aus meinem Archiv
B) Ungereimtes für die Faschingszeitung
Gott hat uns ein Gesicht gegeben - aber Lachen müssen wir schon selbst.
(Kölner Sprichwort)Ein Freund von mir attestierte mir einmal einen "trockenen Mutterwitz". Der hat sich wohl insbesondere in meinen Beiträgen für die Faschingszeitung "Münchner Mucker" niedergeschlagen, einer Sonderausgabe der Tageszeitung "Münchner Merkur" zum Fasching. Und es gab damals nach 1960 ja viel aufzumucken, was man dann in der Narrenzeit auch ungestraft durfte. Ich hoffe, der Humor ist mir auch heute noch nicht ganz abhanden gekommen, trotz langer und intensiver Beschäftigung mit ernsten Themen. Leser werden ihn da und dort aufblitzen sehen. Das heute Lustigste mit ernstem Hintergrund ist m.E. der Text (L11) "Schildbürger auf der Suche nach der versprochenen Zeit". Doch schon im Mucker hatte ich Zweisteins abenteuerliche Thesen zur Zeitdehnung verulkt, doch leider kann ich den Text und die Zeichnungen nicht mehr finden.
Ich gebe hier vor allem kurze Texte wieder, die auch aus heutiger Sicht noch verständlich sein müssten und die vielleicht auch manche Erinnerungen wachrufen oder bei denen es sich gleich um ebenso erwünschte zeitlose reine Blödelei handelt. Aber es gab eben auch eine Auseinandersetzung mit der scheinbar nicht enden wollenden Kanzlerschaft Adenauers und ihren Vermutungen und Verdächtigungen, wie man gleich der ersten Meldung entnehmen kann. Viele meiner Text wurden von der Redaktion (Redakteur Kurt Preis) übernommen doch habe ich jetzt keine Belege mehr. Dafür zeige ich aus jener Zeit 4 Bilder meines Ziehsohnes Walter Reuß, Jahrgang 1946, von dem in Verbindung mit meinen Beiträgen zur betriebsinternen Faschingszeitung des Münchner Zeitungsverlags noch weiter unten die Rede sein wird.
Hier ist Lachen angesagt.
Vor dem, der niemals lacht, nimm dich in Acht.
Um ernst zu sein genügt Dummheit.
Landesverrat im BundeskanzleramtGefährliche Untergrundbewegung aufgedeckt. Geheimzelmännchen am Werkpsst.Karlsruhe - Mit der Festnahme eines Wichtes ist es der Bundesanwaltschaft erstmals gelungen, Einblick in eine staatsgefährdende Untergrundbewegung zu erhalten. Nach Aussagen des Festgenommenen gehört er zu einer zahlreichen Gruppe von winzigen Kobolden, die hauptsächlich in Bonn ihr Unwesen treiben. Die Vorfahren der Wichte waren jene sagenhaften Heinzelmännchen, die sich durch allerlei nützliche Arbeiten im nahen Köln so beliebt gemacht hatten, die sie damals allerdings auch schon heimlich ausführten. Doch wie bei den Bundesbürgern ist auch bei den modernen Wichten die Arbeitsmoral gesunken. Sie machen sich heute nicht mehr nützlich sondern nur noch wichtig, denn sie sind ja Wichte, indem sie Geheimnisse ausspionieren und verraten, weshalb sie Geheimzelmännchen oder Ge-Wichte heißen. Ihr mehr als zwergenhafter Wuchs gestattet es ihnen, überall dabei zu sein und Mäuschen zu spielen.
Der beliebteste Aufenthaltsort der Geheimzelmännchen sind die Kabelzugsteine der Bundespost. In ihnen wohnen sie und in ihnen bewegen sie sich ungesehen von Haus zu Haus, von Stadtteil zu Stadtteil. Die älteren Ge-Wichte verlassen diese dunklen Kanäle nie und leben von den reichlich vorhandenen Verwicklungen der vielen Drähte. Wenn sie beim Verspeisen der Isolierungen auf Draht beißen, dann entstehen die bekannten Knackgeräusche in den Telefonen, weshalb diese Geheimzelmännchen von ihren jüngeren Kollegen "alte Knacker" genannt werden. Wenn also der Bundeskanzler beim Telefonieren mit Frankreichs Staatspräsident Knackgeräusche vernimmt, dann - das weiß man jetzt - hat man es mit einem alten Knacker zu tun, der auf Draht isst.
