei (I/B5), so sollte sich auch die Kosmologie auf unbestreitbare Tatsachen und deren Konsequenzen stützen.
Diese sind:

Schwer- und kosmische Fliehkraft existieren.
Es gilt das Gesetz von der Erhaltung der Energie.
Der Kosmos expandiert - bei Zusammenhalt seiner Untereinheiten.
Er expandiert notwendig immer schneller, weil sich mit seiner Ausdehnung die Schwerkraft im intergalaktischen Raum verdünnt.

Jede Wirkung hat eine Ursache (aber nicht jede Existenz, wie z.B. die des Universums).
Ursache der kosmischen Fliehkraft muss eine kosmische Megaexplosion gewesen sein (der sog. Big Bang);
Ursache der kosmischen Megaexplosion muss eine zusammenströmende Materie/Antimaterie sein, die bei genügender Dichte Antimaterie/Materie erzeugt.

Wenn es also außerhalb und vor unserem Kosmos notwendig etwas gegeben haben muss, damit er entstehen konnte,
dann ist spätestens an dieser Stelle die Unterscheidung von Kosmos und Universum geboten, um verständlich argumentieren zu können.
Das Universum ist ohne Grenzen in Raum und Zeit - was sollte ihm Grenzen setzen? (Daher kann es auch nur ein Universum geben.)
In ihm kann es unzählige Kosmen oder andere Erscheinungen geben.

Die Megaexplosion ist sowohl die Ursache der kosmischen Fliehkraft, als auch deren Widerpart: der Schwerkraft.
Im Moment der Megaexplosion wurde alle betroffene Materie durch Verschränkung Eines, weshalb sie sich ständig wieder vereinen will.
Physikalisch sind sich verschränkte Teile nicht fern, weshalb auch die Schwerkraft instantan wirkt.
Bei Beachtung der gesicherten Befunde zur Kosmologie ergibt sich der Rest von selbst.
(s. auch "Meine Prämissen" nach dem Universum-Text)

Nachtrag zur Einheit der Physik:  neu am 27.12.2014
So wie Newton um 1680 die Gemeinsamkeit zwischen dem Fallen eines Apfels und dem Kreisen der Planeten entdeckte,
Faraday um 1830 durch Entdeckung des Elektromagnetismus Elektrizität und Magnetismus zusammenführte,
so wird es Zeit, Schwerkraft und Verschränkung in Einem zu sehen und dadurch der Physik eine neue Richtung zu geben.


Das Universum
Das Universum ist ohne Grenzen in Raum und Zeit. Was sollte ihm Grenzen setzen?
Daher kann es auch nur ein Universum als das All-EINE geben.
In ihm gibt es unzählige Kosmen, so wie es in einem Kosmos unzählige Galaxien gibt.
Kosmen gehen aus einer Megaexplosion zusammenströmender Materie hervor (sog. Urknall eines Kosmos).
Auslöser der Megaexplosion ist nach heutigem Verständnis Antimaterie, die bei ausreichender Verdichtung wirksam wird.
(Hierzu muss die Materie weder totale Homogenität erreicht haben - enthielte also schon die Keime der neuen Galaxien -, noch auf einen extrem kleinen Radius verdichtet gewesen sein, was die inflationäre Phase erübrigt.)
Nachtrag Mai 2018: Materie und Antimaterie verschwanden zwar bei der Megaexplosion, doch nicht im Nichts, sondern aus ihrer Energie ist in mehreren Schritten die Materie entstanden, die wir kennen. (Energieerhalt) Verschwunden sind dagegen alle vorherigen Formatierungen und Daten. Aus "Licht", das weder Materie noch Antimaterie ist, wurde in mehreren Schritten die Materie, die wir kennen. Besagt die Gleichung E = m · c² genau dieses?
In der Megaexplosion wird alle betroffene Materie zu einer neuen Einheit verschränkt.
Verschränkungen eingehen zu können, ist eine allgemeine Eigenschaft der Materie.
Verschränkte Einheiten, gleich ob Teilchen oder Kosmos, reagieren als ein Ganzes unabhängig von Raum und Zeit (Nichtlokalität).
Sie sind sich nicht "fern" - wir sehen sie nur so.
Die Anfangsverschränkung gibt sich als Schwerkraft zu erkennen, die alle Teile der neuen Einheit zueinander hinstreben lässt.
Parmenides (ca. 540 - 480 vor der Zeitrechnung): "Das Sein ist ... je zusammen alles, als EINES zusammenhaltend."
Die Mechanik ist deshalb durch folgendes Theorem zu ergänzen:
"Jede existierende Materie hat zwei komplementäre Aspekte: ihren eigenen und den des Ganzen.
Ihr eigener Aspekt wird als Trägheit erfahren, der holistische Aspekt zeigt sich als ihr auf sie gerichteter Anteil am Schwerefeld."

Einheit der Welt: Alles übt Schwerewirkungen aus und alles unterliegt ihr.
Einheit der Physik: Das Theorem kennt kein "Problem der Quantengravitation", da Quanten und Gravitation zusammengehören:
Einheit der Natur: Die Natur ist EINE. Gegensätze sind nur vom Menschen für seine Zwecke gesetzt.
Das Schwerefeld ist eine zu jeder Form von Materie gehörende unverlierbare permanente Eigenschaft (Gravitationskonstante) unabhängig davon, ob Strahlung "Masse" hat oder nicht.
Auch Strahlung ist Materie. Man mache keine künstliche Unterscheidung. Zudem ist "Masse" keine Materie, sondern das Maß der Trägheit, also eine Messgröße.
Es gibt also mehr Schwerkraftquellen, als man bisher in Ansatz gebracht hat.
Sie kommen vor allem außerhalb großer Materieballungen wie im Halo von Galaxien zum Tragen.
Die Hypothese einer "dunklen Materie" zeigt m.E. nur die Grenze der verwendeten Einsteingleichungen. Man nehme bessere! s. (I/B5)
Das Schwerefeld verteilt sich gleichmäßig im Raum, d.h. seine Schwerewirkung schwindet mit dem Quadrat der Entfernung (= gleiche Menge der Energie in jedem Abstand).
Wegen der mit der zunehmenden Ausdehnung eines Kosmos verbundenen Ausdünnung der Schwerefelder im intergalaktischen Raum erhöht sich die Fluchtgeschwindigkeit seiner Galaxien. Hierzu bedarf es keiner zusätzlichen Annahmen.
Verstärkend kann aber wirken: Wegen der Quantelung der Energie kann sich die einem Körper zugehörende Schwerkraft nicht beliebig verdünnen, deren Reichweite ist also begrenzt.
Es gilt also nicht nur die bekannte Gravitationskonstante genauer zu ermitteln, sondern auch die Reichweite von Feldern anhand des Planckschen Wirkungsquantums.
Darüberhinaus kann es sein, dass unser Kosmos Teil einer Übereinheit ist, die zusätzlich von außen auf ihn einwirkt (s. unten).
Die Schwerkraft ist vom ersten Moment an am Ort ihrer Wirkens.
Sie ist daher weder Fernwirkung, noch muss sie den umgebenden Raum zuvor "krümmen", was ja dann gerade erst eine Fernwirkung wäre.
(Abgesehen davon, dass es keine physikalische Sache "Raum" gibt, der man auch nur ein Härchen krümmen könnte.)
Die Dichte des Schwerefeldes eines Objekts ergibt sich durch die Menge und den Abstand seiner geballten Materie und ggf. der sie umgebenden Strahlung einschließlich des Lichtes und der Neutrinos.
Da das Schwerefeld auf jedes Teilchen und dabei in gleicher Weise wirkt, kommt es beim Fallen einzig auf dessen Dichte an, nicht jedoch auf die Menge, Form oder Natur des Fallenden.
Als übergeordnete emergente Eigenschaft bleibt zudem das Schwerefeld von wechselnden Konfigurationen der Teilchen unberührt.
Schon nach Newton sind Körper nicht die Ursache ihrer Schwerkraft, sondern nur deren Mittelpunkt (Principia, Definition VIII), weshalb es falsch war und ist, Newton die Annahme von Fernwirkungen zu unterstellen.
Auch wenn er vereinfachend ihr Zentrum als Rechenansatz nutzte, so war ihm klar, dass die Schwerewirkung mit den einzelnen Teilchen verbunden ist.
Für sonnennahe Ereignisse ist wegen der Ausdehnung und der verschiedenen Dichte der Sonnenmaterie Newtons Schwerkraftgleichung daher zu wenig genau.
Wie die Periheldrehung sonnennaher Planetenbahnen zeigt, dreht sich wahrscheinlich das Schwerefeld mit der zugehörigen Materie mit. Warum nicht?
Der Schwerkraft wirkt die ebenfalls durch die Megaexplosion entstandene kosmische Fliehkraft entgegen, die sich im Großen - infolge der Verdünnung des Schwerefeldes im intergalaktischen Raum - immer mehr durchsetzt.
Mit ihr kommt die 2. unverlierbare Eigenschaft aller Materie, zu der auch die Strahlung gehört, zum Tragen: die ihr immanente Trägheit.
Die Resultierende beider Kräfte ist ein gegliederter Kosmos, wovon der von uns beobachtbare Himmel ein Beispiel gibt.
Seine Gliederung allein schon ist der zwingende Beweis, dass es die Megaexplosion gegeben haben muss, die freilich nur ein Durchgangsstadium von Materie war.
Die Galaxienflucht zeigt, dass die Fliehkraft überwiegt, so dass sich seine Teile im Unbegrenzten verlieren werden, während in engen Sternverbänden, wie Galaxien, Kugelsternhaufen und Planetensystemen, die Schwerkraft weiterhin noch lange für Zusammenhalt sorgt (Inseln der Stabilität).
Im Unbegrenzten treffen Teile vielleicht einmal auf andere Materie, mit der sie dann eine neue Verschränkung eingehen und so eine neue Untereinheit des Universums bilden.
Oder sie treffen auf Welten aus Antimaterie, wodurch es ebenfalls zu neuen Megaexplosionen kommt. (Günther Faust)
Zusätzlich kann es sein, dass unser Kosmos Teil einer Übereinheit ist, der er schwerkraftmäßig oder in anderer Weise unterliegt.
Die Anfangsbedingungen eines Kosmos sind maßgeblich für die in ihm durch Emergenz entstehenden Ordnungen vom Atom, über Galaxien bis zum Leben.
Dabei lässt das universelle Gesetz der großen Zahl - neben wahrscheinlich unzähligen anderen Kosmen - auch solche entstehen, in denen intelligentes Leben nach Ursachen fragt.
Jeder Kosmos hat ganz einfach immer jene Ordnungen, die er zulässt, ohne dass da jemand zuerst eine "Feinabstimmung" der Fundamentalkräfte vornehmen muss.
Die Suche nach dem großen "Feinabstimmer" entspricht nur einer menschlichen Denkgewohnheit, denn Menschen müssen gezielt handeln, um in überschaubarer Zeit zu einem Erfolg zu kommen.
Doch in einem Universum ohne Grenzen in Raum und Zeit spielt für Unbelebtes weder die Zeit noch die Zahl eine Rolle. Auch hat Unbelebtes keine Ziele*, sondern entwickelt sich nach seinen Möglichkeiten. (die drei großen Z)
Dies alles verstehe ich als Denkanstöße und als Werbung für ein Weltbild von großer Einfachheit, Klarheit und Schönheit, beruhend auf der konsequenten Beachtung des Satzes vom Erhalt der Energie.

