Anfang der siebziger Jahre erfuhr der Wieder- und Neuaufbau Deutschlands einen weiteren großen Aufschwung. Die Konjunktur "brummte". Als Angestellter in Deutschlands damals größter Wohnbaugesellschaft und als Betreuer der Kaufkunden von Häusern und Wohnungen in München und Umgebung, merkte ich dies direkt auf meinen Schreibtisch bzw. an der Wand daneben, in der ich mit Lageplänen und Firmenliste ausgewichen war, um sie bei Kundenanruf oder -Besuch schnell zur Hand zu haben (mir wichtig: ohne aufstehen zu müssen), denn das Herumspringen oder das Kramen in Ordnern und Schubläden nervte mich. Doch eines Tages hatte ich das Problem, dass auch die Wand nicht mehr reichte. Ich ging also zur Firma Schiller, die in München damals das größte Angebot an Büroausstattungen aller Art hatte, und fragte nach einem Gerät zur Vervielfältigung der Wandfläche. Große Ratlosigkeit des Verkäufers: "Beschreiben Sie mal, was Sie meinen." In meiner Not fiel mir da die Gardinenaufhängung mit ihren mehreren Laufschienen ein, auch "Gardinengalerie" genannt, in der man an Stelle der Gardinen auch Pläne einhängen könnte, bzw. steife Kartons o.ä., auf die man Pläne und Listen anbringen könnte und die man aus der einen Hälfte der Galerie, in der sie hintereinander aufbewahrt würden, zu sich, zu der anderen Hälfte - dem Sichtraum - schnell herbeiziehen könnte, was die Nutzfläche vervielfachen würde. Als ich diese Idee ausgesprochen hatte sagte ich zu dem Verkäufer (und ich erinnere mich wegen dieser blitzartigen Idee da ziemlich genau): "Jetzt brauche ich Sie nicht mehr, denn ich weiß nun, wie ich mein Problem löse." Wahrscheinlich habe ich dann wirklich eine mehrläufige Gardinengalerie gekauft und da Kartons mit Übersichtsplänen und -Listen eingehängt, was natürlich noch nicht sehr befriedigend war. Doch die Idee der Plangalerie war geboren. Und so sah sie später aus:
Ich setzte mich also zuhause hin und begann zu zeichnen. Als nun zwei brauchbare Lösungen vor mir lagen - eine wo die Schiebetafeln oben wie in der Gardinengalerie hingen, und eine, wo sie unten auf Schienen liefen -, ging ich zum Deutschen Patentamt in München, wo ich einst Bauleiter war und mich da auskannte, und prüfte in der Auslegehalle, ob sich das schon jemand hatte patentieren lassen. Das war nicht der Fall. Also verfasste ein Patentanwalt nach meinen Vorgaben eine Patentschrift und reichte sie ein, wenn auch zuerst nur zum Gebrauchsmusterschutz, denn Patentprüfungen sind in Deutschland langwierig und teuer. Im Ausland werden Patente schneller erteilt. Und weil ich auf eine große Nachfrage hoffte, beantragte ich - um nichts zu versäumen - auch gleich noch Patente in Belgien, Frankreich, Österreich und in der Schweiz, die ich dann auch bekam. Für das strenge schweizerische Patentamt in Bern musste der Antrag mehrmals nachgebessert werden. Dafür hat mich die Schweiz dann jahrelang, wenn auch vergebens, zu ihrer internationalen Erfindermesse nach Genf eingeladen. Aber auch auf der Konsumenta in Nürnberg sollte ich mein Produkt vorstellen, was ich ebenfalls nicht tat, denn eine Messe zu beschicken ist eben nicht billig.
