Messen als Erkenntnisakt
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Gutachten und gekürzte Fassung des Langtextes auf der DPG-Frühjahrstagung März 2014 in der Humboldt-Universität zu Berlin vorgetragen FV MP 12.1
Kurztext und Gutachten


Kurztext  (auch eingereicht)
Ein Grundmuster des Erkennens ist das Vergleichen. Messen ist der mentale Vorgang des Kenntnisgewinns durch Vergleichen von kognitiv verschiedenwertigen Größen: einer bekannten - dem Maß - und einer unbekannten, die durch Messmittel zum Maß in Relation gesetzt wird, wodurch sie bekannt wird. Maße und ihre Einheiten selbst werden nicht gemessen sondern aufgrund eines Begriffs von Größe zweckmäßig definiert. Sie existieren nicht sondern sie gelten, sind also etwas Geistiges, mit deren Hilfe wir uns ein quantitatives Wissen aneignen können, denn alles Wissen ist geistiger Art. An der aus der nicht hintergehbaren kognitiven Grundsituation kommende Bedingung aller quantitativen Erkenntnis kann keine Theorie etwas ändern, weshalb die Situation zu akzeptieren ist. Zur Klarheit in der Wissenschaft ist es daher unverzichtbar, zwischen Mittel und Objekt der Forschung eindeutig zu unterscheiden. Ohne die Beachtung der Metrologie, der Maß- und Gewichtskunde, in der sich unsere kognitive Grundsituation niedergeschlagen hat, bliebe die Physik eine messende Wissenschaft ohne ein wirkliches Verständnis ihres messenden Tuns, was das Umsetzen von Meßergebnissen in ein adäquates Verständnis verhindert.


Gutachten über zwei Aufsätze* von Herrn Helmut Hille
Der erste Aufsatz, "Messen als Erkenntnisakt", behandelt den erkenntnistheoretischen Aspekt des Messens klar und sehr konkret. Die fundamentalen Schwierigkeiten des Begriffs des Messens, auf die der Vf. (Verfasser) eingehend hinweist, könnten auch von einem abstrakten, modelltheoretischen Standpunkt aus betrachtet werden, wobei die entscheidende Aufgabe der Beweis eines Repräsentationstheorems ist. ... Die Ausführungen des Vf. sind in sich konsistent und stellen einen ernstzunehmenden Ansatz zu einer kritischen Analyse grundlegender naturphilosophischer Begriffe dar.

gez. Jan Berg

München, den 14.12.1994
Professor Dr. Jan Berg
Technische Universität München
Lehrstuhl für Philosophie

*Der zweite Teil des Gutachtens behandelt den Aufsatz "Das Realprinzip als Erkenntnisstrategie" - s. Kurztext (I/A4)

Zum Thema s. auch den nachfolgenden Text (I/A7) "Grundlage einer Theorie des Messens"


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