Fazit: Die Kosmen kommen und gehen, doch die Energie, das Universum bleibt!

Meine Prämissen

Als Erstes gilt es "Universum" als das unbegrenzte All-Eine und "Kosmos" als eine durch ein gemeinsames Ereignis gegliederte begrenzte Ordnung im All-Einen zu unterscheiden. Das ist der Schlüssel meiner Kosmologie. Die gängige ständige Vertauschung beider Begriffe muss ein Ende haben. Auch ist die heute zunehmende, schon etwas fortschrittlichere Rede von parallel existierenden Universen logisch und grammatisch unzulässig. Es kann nur EIN All-Eines geben! Anderenfalls wäre es kein Universum. Nur die korrekte Verwendung der Begriffe verhilft zur Klarheit des Denkens!

Als Zweites gilt es den Satz von der Erhaltung der Energie ohne Wenn und Aber zu beachten. Mit ihr erübrigt sich die heute so beliebte irrationale These von der Entstehung der Welt (bzw. des Kosmos und paralleler Universen) aus dem "Nichts", deren Entstehung auch durch die Zuhilfenahme Gottes oder eines Quantenschaums nicht verständlicher wird. Physik und Kosmologie sind m.E. nur solange strenge Wissenschaften, wie ihnen der Satz vom Erhalt der Energie zugrunde liegt. Ohne ihn wird alles Argumentieren beliebig.

Zusätzlich sehe ich, vielleicht als Erster, die Fähigkeit der Materie, Verschränkungen eingehen zu können, als eine allgemeine Eigenschaft von ihr an und benenne zudem ganz klar die Quelle von kosmischer Schwer- und Fliehkraft: die Megaexplosion bei der Geburt unseres Kosmos. Ich denke von der Sache her und verwende die Begriffe in ihrer uns Verständnis gebenden Bedeutung. Wer z.B. nicht Universum und Kosmos, Materie und Masse, Zeit und Uhr usw. usf. unterscheiden kann (oder will), weiß letztlich gar nicht, von was er redet.

Daher halte ich es auch für wichtig, physikalische Messgrößen physikalische Größen sein zu lassen, mit denen wir uns die Welt rein geistig aneignen. Bei mir werden Messgrößen nicht zu physikalischen Pseudogegenständen mit denen heute so gern argumentiert wird. Diese Pseudophysik hat die Physik von ihrem wahren Gegenstand - der Materie in jeder Form - am meisten entfremdet, weshalb sie neu erfunden werden müsste, wie der Untertitel von Robert B. Laughlins Buch "Abschied von der Weltformel" ("A Different Universe - Reinventing Physics from the Bottom Down" 2005 bei Basic Books, deutsch 2007 bei Piper) besagt, auch weil sie in ihrem Reduktionismus und Materialismus emergente Phänomene bisher zu wenig bis gar nicht gewürdigt hat.

Letztendlich geht es also noch darum, der Idee der Emergenz in der Physik mehr Raum zu geben. Schon die Bildung von Antimaterie, die zum "Urknall" führt, ist ein emergentes Phänomen der großen Zahl auf engen Raum, das eine neue dominierende Ordnung - den Kosmos - bewirkt, welche man der zugrundeliegende Materie nicht ansieht - die sie jedoch regiert! Diesen urschöpferischen, weil nicht weiter ableitbaren Prozess empfand Einstein in seiner religiösen Metaphorik als Gedanken Gottes als des Schöpfers von allem. Und er sah ganz richtig, dass bei Verständnis und Akzeptanz dieses Prozesses, der gewissermaßen die Urformel ohne Gleichung ist, restliche Fragen "nur noch Details sind" bzw. wie ich oben sage, dass bei Beachtung der gesicherten Befunde sich der Rest (sogar) von selbst ergibt.

Der gegliederte Kosmos ist die größtmögliche Darstellung eines emergenten Phänomens,
während vernunftbegabtes Leben die am stärksten emergente Erscheinung ist, von der wir wissen.
Ich denke, die Gemeinsamkeit beider angemessen zu verstehen, ist die größte Herausforderung eben dieser Vernunft
und der Gegenstand meines Bemühens.

Diese Herausforderung hat auch schon Kant bewegt als er in der "Kritik der praktischen Vernunft" schrieb: "Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir. ... (und wie) ich mich mit allen jenen sichtbaren Welten nicht wie dort in bloß zufälliger, sondern (in) allgemeiner und notwendiger Verknüpfung erkenne."

nachgetragen am 21.10.2012
Und wie rational dachten antike Denker?

Lukrez (96-55): "Stets regen sich (im Kosmos) alle Dinge auf allen Seiten in unablässiger Bewegung und sie ergänzend schnellen ewig Materiekörper aus dem Unendlichen hervor." - Wohlgemerkt: aus dem Unendlichen und nicht aus dem Nichts!

Schon vor über 2500 Jahren schrieb Parmenides, was immer gelten wird: "Denn niemals kann erzwungen werden, daß (etwas) ist, was (vorher) nicht ist. Im Gegenteil, du sollst das Verstehen von diesem Weg der Untersuchung zurückhalten und die vielerfahrene Gewohnheit soll dich nicht zwingen, über diesen Weg das ziellose Auge schweifen zu lassen, das widerhallende Ohr und die [sprechende] Zunge [gemeint ist das Vertrauen auf Hörensagen]. Nein: beurteile in rationaler Weise die streitbare Widerlegung, die ich ausgesprochen habe."

Heraklit (ca. 544-483): "Die gegebene schöne Ordnung aller Dinge, dieselbe in allem, ist weder von einem der Götter noch von einem der Menschen geschaffen worden, sondern sie war immer, ist und wird sein; Feuer, ewig lebendig, nach Maßen entflammend und nach [denselben] Maßen erlöschend."