Die jüngeren Geheimzelmännchen betätigen sich meist für einen oder mehreren Geheimdienste. Mit ihren winzigen Köpfchen zwängen sie sich in Telefonapparate, Taschen oder sogar in Kugelschreiber und belauschen, was in den Hinterzimmern der Ministerien und Dienstvillen alles geht. Viele Politiker und Zeitungen werden von ihnen mit Nachrichten versorgt, doch nach Aussage des in Untersuchungshaft sitzenden Ge-Wichtes hat nicht jeder Politiker in Bonn Beziehungen zu den Wichten, auch wenn er im Bundestag so tut, als wüsste er etwas Wichtiges. Er ist dann nur ein Wichtigtuer, aber kein Wichtinformierter.
Der festgenommene Ge-Wicht lebte schon lange Zeit im Bundeskanzleramt in einem völlig leeren Aktenordner mit der Aufschrift "Verbindliche Rücktrittsversprechungen des Bundeskanzlers". Die Festnahme des Wichtes erfolgte mit Hilfe eines Kaffeesiebes kurz nach dem Besuch eines afrikanischen Ministers. Dieser war auf der Suche nach goldenen Betten als Entwicklungshilfe für seinen Harem und wusste zuerst nicht, ob er sich in Deutschland oder in England befindet. Bei Staatssekretär Globke hatte er sich noch nach dem Befinden von Königin Elisabeth erkundigt (bei ihr vermutete er wohl am ehesten goldene Betten), wusste dann aber plötzlich, dass er in der Bundesrepublik Deutschland war. Jemand im Bundeskanzleramt musste also ihm das Land verraten haben. Da es einerseits kein Beamter gewesen sein konnte, denn die dürfen sowieso nichts sagen, und Journalisten nicht anwesend waren, aber andererseits jeder im Raum wusste, dass die Rücktrittsversprechungen des Bundeskanzlers leer sind, konnte der Landesverräter schnell gefasst werden. Nach mehrwöchiger Beugehaft in einem flachen Zigarettenetui des Bundesanwalts hat der tief gebeugte Böse-Wicht jetzt den Landesverrat gestanden, der die Bundesrepublik wieder einige Millionen ihrer Steuergelder gekostet hat, weil wir ja gegen jedermann so freundlich sein müssen.
Vorschläge für das Narrenlexikon 1961Algerien französische Allergie
Atavismus Scheuerfimmel
Fidel Castro kastrierter Geigenspieler
Lektüre Tür aus Zuckerguss
Kennedy kenn' i di? Eine Frage, die sich Adenauer immer wieder stellt
Konkubinat Kubys gesammelte Werke
Lokalbaukommission Kommission für Wirtshausarchitektur
Mausoleum Begräbnisstätte für verdiente Mäuse der Raumfahrt
Noblesse Frau eines Nobelpreisträgers
Obergeschoss Wurfteller für Oberkellner
Pazifist Bewohner einer pazifischen Insel
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Aus dem KulturlebenWarnung!
Da ich bei der letzten Bundestagswahl unvorsichtigerweise meine Stimme abgegeben habe, bin ich jetzt sprachlos und daher gezwungen, mit der Kniekehle zu singen. Eventuelle Fußtritte an Umstehende sind daher völlig unbeabsichtigt.
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Kein Tonfilm und kein Stummfilm sondern ein Summfilm
"Sie summte nur einen Summer"
mit Rosita Summano
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"Ein Maikäfer entdeckt April"
Erlebnisse eines Frühreifen
mit Schäfflertanz "Aba hoid is kalt"
Das Letzte
Besorgnis bei der Bundesregierung
Besorgnis bei der Bundesregierung hat die Zahl von Amerikas Zusicherungen ausgelöst, zu seinen Berlinverpflichtungen zu stehen. Kennedy und die Mitglieder seines Kabinetts haben im vergangenen Jahr nur genau 364-mal ihre Zusicherung erneuert. Man hat zwar volles Vertrauen zur amerikanischen Politik, doch macht man sich in Bonn Gedanken, weil das Jahr genau 365 Tage gehabt hat, aber nur 364 Versprechungen abgegeben wurden. Der deutsche Botschafter in Washington soll bei Präsident Kennedy vorstellig werden. Eventuell würde aber Adenauer selbst nach Washington fliegen, um mit dem Präsidenten zu sprechen.
einen Monat später ins Netz gestellt:
Wenn wir unseren Humor nicht hätten, könnten wir nur noch lachen.
Mario Adorf am 09.02.09 beim AKV
Walter (li) mit Freunden auf dem Weg zum Faschingsumzug.