Da ich das Platzproblem in der Firma aber nicht allein hatte - bei Abteilungsleitern und etlichen Sachbearbeitern war es eher noch größer, denn sie mussten sämtliche Bauprojekte im Blick haben - gab es in der Firma ein reges Interesse für meine Lösung. Zuerst wandte ich mich an einen Schreiner, der große Schultafeln herstellte. Doch die Tafeln aus Holz waren schwer und sperrig. Dann schlug mein Chef eine Firma vor, die Aluminium verarbeitet und für unsere Häuser z. B. die Alufensterbleche lieferte und montierte. Hier ergab sich der glückliche Umstand, dass die Firma Alusingen in Singen (Hohentwiel), jetzt ALCAN SINGEN, weil sie heute zum kanadischen ALCAN-Konzern gehört (ALCAN als Folge der Wirtschaftskrise nun 2009 von Zerschlagung und Verkauf bedroht), gerade ein neues Material herausgebracht hatte, das sie "Alucobond" nannte. Es war ein Verbundmaterial aus zwei dünnen Alublechen und einem Kern aus leichtem Polyäthylen. Schon Tafeln von 4mm Dicke besaßen eine ausreichende Steifigkeit und waren doch leicht. Sie standen in den gewünschten Breiten von 150cm, 125cm und 100cm zur Verfügung. Jetzt ging es darum eine geeignete Aluminiumkonstruktion zu entwerfen, in welcher die Tafeln sich bewegen ließen. Ich hatte zur Materialersparnis zuerst die Galerielösung mit oberer Aufhängung vorgeschlagen. Solider aber auch teurer war natürlich ein kompletter Rahmen mit Schiebetafeln. Dazu ließen sich Schiebetürbeschläge der Firma Ziehl verwenden. Also war das die Lösung. Dann mussten Aluprofile entworfen werden, was eine erfahrene Zeichnerin der Firma Duralin tat. Die Zeichnungen nahm ich mit in den Urlaub an den Gardasee. Dort merkte ich eines Tages, dass die Tafel für die Rückwand eine größere Höhe erfordert hätten als die Schiebetafeln davor. Man hätte die Schiebetafeln daher kürzen müssen, was Arbeit und Materialverlust bedeutet hätte. Ich stoppte die Bestellung und nahm nach dem Urlaub die erforderlichen Korrekturen vor.
Ich hatte es mir mit dem Entwurf nicht leicht gemacht, weil ich alle 7 Schiebetafeln in der Breite so gestaffelt haben wollte, dass in ganzer Höhe direkt auf die U-förmigen Griffleisten zugegriffen werden konnte. Zudem war es für manchen Nutzer von Vorteil, das es dadurch noch bis 9cm breitere Tafeln als die mittlere gab. Die Schiebetafeln hatten auf beiden Seiten Griffleisten, so dass sie wahlweise links und rechts abgestellt werden konnten. In die Griffleiste konnte in 2 Nuten ein Blechstreifen oder ein magnetisierter Karton eingeschoben werden (beide Lösungen dargestellt), der mit Magnetbuchstaben und -ziffern beschriftet werden konnte. Als in der Oberbauleitung die ersten Plangalerien hingen, wurden sie allgemein bestaunt und bewundert, auch weil die Büros plötzlich sehr viel repräsentativer aussahen. Die alte Unordnung mit verstaubten und ausgebleichten Lichtpausen an den Wänden oder an Hängegalgen im Raum umherwedelnd war plötzlich vorbei. Jetzt wollten viele eine Plangalerie. 2 Abteilungsleiter wünschten sich sogar ein auch in meiner Patentschrift vorgesehenes 2-flügliges Gerät mit 2 x 7 Schiebetafeln. Dabei störte es in der Firma niemand, dass auf den hellgrau matt lackierten Alutafeln keine Magnete verwendet werden konnten, denn ich hatte das Problem durch Klebepunkte, die wieder rückstandslos abgelöst werden konnten, und mit ebensolchen Plastikschienen zum Einschieben von DINA4-Blättern gelöst. Vorsichtshalber hatte ich mir für die aus der Medizin kommenden Klebepunkte für die neue Verwendung ein Gebrauchsmuster erteilen lassen. Inzwischen hatte ich Erfahrung mit dem Abfassen von Patentschriften. Im Laufe der Zeit wurden bei der Neuen Heimat Bayern Plangalerien so selbstverständlich, dass zum Schluss niemand mehr verstehen konnte, wie man einst ohne sie auskam.