Bereits noch früher hatte Anaximander aus Milet (um 611-545) gelehrt: "Der Ursprung der seienden Dinge ist das Unbegrenzte. Denn aus diesem entstehe alles und zu diesem vergehe alles. Weshalb auch unbeschränkt viele Welten produziert werden und wieder zu jenem [Unbegrenzten] vergehen, aus dem sie entstehen." - Das ist gewissermaßen die früheste Kurzfassung meiner Kosmologie.

Nachbemerkung:
Nach der DPG-Tagung Anfang März 2008 in Freiburg (Breisgau)* habe ich den Haupttext im Mittelteil geringfügig ergänzt. Die Tagung zeigte mir, dass die u.a. am Cern bei Genf am LHC** (Large Hadronen Collider) mit riesigem Aufwand geplante Suche nach dem Higgs-Boson, dem teuersten Experiment der Welt mit tausenden von Physikern und Ingenieuren und haushohen Detektoren, wie auch die emsige Suche nach einer Quanten- und Relativitätsphysik scheinbar vereinenden Stringtheorie letztlich auf Theoreme Einsteins zurückgehen, die sich bisher nicht überzeugend bestätigt haben. "Die Vereinigung dieser beiden Gebiete bereitet ungleich größere Schwierigkeiten als die Formulierung der nichtrelativistischen Quantenmechanik." (Detlev Buchholz in Physik Journal 7/2008 S. 46) Um die Theoreme und Einsteins Ansehen zu retten, wagen sich Physiker in ihrer Not auf Gebiete vor, die völlig faktenfrei sind, weshalb ja Beliebiges postuliert werden kann. Es ist natürlich unmöglich sie von der Vergeblichkeit ihres Tuns zu überzeugen, wenn sie gerade Gegenstand ihrer von der Öffentlichkeit finanzierten teuren Arbeit sind, die ja irgendwie gerechtfertigt dastehen muss. Erst wenn bezüglich beider Ziele einmal nichts als Ausreden gefunden wurden, werden einige vielleicht bereit sein, kritisch nachzudenken, um nicht weiterhin dem Phantom der Raumzeit und ebenso der Masse als einer eigenen messbaren Sache hinterherjagen zu müssen, statt endlich zu begreifen, dass es sich bei ihnen um rein geistig existierende physikalische Messgrößen handelt, mit denen wir Aspekte von Erscheinungen erfassen. Bei den emsigen relativistischen Bemühungen zur Rechtfertigung des Materialismus Geistiges mit Hilfe von Instrumenten real habhaft zu werden, muss ich unwillkürlich immer an die Bürger von Schilda denken, die das Licht in Säcke einfangen wollten, was natürlich auch nicht gelingen konnte. So kann man auch die Zeit nicht "messen", weil sie das Maß des Messens ist, nämlich das Maß der Dauer, das - wie alle Maße und ihre Einheiten (Normale) - der internationalen Vereinbarung bedarf, was man als Wissenschaftler doch wahrlich wissen müsste, will man denn überhaupt verstehen, was man tut und wovon man spricht. Alle diese Verkehrtheiten passieren immer dort, wo man im Gefolge des als "Chef-Ingenieur des Universums" hochgejubelten Einsteins keine Differenz zwischen Beobachter und Beobachtetes kennt oder wahr haben will, der als Autist keine kannte, - nach den Erfolgen der Quantenphysik ein Anachronismus und ein unverantwortliches Tun, das in Verachtung alles Geistigen einschließlich Vernunft und Sachverstand letztlich nur der Vertuschung der Beobachterrolle dient - wobei viele Physiker sich dieser subversiven Absicht gar nicht bewusst sind, sondern sich einfach auf ihre Vordenker verlassen. In der Abwandlung eines Wortes von Lichtenberg muss man ihnen daher sagen: Wer nur Physik versteht, versteht auch die nicht recht.
*Meinen DPG-Vortrag in Freiburg "Der Humanfaktor in der Wissenschaft" finden Sie auf ZEIT UND SEIN als Nr. (6) der Tagungsbeiträge.
**Der LHC wird von den Medien "Urknallmaschine" genannt. Inzwischen gestartet (und schon wieder abgeschaltet, seine Inbetriebnahme wird jeden Monat um weitere Monate verschoben). Hier sollen in Zukunft neue Teilchen entstehen, jedoch nicht aus dem Nichts, wie die gängige Kosmologie lehrt, sondern durch den Zusammenprall von aufeinandertreffenden Elementarteilchen gemäß meiner obigen Version. Zuerst will man das Higgs-Boson finden. Sollte hier, wie von mir vermutet, ein Erfolg ausbleiben, könnten die Experimente tatsächlich Ausgangspunkt einer neuen Physik werden, wie einige Forscher hoffen. Freilich kann dies nur geschehen, sofern Physiker auch ein Verständnis für Emergenz entwickeln und nicht weiterhin nur auf den Reduktionismus setzen, der den LHC hervorgebracht hat. Entscheidend für den geistigen Fortschritt ist immer, was in den Köpfen der Menschen passiert oder eben nicht passiert. Oft fehlt es am Mut zu Neuem und man versucht lieber durch willkürliche Ad-hoc-Annahmen bestehende Theorien hinzubiegen. Bereits Einsteins spezielle Relativitätstheorie ist eine solche inzwischen über 100 Jahre alte Ausrede, welche die Fakten des Michelsonexperiments im erwarteten Sinne deutet, ohne dass dafür ein sachlicher Anlass bestand. Den versucht man bis heute durch immer teurer werdende Experimente nachzureichen, deren tieferen Sinn niemand versteht, da die ihnen zugrundeliegende Problematik nicht thematisiert wird. Siehe hierzu (Juni 2016 neu): "Der Paradigmenwechsel von 1905" auf (I/B16). Neue Gesichtspunkte zur Kosmologie möchte man bitte meinen fortschreitenden DPG-Tagungsbeiträgen auf ZEIT UND SEIN entnehmen.
"Meine Prämissen" neu gegliedert und formuliert am 11.02.09; ergänzt am 24.02.09; Kantzitat eingefügt am 21.10.12; "Die gesicherten Befunde" neu am 25.07.2013; diese und das Vorwort erweitert am 10./11.01.2014; Satz zur Reichweite der Gravitation vom 17.01.2014 neu; parallele Universen und Parmenideszitat über das Sein am 19.01.2014 neu; Nachtrag zur Einheit der Physik neu am 27.12.2014; einige Zeilenumbrüche beseitigt am 10.02.2016; Nachtrag vom Mai 2018

Schlüsselwörter:
gesicherte Befunde, Universum, ohne Grenzen, Kosmen, Megaexplosion, Anfangsverschränkung, Nichtlokalität, Schwerefeld, Quantelung der Schwerkraft, kosmische Fliehkraft, Übereinheit, das Unbegrenzte, antike Denker, Emergenz

Details s. u.a. (I/C3) "Gottes Urknall?" und Details zur Gravitation auf (I/B5) "Gedanken zur Gravitation" sowie (I/C9) "Lob der Gravitation"; Kurz- und Zusammenfassung s. (I/C8) "Das Universum" und (I/C11) "Meine Nobelpreisrede" mit weiteren Folgerungen sowie den Tagungsbeitrag (8) auf ZEIT UND SEIN "Die gesicherten Befunde zur Gravitation und Kosmologie" und (10) die Serie von 2018


Emergenz - die Weltformel für alles (ohne Formel)

Zum Thema "Emergenz" fand ich im Heft MaxPlanckForschung 4/2008 auf S. 38 folgenden bemerkenswerten Text: "Schon 1972 warnte der US-amerikanische Physiker Philip W. Anderson im Wissenschaftsmagazin SCIENCE vor den Konsequenzen einer reduktionistischen Forschungsphilosophie, wie sie damals vorherrschte. Sie geht davon aus, dass man die Dinge verstehen kann, in dem man sie in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt. ... Anderson hielt dagegen, dass der Reduktionismus makroskopische Phänomene wie Festkörper, Pflanzen, Menschen oder das Universum niemals vollständig wird erklären können. Er schloss seinen Aufsatz: 'Das Ganze ist nicht nur mehr, sondern etwas ganz anderes als die Summe seiner Teile.' "Um das Verhalten von großen und komplexen Konglomeraten aus Elementarteilchen zu verstehen, müsse Forschung betrieben werden, die genauso fundamental sei wie die Erforschung der kleinsten Partikel selbst."  (Philip W. Anderson ist am 29. März 2020 im Alter von 96 Jahren in Princeton, New Jersey USA gestorben. Das Physik Journal vom Juli 2020 widmete seinem Nachruf eine ganze Seite. Von seiner Ablehnung des Reduktionismus als einziger Forschungsmaxime steht trotzdem leider nichts im Nachruf. Das ist die Art, wie Physiker heute ohne Skrupel mit der Wahrheit umgehen - nach Gutsherrenart, ohne Respekt.)
nachgetragen am 04.04.2009; Foto: Physik Journal Newsletter 7/2017, P.W.Anderson auf Buch zu seinem 90. Geburtstag; am 04.07.2020 Erwähnung seines Nachrufs; 22.11.2020 ergänzt