StadtzeitungGroßer Erfolg des Tags der offenen Tür
In München war der diesjährige "Tag der offenen Tür" wieder ein großer Erfolg. Viele Insassen der Münchner Gefängnisse benutzten die günstige Gelegenheit, um nachhause zu gehen und daheim zu bleiben. Das Corneliusgefängnis hat sich überhaupt ganz entleert, was zeigt, wie richtig es war, dieses Gewahrsam dem Verfall zu überlassen. "Die Leerung der Gefängnisse entlastet den Polizeietat wesentlich", sagt der Unsicherheitsdirektor der Polizei, die nun endlich mehr Personal zum Wagenwaschen einsetzen kann. Auch die städtischen Kassen wurden anlässlich des Tages der offenen Tür so stark entlastet, dass nur noch ein Soll-gehabt-haben-Konto geführt zu werden braucht. Das dadurch eingesparte Personal soll mit Reifenpflege beschäftigt werden.
Alte Pinakothek in München unbekannt?Ein bezeichnendes Erlebnis hatte ein Fremder, als er in der Sendlinger Straße (Adresse vieler Gunstgewerblerinnen) einen offensichtlich "gestandnen" Münchner nach der Alten Pinakothek (staatl. Gemäldesammlung) fragte. "De oide Biernackerdäg?" fragte dieser zurück und kratze sich verlegen am Kopf. Dann sagte er: "Noi, di kenn i zuafällig net - aba warum nehm s sich denn koan jungs Froilein?"
Vorschläge für das Narrenlexikon 1962Aroma Fahrt nach Rom
Autosuggestion wirksame Autowerbung
Borgward wartet immer noch auf Borg
Brandstiftung Stiftung von Wahlkampfgeldern für W. Brandt
Bussi kleiner italienischer Bus
Canale grande Fernsehkanal
Händeloper musikal. Drama um den Preis des Wies'nhendls
Lüster Sittenstrolch
Mandarine Frau eines Mandarins
Schweißnaht Rand bei alten Herrenhüten
Sultanine Frau des Sultans
Weinstube Zimmer zum Heulen
Das Wirtschaftsporträt der WocheWie sie groß wurden
Ehrlich währt's am längsten
Wer kennt ihn nicht, den rührigen Geschäftsmann, dessen joviale, Optimismus ausstrahlende Erscheinung das Wirtschaftswunder zu verkörpern scheint? Heute ist er Inhaber eines gut gehenden größeren Betriebes mit von Jahr zu Jahr steigenden Umsätzen, den er - von Fachkenntnissen unbelastet - ohne das sonst nötige Kapital aufgebaut hatte. Wie wurde er so schnell groß? Wie war das möglich?
Seine entscheidende Erfahrung machte er schon in der Grundschule, wo er einige Klassen gleich zweimal besuchte. Er lernte dort, bei Hausaufgaben oder Klassenarbeiten, dass man am meisten Zeit und Arbeit spart und trotzdem an sein Ziel kommt, wenn man abschreibt. Während sich andere ihr Wissen mühsam erwerben mussten, half er sich in entscheidenden Momenten durch Abschreiben bei seinen Klassenkameraden, denen er dafür Kaugummi aus dem noch kleinen väterlichen Geschäft mitbrachte.
Später, als er selber im Wirtschaftsleben und an der Theke stand, und jedes Mal mit der Barfrau über die Barzahlung stritt, machte er sich seinen frühen Erfahrungen zunutze: wenn der Steuertermin näher rückte, machte er noch größere Spesen, die er dann abschrieb. Auch das Inventar verstand er immer wieder abzuschreiben. So wuchs sein Betrieb zu der heutigen Größe.
Aber auch als Mensch lässt sich der an Erfolg gewöhnte Unternehmer nicht unterkriegen. Bis jetzt hat er noch allen Klassenkameraden, die von ihm einst Kaugummi bekamen und die sich heute eine Hilfe oder eine Extrawurst in seinem Betrieb versprechen selbstverständlich abgeschrieben. Das Abschreiben ist eben das Erfolgsrezept, dem er treu bleibt.
Aus dem WirtschaftslebenAbsatzkrise in der Schuhindustrie überwunden
Bleistiftabsätze brauchen nicht mehr neu besohlt, sondern nur noch angespitzt zu werden (Modell "Spitz-weg"). Frauen, die auf den neuen superspitzen Absätzen nicht gleich die Balance halten können wird empfohlen, sie solange erst als Handschuhe zu tragen, bis sie sich an die neue Form gewöhnt haben.