Als dann die Plangalerien hingen, fragte mich der Projektleiter der ausführenden Firma frech, was an dem Gerät denn nun noch von mir wäre, weil ich ihm ja zuerst eine Galerielösung vorgeschlagen hatte. Es ging um meine Lizenzgebühren, die sich die Firma gern erspart hätte. Da kopierte ich meine Patentschrift, in der genau auch die ausgeführte Lösung vorgesehen war und die Frage hatte sich erledigt. Wie sich später herausstellte, war dies fast der einzige wenn auch wichtige Nutzen meiner Gebrauchsmuster und Patente (auf einen weiteren komme ich evtl. noch), denn mit einer mir von der Firma Alusingen vermittelten großen Schweizer Firma für Büroeinrichtungen kam es dann doch nicht zu einem Abschluss. (Mit der zur Verfügung stehenden Schlosserwerkstatt wäre eine Serienfertigung mir selbst nicht möglich gewesen.) Da Auslandspatente sehr teuer sind, weil man jährlich sowohl einen inländischen, als auch einen ausländischen Patentanwalt bemühen muss, nur um die ständig steigenden Jahresgebühren einzahlen zu können, habe ich die Auslandspatente bald gekündigt, den Gebrauchsmusterschutz in Deutschland aber aufrecht erhalten. Beim heutigen europäischen Patentamt in München, gleich neben dem deutschen, gibt es diese Erschwernis sicher nicht, dafür wahrscheinlich lange Prüfungszeiten.
Am Mittleren Ring im Münchner Osten, quasi als Eingang zum neuen Olympiagelände, hatte zeitgleich mit dem Bau der Olympiaanlagen für 1972 BMW seine neue Zentrale in Form eines hochragenden Vierzylinders errichtet, dessen Fassade aus neuartigen Aluminiumgussteilen bestand, wobei das oberste Stockwerk zuerst gebaut und dann nach und nach mit jedem weiteren angehängten Stockwerk hochgezogen wurde. Zusammen mit den sensationellen Zeltdächern der Olympiaanlage kam auch hier die neueste Bautechnik zum Zuge. München war technisch auch da einfach "Spitze". Da es nun in dem schönen neuen Bau von BMW sicher auch repräsentativ zugehen sollte, dachte ich mir, dass sie eventuell ebenfalls die neuartigen Plangalerien gebrauchen könnten. Zudem Aluminium zu Aluminium. Durch einen Kunden von mir, der bei BMW Leiter des Werkschutzes war, lies ich mir nach den Olympischen Spielen 1972 einen Termin beim Chefplaner von BMW vermitteln. Als ich dort hinkam war er gerade dabei, für seinen obersten Chef, dem berühmten Herrn v. Kuenheim, für dessen Konferenzraum in der obersten Etage eine repräsentative Plangalerie zu entwerfen. Da war er froh, diese Aufgabe abgeben zu können. Das war dann aber für mich gleich eine neue Herausforderung. Das Gerät sollte nicht nur über 6 m lang sein, sondern auch mit 12 Schiebetafeln hintereinander mit 300 x 150 cm Abmessung und einer ebensogroßen, seitlich beleuchteten Plexiglastafel, die auf 2 Spuren lief, für Leuchtschrift ausgestattet sein. Die unbenutzten Tafeln verschwanden in einem Nebenraum. Zudem sollten alle Tafeln über eine Fernbedienung elektrisch bewegt werden können. Mit Hilfe einer Firma für Bühnentechnik aus der Oberpfalz, die mir ein befreundeter Elektromeister vermittelt hatte, konnte diese nicht leichte Aufgabe gelöst werden, wobei die Ausstattung der Oberflächen für Magnetverwendung auf den Chefplaner zurückfiel, weil ihm unser Vorschlag mit aufgeklebten Blechen nicht repräsentativ genug war. Ich weiß nicht, welche Lösung er gefunden hat. Es gibt auch keine Aufnahmen des Geräts (aber die Systemzeichnung habe ich noch), da das Fotografieren in der Chefetage streng verboten war. Wenn ich jetzt nach Jahrzehnten am Vierzylinder vorbei fahre frage ich mich fast jedesmal, ob es denn da ganz oben hinter der Südwestecke beim Chef wohl noch diese einzigartige Plangalerie gibt oder ob sie inzwischen dem Flachbildschirm oder dem Beamer hat weichen müssen oder ob sie nur durch diese ergänzt wird.