Emergenz ist die lange gesuchte Weltformel für alles (ohne Formel).
Emergenz ist das Auftauchen vorher nicht vorhandener Eigenschaften durch "Mischung",
daher nimmt Emergenz weder den Dingen etwas, noch gibt sie ihnen etwas von außen dazu.
Emergenz lässt die Zukunft offen.
Gerade das freie Spiel der Kräfte sorgt für immer neue Qualitäten, die nicht vorauszusehen sind
und welche die Basis weiterer Qualitäten bilden.
Emergenz schränkt die offenen Möglichkeiten nicht ein, sondern vervielfacht sie,
ganz im Gegensatz zu einer reduktionistischen Weltformel, für die alles von Anfang an festgelegt wäre.
Wie man dem Wasserstoffatom, dem einfachsten aller Atome, sein Potential nicht ansieht, die lange Reihe der Atome zu bilden,
so auch nicht den Stammzellen des Lebens,
weil beider Omnipotenz emergenter Natur ist.

Ich denke, die Geschichte des Universums wie des Lebens ist die Geschichte dieses unausschöpflichen emergenten Potentials, das die Erscheinungen regiert.


2. Der geheime Schöpfer

Der Mensch trifft auf eine unendliche Vielfalt von Dingen und Lebewesen.
Wegen seines prinzipiellen Nichtwissens schließt der Mensch von sich auf andere und nimmt als erfindendes und schaffendes Wesen an, das alles von einem dem Menschen ähnlichen, wenn ihm auch weit überlegenen Schöpfer erfunden und geschaffen sein muss.
Doch ist ein aus dem Nichts auftauchender Schöpfergott, der das alles kann, nicht noch viel wunderbarer als alle an Materie gebundenen Geschöpfe mit ihren begrenzten Fähigkeiten?
Will man hier nicht ein Rätsel durch ein noch viel größeres "lösen"?
Bleibt zum Schluss wirklich nur der Glaube?

Kritisch Denkende begannen nach immanenten Ursachen zu fragen und zu forschen.
Der Gestaltwandel von Pflanzen und Tieren gab ihnen hierzu Hinweise.
Auch die Geologen erkannten in der Gestalt der Erdoberfläche das langjährige Wirken irdischer Kräfte.
So wurde es immer weniger nötig, einen geheimen außerweltlichen Schöpfer zu bemühen.
Es blieben jedoch Fragen, wie die nach dem Ursprung der Welt, dem Ursprung des Lebens, nach der Entstehung der Arten, der Seele und des Geistes.

Wenn man jedoch zwanglos annimmt, dass das Universum keine Grenzen in Raum und Zeit hat, dann entfällt die Frage nach seinem Ursprung und es bleibt kein Platz für einen geheimen Schöpfer außerhalb der Welt.
Der Schöpfer muss also innerhalb der Welt sein, in den Dingen selbst.
Daher können wir auch sein Wirken beobachten.
Es ist nur unser eigennütziger Umgang mit den Dingen, der uns auf sie herabsehen lässt.
Wenn aus der Verbindung von Eisen und Nässe durch Katalyse Rost entsteht, dann ist etwas Neues entstanden, das vorher nicht da war und das man auch den beiden Reaktionspartnern nicht angesehen hat.
Antike Denker nannten den Vorgang "Mischung", jedoch Mischung durch innige dauerhafte Verbindung, so wie ein Kind die eigenständige, nicht aufhebbare Mischung seiner elterlichen Gene ist.

Physikalisch entspricht dieser dauerhaften Verbindung die "Verschränkung".
So sind alle Atome und chemischen Elemente das Ergebnis solcher Verschränkungen zu einer neuen Einheit durch einmalige Aufnahme oder Abgabe von Energie, ggf. unter hohen Temperaturen und/oder Drücken bzw. durch Katalyse.
Voraussetzung ihrer Verschränkung ist die Fähigkeit der Materie, sich zu verbinden (Affinität).
Durch die Verbindung unterschiedlicher Qualitäten entstehen in ihrer Wirkung nach außen hin neue Qualitäten.
Dieses "Auftauchen" neuer Qualitäten nennt man in der englischen Metaphysik "Emergenz".
Emergent sind alle Phänomene, die infolge der Selbstorganisation der Materie nicht auf subatomare Gesetze zurückgeführt werden können, wie dies Reduktionisten in ihrem Materialismus versuchen, sondern sich diese unterordnen.
Emergenz ist das Zeichen des geheimen Schöpfers.
Sie beruht auf dem Vorhandensein unterschiedlicher Qualitäten und ihrer Neigung, sich zu neuen Qualitäten zu verbinden oder bei Zerfall oder Zerstörung neue Qualitäten, d.h. neue Ordnungsmuster zu bilden.
Welche Qualitäten aufeinandertreffen ist Zufall. Da ist niemand der ihr Treffen lenkt. So ist der Zufall die Regel.
Doch wenn sie aufeinandertreffen, reagieren sie notwendig gemäß ihrer Struktur, was nach außen hin als das Wirken von Kraft aufscheint.

Auch wenn wir die Entstehung neuer Qualitäten wie von Helium in der Sonne oder die Entstehung des Lebens und seiner Artenvielfalt nicht bis in die letzte Einzelheit kennen und wegen ihres emergenten Charakters vielleicht auch niemals ganz wissen werden, denn es ist ja spontan etwas Neues entstanden, das nicht abgeleitet werden kann, so können wir jedoch die Fortentwicklung der Dinge nicht nur gut beobachten, sondern auch beherrschen, wie Physik und Chemie dies tun und wie es inzwischen auch der Reproduktionsmedizin im Biologischen gelingt.
Hier lenkt der Mensch, sein Wissen nutzend, oder er probiert - wie die Natur - einfach mal etwas aus (Versuch und Irrtum).
Doch von einem lenkenden "intelligenten Designer" als überirdischer Person wissen wir überhaupt nichts, weshalb mit ihr auch nichts erklärt werden kann.
Richtig und notwendig ist jedoch, dass diese schöpferische Fähigkeit durch Paarigkeit seit Ewigkeit in den Dingen angelegt sein muss.
Insofern ist der Schöpfergott oder der intelligente Designer die mythische Personifizierung dieser ewigen Potenz der Selbsthervorbringung und nicht ein außerhalb der Schöpfung stehendes noch dazu menschenähnliches Wesen.
Diese außerhalb der Schöpfung stehende Person ist nur der Spiegel des eigenen isolierten Egos, das sich nicht als Teil des Ganzen begreift.
Jedoch in der Idee eines (schon vor dem Urknall existierenden) ewigen Gottes und Schöpfers steckt mehr Wahrheit, als in der Idee eines Urknalls, als der Entstehung der Welt aus dem Nichts, die nicht nachvollzogen werden kann.