Aus dem GesellschaftslebenImmer Kummer mit Tony
Ferngerücht unseres Korrespondenten
London. Scotland Yard ist jetzt bemüht einige Äußerungen von Tony (Ehemann der Schwester der Königin) zu klären, die dieser angeblich während seiner Tätigkeit als Hoffotograf gemacht haben soll. Bedienstete wollen sich erinnern, dass er in der Dunkelkammer gesagt haben soll, dass die Königinmutter unterbelichtet sei. Ein andermal, bei der Betrachtung einer Aufnahme von Premierminister Macmilan, meinte er, dieser hätte zurücktreten müssen. Der Verdacht, dass diese Äußerungen nicht so harmloser Natur waren, wie es vielleicht scheinen könnte, wurde durch einen neuerlichen Vorfall verstärkt. Im Kensingtonpalais, dem Wohnsitz von Margaret und Tony, wurde bemerkt, wie Tony mit einem Gruppenbild von Hofe durch die Räume eilte und immer wieder rief: "Wo hängen wir (wir = Komplott?) die königliche Familie auf?"
Vorschläge für das Narrenlexikon 1963Autorin Autonärrin
Arier Sänger von Arien
extraordinär besonders gewöhnlich
Erbse weibliche Erbin
Klopstock Schlagzeug
Kreistag Tag des Kreises
Säule schwäb. Name für Sau
Sextant Partnerin in der Onkelehe
Mein Kontakt zur Redaktion des Münchner Merkurs verhalf meinem Ziehsohn Walter trotz seiner erblichen Schwerhörigkeit zu einer Lehrstelle im Münchner Zeitungsverlag. Walter lernte glücklicherweise nicht wie gewünscht Setzer, denn diese wurden Jahre später durch den PC selbst ersetzt, sondern Stereotypeur (das Herstellen von Druckplatten), den er trotz allen technischen Wandel bis zu seiner Rente relativ zufrieden ausüben konnte, zumeist und bis zuletzt beim Verlag der Süddeutschen Zeitung in München. So hat er lebenslang etwas von meiner Schreiberei gehabt.
4 Anzeigen für die betriebsinterne Faschingszeitung des Münchner Zeitungsverlags
Geheim! Geheim!
Immer wieder wird bei der Direktion von Gattinnen unserer Betriebsangehörigen angefragt, ob es wirklich wahr ist, dass ihre Männer so viele Überstanden machen müssen und sie deshalb so spät heimkommen. Wir entnehmen diesen Anfragen, dass sich etliche Mitarbeiter unseres Hauses in unseren Betriebsräumen oder in ihrem Stammlokal so wohl fühlen, dass sie nicht heimgehen mögen.
Es ergeht daher folgender Geheimbefehl:
Sepp geh heim! Franz geh heim! Karl geh heim! Oscar geh heim! Hansi geh heim! Walter geh heim!
Walter geht endlich (gut ausgeruht) heim
In 5 Minuten Setzer!
Keine jahrelange Ausbildung, keine teuren Setzmaschinen.
Nur noch Teamwork.
Jeder Setzer hat nur eine Letter (groß und klein).
Bei Aufruf seiner Letter tritt er vor und setzt,
kleine Buchstaben mit der rechten, große mit der linken Hand.
Wer macht mit?
Wir suchen noch einige A-, B-, C-Monteure.
Zielstrebige dynamischer Persönlichkeiten,
auch Analphabeten willkommen!
Team auf Lettern wartend
(Walter (hinten), Klaus-Peter (Mitte), Gerhard)Arbeiter für Montage gesucht
Beamte für Dienstage gesucht
übrige Tage frei
Gewerkschaftsführer: "Wir haben erreicht, dass jede Woche nur noch an einem Tag gearbeitet zu werden braucht."
Empörter Gewerkschaftler: "Was? Jede Woche?"
Spruchweisheiten zum Schluss, frei nach GoetheErlaubt ist, was bezahlt wird.
Esel sei der Mensch - hilfreich und gut.
Wer immer strebend sich bemüht, der bleibt ein Narr sein Leben lang.
das kommt davon
Um wieder mehr Ernst zu zeigen, werde ich aus meinem Archiv meine Patentschriften für ein Büro-Organisationsmittel hervorholen und hier anschließend anhand von Bildern belegen, was aus meiner Idee wurde, war doch ihre Umsetzung auch einmal Teil meines Lebens.
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