Der Besuch beim Chefplaner hatte aber auch die von mir gewünschten Folgen. Da es im Vierzylinder vor allem Großraumbüros und keine Wände gibt, jede Etage war ein einziges Büro, war den entsprechenden Abteilungen meine Lösung hochwillkommen. Wo hätten sie sonst ihre vielen großformatigen Pläne griffbereit unterbringen können? Auch hier gab es wieder Sonderausführungen, die jedoch keine Probleme machten. Die Geräte mussten nicht nur auf Stützen stehen, sondern oft gleich noch Rücken an Rücken. Dabei durften sie nicht höher als 160 cm sein, damit der Charakter des Großraumbüros gewahrt wurde (man musste sich noch sehen können). Und wie bei meinem Arbeitgeber wollten dann auch andere Abteilungen im ganzen Werk Plangalerien haben, natürlich auch die Werksfeuerwehr, ermöglicht doch gerade die Plangalerie einen blitzschnellen Zugriff auf Pläne und Listen aller Art. Auch auswärtige Werke von BMW wie in Berlin (Motorräder), in Dingolfing (Produktion) und Steyr in Österreich (Motoren) orderten Plangalerien. Dazu erteilten Zulieferfirmen Aufträge, die zu BMW kamen und die Geräte sahen, wie die bekannte Firma Karmann in Osnabrück.
Ein Problem für BMW war, dass unter den vielen Fremdfirmen, die in den Werken ein- und ausgingen, es auch Werkspione gab, die herumhängende Pläne einfach abfotografierten. Es erging daher von oberster Stelle die Anweisung, dass alle Plangalerien mit Absperrungen gesichert sein müssen, um so auch einen weiteren Vorteil der Plangalerie zu nutzen, nämlich Pläne nicht nur vor Licht und Staub sondern auch vor neugierigen Blicken zu schützen. Also gab es eine neue Aufgabe, weil marktgängig die Schiebetafeln nur einzeln abgesperrt werden konnten, was jedoch zu umständlich gewesen wäre und daher zu wenig genutzt werden würde. Ein Edelstahldorn durch sämtliche Laufschuhe mit einem Steckschloss war die Lösung, wobei dafür gesorgt werden musste, dass dieser versenkte Dorn auch wieder leicht herausgezogen werden konnte. Dies geschieht durch eine sog. "Rändelschraube", in meiner Zeichnung das Detail B.
Wie ich das Problem der Magnetisierung der Tafeln löste, aber auch welche Schwierigkeiten es damit bis zuletzt gab, über weitere Sonderausführungen und wie mir FJS in die Suppe spuckte, als ein Vertreter von mir in Köln eine Messe beschickte, und wie meine liebe Frau mich zweimal vor den Nachstellungen des Finanzamtes bewahrte, werde ich vielleicht ein weiteres Mal berichten. Vielleicht werde ich auch das Geheimnis lüften, warum die Schiebetafeln keine sichtbaren Puffer brauchten, so dass sie ohne Rumms in die Endposition gebracht werden konnten und warum bei den 2-flügeligen Geräten die 2 Schiebetafeln einer Laufschiene nicht zusammenstießen, worüber sich die Nutzer wunderten. Und warum ging bei Mercedes in Stuttgart nicht, was bei BMW in München gegangen war, warum kaufte Hendl-Jahn Plangalerien, Feinkostkäfer aber nicht, wo doch die Plangalerie 7 Schiebetafeln hat - für jeden Tag der Woche, an dem Partys auszurichten sind, eine? Ich hatte Gerd Käfer dazu sogar eigens und persönlich einen Vorschlag mit 7 gleichbreiten Tafeln gemacht. Und für wochenübergreifende Termine ständen ja noch die beiden gleichgroßen Rückwandflächen neben und hinter den Schiebetafeln zur Verfügung. Vielleicht bewegte aber den Chef ganz schlicht die Frage: Wer von meinen Leuten soll/kann dieses Ordnung heischende Gerät ständig aktuell halten, da es ja anders keinen Sinn macht?