Eine genaue Übersetzung des 1. Satzes im Ersten Buch Mose, wie ich sie im Internet wenn auch mit Vorbehalt fand, belegt die hohe Spiritualität des Textes, die meiner Deutung des Göttlichen als ein immerwährendes immanentes schöpferisches Prinzip sehr entgegenkommt, wobei die betonte Paarigkeit für emergente Zeugung steht - im Himmel wie auf Erden. So auch Parmenides: "Das Mehr an Mischung (unterschiedlicher Qualitäten) nur ist ihnen Gedanke."
Die Entstehung des Universums  (wenn das Universum selbst ewig ist, dann ist dieses der Schöpfer aller Erscheinungen)
"BeReschit Bara Elohim At HaSchamajim At HaAretz." Das ist der erste Satz der Bibel im hebräischen Original. Im Unterschied zum deutschen Satz fallen 5 gravierende Unterschiede auf:
"BeReschit" bedeutet wörtlich nicht AM Anfang, sondern IM Anfang. Die Form "AM" suggeriert eine Position Gottes außerhalb (neben, wie z.B. AM Ufer) des Universums, wobei mit IM ganz klar verdeutlicht wird, dass es diese Trennung nicht gibt.
"Bara" ist nicht die Vergangenheitsform SCHUF, sondern die Gegenwart SCHAFFEN.
"Elohim" bedeutet wörtlich nicht Gott, sondern ein beidgeschlechtliches Wesen dass sowohl Eins ist und auch Vieles (die bloße Übersetzung mit "Götter" ist falsch).
"Schamajim" ist nicht der Himmel, sondern das "Paar Himmel", ähnlich wie ein Paar Schuhe, also ZWEI.
Die beiden "At" Silben stehen vor Schamajim (Himmel) und Aretz (Erde). Im Deutschen fehlen sie. Ihre Bedeutung ist ESSENZ, also das Archetypische oder die Idee von etwas.
Im Zusammenhang lautet das:
"In sich selbst schafft jetzt ein beidgeschlechtlisches Wesen, dass zu gleich ein und vieles ist, das Vorbild des Himmelspaares und das Vorbild der Erde."
Es geht um das Prinzip des Schöpferischen, wie durch Vereinigung von Verschiedenen dauerhaft Neues entsteht.
AGS
nachgetragen am 21.12.2010

Es ist daher falsch, zwischen der Idee der Evolution und den Aussagen der Bibel einen absoluten Gegensatz zu sehen. Im Gegenteil!
Wie vieles in ihr, äußerten sich ihre Autoren in Gleichnissen, die auf die Sprache und das Verständnis ihrer damaligen Hörer abgestellt sind.
Und genau um dieses Verständnis sind auch immer die im Zeitgeist liegenden Übersetzungen bemüht (Luther: "dem Volk aufs Maul geschaut.").
Ich gehe hier anschließend von einer mir vorliegenden Bibel von 1951 aus (Verlag R. Brockhaus Wuppertal-Elberfeld).
"Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde." - Richtig: Es muss eine Kraft geben, die alles bewirkt.
Die 6 Tage (eigentlich "jom" = Zeitabschnitt), an denen nach Aussage der Bibel Gott die Welt schuf, sind die gar nicht so falsch gesehenen kosmologischen und geologischen Epochen.
Aber es gibt keinen Stillstand! Das Leben des Einzelnen ist nur zu kurz, um Wandel wahrzunehmen.
"Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern."
Wie Wasser ganz richtig als Voraussetzung allen Lebens gesehen wurde, so wurde auch richtig verstanden, dass eine schöpferische Potenz verbunden mit Energie (der schaffende Schöpfer) hinzukommen muss, damit Leben entstehen kann.
(Die "Ursuppe", in der dies geschieht, gibt es am ehesten in den Tiefen der Meere um nicht zu heiße Hydrothermalquellen herum (weiße Raucher), die - als Voraussetzung emergenter Prozesse - zudem einen zuverlässigen Strom von Energie liefern.)
Und steht nicht auch im ersten Buch Mose:
"Und Gott sprach: Die Erde lasse Gras hervorsprossen, Kraut das Samen hervorbringen, Fruchtbäume, die Frucht tragen nach ihrer Art."
Und es steht auch: "Die Erde bringe hervor lebendige Wesen nach ihrer Art: Vieh und Gewürme und Getier der Erde nach seiner Art."
Freilich war das Zutrauen zur Erde nicht sehr groß, weshalb es anschließend heißt, dass Gott das Getier und Vieh dann doch lieber gleich selber machte.
Aber was heißt das schon, dass Gott etwas "machte"???
Und wie "machte" er es denn?
Wenn es im ersten Buch Mose heißt, dass Gott den Menschen aus dem Staub des Erdbodens bildete und ihn in seine Nase den Odem des Lebens einhauchte, dann ist das m.E. nur die Kurzfassung der gesamten biologischen Evolution als emergentes Ereignis.
Und musste nicht auch Gott lt. Bibel zur Erschaffung Evas auf Adams DNA in Form einer Rippe zurückgreifen, um aus ihr ein verwandtes Wesen machen zu können?
Arbeitet die Evolution des Lebens nicht ganz ähnlich, vorhandene Ressourcen ökonomisch immer wieder nutzend?
Machen heißt doch nur, dass eine ewige Potenz existiert, die damals wie heute alles bewirkt.
Und sie ist in den Dingen!
Und wenn der "intelligente Designer" wirklich intelligent war, dann hat er sich entlastet und andere für sich arbeiten lassen, z.B. die Evolution, wie das große Chefs immer noch tun.
Besser aber noch: die Evolution ist selbst jene große Intelligenz, für welche, im Gegensatz zum Menschen, weder die Zeit noch die Zahl der Objekte eine Rolle spielt, da ihr Vorrat an beiden unendlich ist,
die einfach durch Emergenz immer neue Möglichkeiten eröffnet, ohne das da von außen etwas mühsam gesteuert werden muss.
Der Zufall ist so kein Zufall, sondern er liegt im Gesetz der großen Zahl begründet, die alles irgendwann und irgendwo ermöglicht, ohne dass da jemand lenkend eingreifen muss.
Und wenn die Bibel für Adams Seele und Geist den Odem Gottes bemüht, dann trägt sie dem Rechnung, dass beide als emergente Eigenschaft rein materiell nicht erklärt werden können.
Gerade eine Emergenzen bedenkende Wissenschaft lässt uns die genannten Aussagen des ersten Buch Mose als erstaunlich sinnvoll verstehen.
Umgekehrt sind sie daher auch nicht als Argumente gegen die Erkenntnisse der Wissenschaft geeignet - soweit diese selbst undogmatisch ist.
Dass Anfänge nicht völlig aufgeklärt werden können, ist kein Gegenargument, sondern ist im Wesen von Emergenz begründet, deren Ergebnis aus den beteiligten Wirkpartner nicht abgeleitet werden kann.

Alle Anfänge liegen notwendig im schöpferischen Dunkel.
Das kreative Moment des emergenten Prozesses ist die eigentliche, nicht aufhebbare Unschärfe aller Forschung, was auch von Forschern noch nicht immer verstanden wird.

Mutmaßungen zu Gott: Es gibt so viele Deutungen der göttlichen Trinität (Gottvater, Gottes Sohn, Heiliger Geist), nicht nur im Christentum, dasss es auch erlaubt sein muss, auf der Grundlage der Neurotheologie (s. Datei (II/12c) "Was besagt der Gottesbegriff?") hier einen weiteren Vorschlag zu machen, wobei zu der ersten Erscheinunng, nämlich was unter Gott (Gottvater) zu verstehen ist, weitgehend Einigkeit herrschen dürfte: Also Gott als die Verkörperung des ewig Existierenden und Schöpferichen bringt durch seine Natur die Welt hervor und hält sie im Sein. Gottes Sohn, als zweite Erscheinung, ist dann am Ende der Evolution der im Menschen "eingeborene Sohn", der in der dritten Erscheinung die Welt geistig erfasst und sich als Teil und als Stimme der Schöpfung erkennt und dies als Offenbarung (des Ursachen suchenden Unbewussten) verkündet. Nun ist aber bei Christen "Gott" der "Vater im Himmel". Doch ein Vater kann nicht gebären, sondern nur zeugen. Darum wird auch in der genauen Übersetzung des Ersten Buch Mose, wie sie oben vorliegt, prinzipiell richtig von einem "beidgeschlechtlisches Wesen" gesprochen, "das Vorbild ist des Himmelspaares und das Vorbild der Erde." (Aber es ist doch eher so, dass Menschen die ihnen bekannten Verhältnisse als Vorlage für ihre Vorstellung von Transzendenz nehmen.) Wenn es schon um das Prinzip geht, ist dies auch richtig zu verwenden, wie es das Erste Buch Mose tut, denn sonst wäre es kein Prinzip. Die Trinität hat ihrerseits auch etwas vom Charakter der Dialektik mit These - Antithese - Synthese. Gott bringt etwas vom ihm Verschiedenes zur Welt, das dann auf einer geistigen Ebene wieder zueinander findet. Ich denke ich habe bei Hegel mal gelesen die Geschichte ist der Weg des Geistes zu sich selbst. Der Geist wäre also schon am Anfang das Bewirkende, das im Laufe der Geschichte sich verwirklicht. Die Materialisten fanden, dass hier die Dinge auf dem Kopf gestellt wären (Friedrich Engels). Gott also nicht nur nicht Gottvater und auch nicht Ewiger Geist? Ich denke, Laotse beschreibt als Universalist das ewig Existierende und Schöpferische in seinem 6. Spruch am besten: "Das Urseiende wandelt sich nicht. Es ist das Ewig-Mütterliche. Des Ewig-Mütterlichen Gestaltungsgabe ist der Ur-Sprung von Himmel und Erde. Stetig gebärend bedarf es nie der Befruchtung."
nachgetragen am 12.04.2021
Leben als eine neue Qualität des Daseins ist die Organisationsform einer Materie, die durch ständige Aufnahme und Abgabe von Energie und durch Reproduktion sich als Organisation von selbst durchhält, indem sie zum Überleben fremde Strukturen auf deren Kosten zu ihrer eigenen macht.
Leben ist kein Prozess der Anpassung, sondern der Überwältigung!
Als aneignende und sich vermehrende expansive Struktur ist Leben von Natur aus "böse". Da gibt es nichts zu beschönigen.
Aber alles ist EIN LEBEN. Alles lebt von- und füreinander.
Mit Genvielfalt und Immunstrategien versucht es, sich gegen die eigenen Aggressionen zu schützen.
Die Vielfalt des Lebens entstand, als es ihm gelang, unterschiedliche Gene zu mischen (geschlechtliche Fortpflanzung), was zum Auftauchen neuer Charaktere führte und auf Dauer durch Genvarianten und ggf. Isolierung in Biotopen auch zu Unterarten und neuen Arten.
Symbiotische Beziehungen sind ferner ein Hinweis darauf, dass neue Lebensformen auch gleichsinnig durch Kombinationen von Einzelorganismen entstehen können.
Auch hier ist die Existenz unterschiedlicher Qualitäten Voraussetzung von Vielfalt.
Parmenides, aus einem Geschlecht von Medizinern, beschrieb in der Antike diesen Trieb zur Mischung so: "bei allem und jeden - das Mehr an Mischung nur ist ihnen Gedanke."
Auf diese Weise ist der geheime Schöpfer potentiell in allen Dingen.
Und wenn die Voraussetzungen gegeben sind, tritt er in Erscheinung.

Alle sollten so intelligent sein, zwischen dem Glauben und der Wissenschaft keine unüberbrückbaren Grenzen zu sehen, sondern sollten versuchen, die eine Sprache in die andere zu übersetzen.
"Der Buchstabe tötet. Doch der Geist macht lebendig." Haben wir also Geist.
Beider Lehren sind Ausdruck des jeweiligen Wissens und der jeweiligen Reife und Artikulierungsfähigkeit von Menschen.
Auch die Wissenschaft ist nicht das Ende des Wissens, ist sie doch zumeist nur ein Wissen für uns und damit vorläufig.
Zudem wird sie noch an vielen Stellen vom doktrinären Geist eines platten Materialismus durchweht, der alles rein physikalisch "erklären" möchte.
(Dieser ist die verständliche Reaktion auf ein jahrhundertelanges undifferenziertes Gefasel von einem gütigen Schöpfergott.)
Theologen und Naturwissenschaftler müssen sich also mehr Mühe geben.
Wie nahe sich Physik und Metaphysik kommen können, habe ich u.a. in "Die Macht der Stille. Newtons Universum und Gottes Wesen" gezeigt.*
Doch schon Papst Johannes Paul II. hat in seiner Klugheit im Oktober 1996 die Evolution "mehr als eine Hypothese" genannt.
Papst Benedikt XVI. am 31. Okt. 2008, ebenfalls vor der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften: "Ich sehe keinen Gegensatz zwischen dem Glaubensbekenntnis und den Beweisen der Wissenschaft."
Und der Wissenschaft muss das Verstehen der Dinge unter Berücksichtigung der Beobachterrolle folgen.
Dieses selbstkritische Verstehen nennt man Weisheit. Sie wird hier angemahnt.
*Text [19] auf ZEIT UND SEIN

Parmenides aus Elea (ca. 540-480): "Mit dem Verstand erschaue das (scheinbar) Abwesende als ein beständig Anwesendes..."

Robert B. Laughlin, geb.1950, Physiker und Nobelpreisträger (in "Abschied von der Weltformel", S. 317): "Während wir ins Zeitalter der Emergenz übergehen, lernen wir, den gesunden Menschenverstand zu akzeptieren; wir lassen die Gewohnheit hinter uns, die organisatorischen Wunder der Natur zu trivialisieren, und wir akzeptieren, dass Ordnung an und für sich bedeutsam ist - in manchen Fällen sogar der bedeutsamste Sachverhalt."

Schlüsselwörter:
immanente Ursachen, Gestaltwandel, Mischung, Emergenz, Selbstorganisation, Omnipotenz, Evolution, Qualitäten des Daseins, Buch Mose, Trinität, Leben, Aneignung, Überwältigung

Details zur "Genese des Lebens" in (III/2) und zur Emergenz auf ZEIT UND SEIN im Text [6] "Emergenz contra Reduktionismus"


3. Alles Leben ist Problemlösen (Popper)

- aber auch die Quelle seiner Probleme.
Kaum gab es Leben, hatte es ein Problem: es wusste nichts von seiner Mitwelt auf die es angewiesen war.
Durch speziell sensibilisierte Zellen seiner Köperoberfläche unterschied es aber immer mehr auf es einwirkende Kräfte.
Es unterschied, bewertete und nutze sie nach seinen Erfordernissen.
Zusätzlich konnte es sich für das Überleben nützliche und schädliche Bewertungen immer besser merken.
Individuen und Artenvarianten, die das nicht im ausreichenden Maße vermochten, gingen zugrunde.
So gab es nach und nach ein in den Nerven und im Körper angelegtes geheimes Wissen, das sich in Gefühlen und Intuitionen zeigt, die das Handeln lenken.
Soweit die Quelle der Gefühle und Intuitionen nicht bekannt ist, sehen Menschen in ihnen oft das Wirken höherer Mächte und nicht das in der eigenen Person angelegte evolutionäre Wissen, das sich auf diese Weise spontan zu erkennen gibt.
Sokrates (aus dem Munde Platons) nannte diese innere Stimme "Daimonion" (griech. "göttl. Wesen"), das ihn leitete, dem Guten zu dienen.

Eine höhere Organisationsform der Nerven im Gehirn ermöglichte es weiterentwickelten Lebewesen dem zumeist zufällig zusammengetragenen geheimen Wissen nicht blindlings ausgeliefert zu sein.
Als Menschen begannen sie zu denken, nachzudenken und zu forschen.
Wir rechnen das Denken üblicherweise zum "Bewusstsein", das sich im Menschen zu einem, wenn auch bisher noch eher ansatzweise vorhandenem Selbstbewusstsein weiterentwickelte, um das wir ja immer noch ringen.
Doch das bewusste Denken ist der Dialog zwischen dem Bewussten und Unbewussten als Ringen um den besten Ausdruck.
Geheimnis des Unbewussten: Viel zu wenig wird jedoch verstanden, dass vor allem eine unbewusste Ratio denkt, urteilt und lenkt.
Doch wir kennen ihre Prämissen nicht, weshalb es gilt, auch gegenüber den eigenen Einfällen kritisch zu bleiben.
Dazu haben wir als Kontrollorgan ja den Verstand! Von mir "Korrektivorgan des Unbewussten" genannt.

Doch kritisches Selbstbewusstsein ist noch wenig gefragt.
Der Materialismus von Naturwissenschaftlern hindert gerade viele von ihnen eine eigenständige Rolle des Geistes zu akzeptieren.
Etliche Neurologen sehen die aus dem Unbewussten kommenden Vorgaben nicht als zur eigenen Person gehörend an und bestreiten die Verantwortlichkeit für diese.
Sie spalten den Menschen in Bewusstes und Unbewusstes und glauben dann, sie sind fein raus.
Doch der Mensch ist ein Ganzes.

Wer die auch aus dem Unbewussten kommende Rolle des Beobachters bestreitet, aus welchen Gründen auch immer, bestreitet die Verantwortung der Menschen für ihr Denken, Reden und Tun.
Das ist das heutige Problem des Lebens, dem wir uns in der globalen Bedrohung der Erde durch den Menschen nicht mehr entziehen können.
Die Erde ist ein Ganzes, in dem jedes auf jedes wirkt.
Lassen wir es weiter an Liebe zu ihr fehlen, bleibt sie uns weiterhin nur ein Objekt der Ausbeutung, dann geht sie uns unweigerlich als Lebensraum verloren.
Darüber gilt es weiter nachzudenken und entsprechend verantwortlich zu handeln.
Aufklärung heute ist die dringende Aufklärung der Beobachterrolle.

Schlüsselwörter:
Problemlösen, geheimes Wissen, innere Stimme, denken, unbewusste Ratio, globale Bedrohung der Erde, Beobachterrolle, Aufklärung

Details s. u.a. (II/14) "Die Eigen-Mächtigkeit des Gehirns" Buchbesprechungen
als Buch: Gerd Gigerenzer "Bauchentscheidungen - Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition", TB-Ausgabe 2008, Goldmann Verlag München, € 8,95


4. Das Geistige als eine neue Schöpfung

Auch das Geistige ist aus einer Mischung unterschiedlicher Qualitäten innerhalb der anderen emergenten Qualitäten hervorgegangen.
Durch die Sinne vermittelte Daten müssen zuerst geordnet und dann bewertet werden, um von Nutzen zu sein, denn die Dinge sagen uns nicht, was und wer sie sind und zu was sie taugen.
Die Bewertung erfolgt auf Grund der Bedürfnisse und der Verständigkeit eines Lebewesens anhand seiner gespeicherten Erfahrung.
Leben ist daher nicht nur eine sich selbst reproduzierende Materie, sondern zwangsläufig auch eine selbstreferentielle.
Aus der Verbindung von objektiven Daten und ihrer subjektiven Bewertung entsteht Wissen als eine neue Schöpfung mit einer eigener Logik und eigenen Werten, die wir die geistige nennen.

Das Geistige ist die nach innen genommene Auseinandersetzung mit der Welt einschließlich der eigenen Existenz.
Mit ihm kann Handeln geplant und seine Folgen können (in Maßen) vorausgesehen werden.
Aber nur, wenn das Denken nicht von illusionären Weltbildern geleitet wird, weshalb wir immer um ein nützliches Weltverständnis ringen müssen.
Als mündige und weltoffene Bürger sollten wir unsere inhaltlichen Überzeugungen ohne jede Ängstlichkeit immer unter Revisionsvorbehalt stellen können, wollen wir nicht die Knechte sondern die Herren unserer Meinungen sein.
"Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut" (Perikles)

Philosophieren ist das Ringen um die Freiheit des Geistes.
Philosophie will helfen, zu einem vernünftigen Umgang mit Nichtwissen und menschlicher Subjektivität zu kommen.
Einen solchen Umgang nennt man "weise".
Klammern wir uns dagegen an Überzeugungen, ohne sie rechtfertigen zu können, dann sind wir nicht zukunftsfähig.
Und ebensowenig sind wir es, wenn wir die Rolle des Beobachters leugnen und damit die Verantwortung des Menschen für sein Wahrnehmen, Denken, Reden und Tun.
Auch wenn das Geistige voller Illusionen ist - es selbst ist keine Illusion, sondern eine sehr reale Macht, lenkt sie doch das Denken und Handeln der Völker!

Der Satz des Aristoteles, dass eine Sache dann am besten verstanden ist, wenn sie in ihrer Ursache verstanden ist, zeigt auf, dass das Gehirn ein rationales Organ ist, dessen Ursachendenken sich in der Evolution stammesgeschichtlich herausgebildet hat, weil es erfolgreich für das Überleben seiner Träger sorgte.
Ebenso gehört das automatische raumzeitliche Ordnen von Sinneseindrücken zu dieser durch die Evolution gefestigten Rationalität.
Kant nannte die uns dadurch gegebene Grundlage der Orientierung "die Bedingung der Möglichkeit von Erfahrung", also der Erfahrung vorausgehend und daher "transzendental".
Wollen wir verständige und damit überlebensfähige Wesen bleiben, können wir aber auf Rationalität nicht verzichten.
Ein vernunftfreies Denken, das nicht nach Ursachen fragt, sich dafür auf den Augenschein verlässt, wie der radikale Positivismus eines Ernst Machs, führt nicht nur in die Irre, sondern direkt in den Abgrund - zuerst geistig, dann real.
Die Relativierung der Konstanten unserer raumzeitlichen Orientierung durch Einstein überantwortet den Verstand dem Bodenlosen.
Und wenn schon die Entstehung des Universums keiner physikalischen Ursache bedarf, wie heute gelehrt wird, dann bedarf eigentlich nichts einer realen Ursache
und wir können die Wissenschaft vergessen.

Grundlage der Rationalität des Gehirns ist seine systemische Fähigkeit des Ordnens von Wahrnehmungen, z.B. in den Kategorien von Raum und Zeit.
Synapsen tasten sich ab und verbinden sich, gebieren durch Verknüpfung Träume, Ideen und Lösungen, die der Prüfung bedürfen, bevor sie umgesetzt werden.
Einige Menschen haben einen unmittelbaren Zugang zu der unbewussten Ebene, weshalb sie schon in früher Jugend auf Gebieten mit einer eigenen Logik, wie Musik und Mathematik, Erstaunliches leisten können. Wir nennen sie "Wunderkinder", später "Genies".
Oft sind sie jedoch einfach nur Autisten und in ihrer Einseitigkeit von mangelnder sozialer Kompetenz.
Im Kunstschaffen wird die Trennung von Denken und unbewussten Sein aufgehoben. (Schelling)
Das Kunstwerk ist ein neues Ganzes, ein neues Stück "Welt".
Kultur und Zivilisation sind emergente Hervorbringungen durch den Menschen.
In ihnen verbindet sich das Geistig-Seelische mit der Welt zu einer weiteren neuen Schöpfung.
"Kultur ist geheime Weisheit." (Wangari Maathai, Kenianische Friedensnobelpreisträgerin von 2004)*
*s. auch (II/5a) "Parmenides im Klartext" die Anmerkungen 2 und 4

Schlüsselwörter:
neue Schöpfung, Verständigkeit, Mut, Weisheit, Rationalität, systemische Fähigkeiten, ein neues Stück "Welt", Kultur und Zivilisation

Details s. u.a. (III/1a) "Die Generierung des Geistigen" und (III/7) "Die Waage der Welt"


5. Was ist Wahrheit?

Menschen berufen sich gern auf die Wahrheit und meinen damit die Übereinstimmung zwischen ihrer Rede und einem Sachverhalt.
Nun ist dieser Sachverhalt jedoch, wenn überhaupt, nur in ihrem Wissen in Form von Urteilen präsent, wenn er nicht gar nur eingebildet oder vorgeschoben ist.
Selbst wenn wir einen Sachverhalt am Gegenstand selbst prüfen, bilden wir aufgrund unserer individuellen Urteilsfähigkeit nur ein neues Urteil, das unserer Rede dann zugrunde liegt. (Josef Mitterer, Das Jenseits der Philosophie).
Was kann außerhalb unseres wie immer gearteten Wissens uns als "wahr" gelten?
Müsste sich nicht allein bereits durch diese Frage jede dualistische Theorie "objektiver Wahrheit" erledigen,
kann doch niemand das als "wahr" bezeichnen wollen, was er nicht weiß, ohne dem Begriff der Wahrheit jeglichen Sinn zu nehmen?

Erfahrung ist immer eine Erfahrung durch Urteile aufgrund der individuellen Urteilsfähigkeit, der vorhandenen Erkenntnismittel und des gespeicherten Wissens und ist deshalb notwendig immer mit der Individualität einer Person verbunden.
Es gibt keine "objektive Erkenntnis", von der Popper so schwärmte, weil es nur erkennende Subjekte gibt.
Ohne Subjekte gibt es nichts, was das Prädikat "Erkenntnis" verdient.
Instrumente erkennen nichts und wissen nichts. Sie zeigen nur an.
Und man muss schon wenigstens wissen, welche Mess-Größe da angezeigt wird, soll sich beim Ablesen daraus ein quantitatives Wissen ergeben.

Es gibt also bestenfalls immer nur eine als "Wahrheit" empfundene Übereinstimmung zwischen der Rede und dem (zumeist begrenzten) Wissen über einen Sachverhalt.
"Wahrheit" bezeichnet das Gleichgewicht zwischen dem expliziten und dem impliziten Wissen.
Rede und Wissen sind die Dualität, mit der wir es bei der Wahrheitsfrage zu tun haben.
Letztlich geht es also um das Zusammenspiel zwischen der linken und der rechten Gehirnhälfte, ihren Dialog.
Diese in uns angelegte neuronale selbstreferentielle Situation ist nicht hintergehbar.
Es doch zu können ist eine sehr verbreitete Illusion von Gelehrten.
Oder um der eigenen Reputation willen versuchen sie diese Illusion zu verbreiten.

Selbst die Philosophiegeschichte ist in weiten Bereichen nur der Versuch, diese Illusion mehr oder weniger geschickt rechtfertigen zu wollen, so als "könne man Wahrheit aus dem Denken herausnehmen, indem sie nicht zuletzt in nicht-gedanklichen, "objektiven" Tatsachen erkennbar sei, obwohl sie immer nur ein Denkresultat und damit im Denken ist." (Friedrich Seibold).
Alle unsere Wahrheiten sind Wahrheiten aus zweiter Hand, weil allein im Denken und damit im Gehirn existierend.
Doch die Realität ist transzendent, alle Denkbarkeit übersteigend.
Das Gehirn ist und bleibt zwangsläufig ein interpretierendes Organ.
Und es tut dies aufgrund seiner von der Evolution in ihm angelegten Rationalität.
Es leistet also wesentlich mehr, als der Normalbürger glaubt.

Erst durch die Bewusstmachung der subjektiven Bedingungen allen Erkennens und ihre Berücksichtigung können wir Wissen objektivieren.
Wollen wir Wissen sicherer machen, gilt es nach vernünftigen Wahrheiten zu suchen, denn die Vernunft ist unser höchstes Vermögen.
Vom Menschen mehr als vernünftige Wahrheiten zu erwarten ist unvernünftig.
Vernünftige Wahrheiten beruhen auf sorgfältig abgeklärten Prämissen, auf die man sich verlassen kann.
Mit ihnen weiß man, warum man etwas weiß. Man hat dann nicht eine bloß zufällige Meinung.

Es gibt kein Jenseits der Philosophie (Mitterer), auf das man sich berufen könnte.
Darum ist jeder für seine Rede selbst verantwortlich, was die meisten Menschen jedoch gar nicht mögen.
Daher ist ihnen die deterministische Lehre von der Fremdbestimmung allen Seins so willkommen.
So bleiben sie die Opfer ihrer Wahrheiten, ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit, wie Kant das nannte.
Evolutionäre Erkenntnistheorie ist eine naturwissenschaftliche Variante des Strebens, den naiven Realismus zu rechtfertigen,
auch wenn sie richtig sieht, dass unser Erkenntnisapparat ein Ergebnis der Evolution ist.
Aber gerade in der Evolution ging es niemals um objektive Erkenntnis, sondern immer nur um nützliche Annahmen für die eigenen Zwecke, also um eine Wahrheit für uns.
Wahr ist ihr, was sich bewährt.
Nur diese Vorgehensweise konnte selektiert werden.
Hierzu Günther Faust: "Ob es uns gefällt oder nicht: wir sind die Nachkommen von Opportunisten."

Auch die Naturwissenschaften stehen in dieser Tradition und sind deshalb nicht das letzte Wort.
Zum Wissen muss Weisheit hinzutreten, welche die Rolle des Beobachters und seines Tuns bedenkt.

Irren ist menschlich - kein Wunder, dass jede Herrschaft im Namen ewiger Wahrheiten immer so unmenschlich ist.
Aber auch gegenüber den Wissenschaften und deren so genannte "Genies" mit Tunnelblick gilt es kritisch zu bleiben.
Einseitige Hochbegabung ist noch kein Garant für die Richtigkeit einer Lehre, noch dazu, wenn ihr Schöpfer sich von Verantwortung frei fühlt und sich leichtfertig auf Intuitionen verlässt.
Es wurde dann eben nur ein neues Ideenspiel in die Welt gesetzt.
Und wir können da mitspielen - oder auch nicht.
Auch die Freiheit nicht mitspielen zu müssen, gilt es sich zu bewahren.

Eine große Gefahr für die Zukunft der Menschheit geht von allem Fanatismus aus, sei er ideologischer, nationaler oder religiöser Natur -
und jenen, die sich seiner bedienen!
Niemand ist im Besitz absoluter Wahrheiten, die Unterdrückung, Terror und Kriege rechtfertigen können.
Eine allgemeine Anerkennung, dass es nur relative Wahrheiten in Abhängigkeit von den Erkenntnismitteln gibt, würde dem Leben wieder jenes Recht einräumen, das es verdient.
"Wer das Leben nicht ernst nimmt, dem wird es seinen furchtbaren Ernst zeigen." (Laotse)

Schlüsselwörter:
Urteil, Urteilsfähigkeit, Wahrheiten aus zweiter Hand, vernünftige Wahrheiten, Ergebnis der Evolution, Ideenspiel, Abhängigkeit von den Erkenntnismitteln

Details s. u.a. (II/4) "Was uns veranlaßt, eine Aussage für 'wahr' zu halten" und (III/3) "Das Verstehen des Verstehens"


6. Der Schlüssel zum Frieden

Weil Gene ständig gemischt werden, auch im Individuum selbst (Meiose), sind auch die Menschen verschieden.
Selbst Geschwister sind es meistens, sofern sie nicht eineiigen Ursprungs sind.
Das ermöglicht einerseits die arbeitsteilige gegliederte Gesellschaft mit ihrer enormen Effizienz, andererseits führt es zu Spannungen zwischen Individuen und Gruppen.
Doch nur wer andere versteht und auf sie eingeht, kann mit ihnen in Frieden leben.
Aus diesem Grund ist es so entscheidend, sich auf die sozialen Kompetenz der Menschen zu besinnen und sie zu fördern, denn sie sind die Wurzeln eines friedlichen Miteinanders und damit jeglicher Kultur und Zivilisation.
Wegen ihrer Wichtigkeit ist die Anlage zu dieser Kompetenz von der Evolution auch im Menschen angelegt.
"Schon Babys können zwischen guten und schlechten Absichten unterscheiden", lautet der Untertitel einer entsprechenden Meldung in der SZ vom 22.11.07.
"Die frühe Entwicklung dieser Fähigkeit sei zudem ein Hinweis darauf, dass soziale Beurteilung eine biologische Notwendigkeit ist,..." (Nature Bd. 450, S. 557, 2007)
Diese Entwicklung wird durch aktives Musizieren gefördert, weil beide Gehirnhälften gleichermaßen angesprochen werden, was das Mitfühlen fördert.
Das Ausleben des Individualismus und das Schwärmen für das Genialische dagegen zerstören auf Dauer die Gesellschaft.
"Nichts ist schädlicher einer guten Einsicht in die Cultur, als den Genius und sonst nichts gelten zu lassen. Das ist eine subversive Denkart, bei der alles Arbeiten für die Cultur aufhören muss." (Friedrich Nietzsche)
Ebenso gefährlich ist das blinde Vertrauen auf heilig erklärte Lehren und deren Autoren.
Wenn Humanisten in übertriebener Liberalität den Menschen von Verantwortung frei sprechen, dann leugnen auch sie gerade das, was die Würde des Menschen ausmacht und Humanität begründet und was für die Zukunft der menschlichen Gesellschaft unerlässlich ist:
die Fähigkeit und die Pflicht des Menschen, von sich aus einsichtig sozial verantwortlich zu denken und zu handeln - und das für das ganze Ökosystem Erde!
Dazu gehört auch, dass sich die Menschen in ihrer Zahl und in ihren Ansprüchen begrenzen.
Denn ohne einen Frieden mit der Erde, wird es auch keinen Frieden unter den Menschen geben.
Für den seiner Situation bewussten Bürger dieses Planeten, begründet sich so seine Ethik von selbst.
Fazit:
Die Welt ist voller Dynamik.
Es gibt keinen Stillstand, weder im Universum, noch im Leben.
So sollte es auch im Geistigen sein.
Und nur eine Gesellschaft, die zum Wandel fähig ist, kann auf Dauer überleben.
Dazu gehört, dass wir von Ausbeutern dieser Erde zu den sie Liebenden werden.
In Zukunft werden wir von ihr nur jene Liebe in Form von Überlebensmöglichkeiten empfangen,
die wir selbst dem Ökosystem Erde zu geben bereit sind.
*
Anderenfalls werden wir als Menschheit am ungebremsten Egoismus scheitern.

*Inzwischen sei fast ein Viertel der Landflächen (in den Trockengebieten der Erde) verödet, sagte der Exekutivsekretär der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) in Istanbul bei einer Expertenkonferenz. "Zu deren Ursachen zählen Klimawandel, Überweidung, Abholzung und falsche Bewässerung." Also Tätigkeiten des Menschen. (Meldung der SZ vom 15./16. November 2008, S. 10)

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erster Gesamt-Entwurf Juni 2007

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Fortsetzung: III. Texte zur Biologie, Evolution und Ethik
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Ziel und Ergebnis meiner Überlegungen habe ich in der Datei (II/13) unter:  >>Mein Vermächtnis<< zusammengefasst


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