Plangalerien konnten - ebenso wie größere Möbelstücke - nicht auf Vorrat hergestellt werden, da man sowieso nicht wissen konnte, welche Ausführung gefragt wird. Die sperrigen und schweren Geräte würden nur herumstehen und verstauben oder beim Umräumen eventuell sogar beschädigt werden. Das führte einerseits zu Ungeduld bei den Kunden, wie anfangs bei der BMW, andererseits ließ es Spielraum für Sonderausführungen. So bevorzugte z.B. Siemens in Erlangen gleichbreite Schiebetafeln mit gestaffelten Griffen in der Höhe und wollte drei Tafeln nebeneinander benutzen können, wieder andere wollten nur jede zweite Tafel haben, um sie eigens auszustatten, z.B. mit Korkplatten, was bei dem normalerweise geringen Abstand zwischen zwei Tafeln nicht möglich gewesen wäre. Mal sollten, wie ursprünglich gedacht, Plangalerien an Wänden befestigt werden, mal freistehend vor der Wand, dann wieder ganz freistehend mit Rückseitenbeplankung, ggf. zwei Geräte Rücken an Rücken (Foto nach dem nächsten Block), oder auch gleich noch fahrbar, wie eben bei Siemens in Erlangen. Soweit ich die Transportmöglichkeiten der Geräterahmen beim Nutzer in München nicht selbst abklären konnte, musste ich die Kunden bitten, diese zu ermitteln, denn ein Alurahmen von z.B. 326 x 160 x 14 cm der Größe 4 passte nicht in jeden Aufzug bzw. ging nicht durch jedes Treppenhaus und/oder nicht um jede Ecke, weshalb ggf. ein Zusammenbau vor Ort hätte erfolgen müssen.
Bei der ursprünglichen Hängelösung der Schiebetafel hätte man ggf. gleich Blechtafeln verwenden können, wodurch das Problem der Magnetisierung gar nicht erst aufgetreten wäre. Doch erstens gab es keine Erfahrung mit solch großen ungeführten Blechen und zweitens hätte man einen Hersteller finden müssen, der sie fertig lackiert oder bedruckt liefern würde. Wahrscheinlich hätte man auch hier wohl letztlich eine untere Führung gebraucht, damit die Bleche nicht ins Schwingen geraten und scheppernd zusammenstoßen. Und wie schwer wäre dann ein solches Gerät geworden? Das Material war überhaupt der Engpass. Die Strangpressprofile aus Alu mussten eigens hergestellt werden und für das Alucobond der Tafeln gab es weltweit nur einen einzigen Produzenten. Und alles musste in größeren Mengen abgenommen werden, damit sich die Produktion für die Fabrik lohnte, denn beim Anlaufen des Bandes gibt es zuerst immer viel Ausschuss, wie ich vor Ort in Singen/Hohentwiel selbst feststellen konnte. Auch eine Firma, die geeignete Bleche liefert, musste man erst finden. München war dafür kein Pflaster. Ich glaube mein kaufmännisch tätiger Schwager Rudi war es, der dann im Nürnberger Raum fündig wurde, wie er mich überhaupt in mehrfacher Weise unterstützt hat, z.B. beim Aufkleben der Feinbleche. Diese wurden nicht lackiert sondern bedruckt, was eine gleichmäßige Qualität des Farbauftrags garantierte. Doch brachte es die Blechdrucker einfach nicht fertig, alle Bleche ganz ohne Knicke auszuliefern, so dass es immer wieder zu ärgerlichen Ausschuss kam, der letztlich irgendwann zu einem Abbruch der Lieferungen führte. Als dann auch der zweite Lieferant es nicht besser verstand, war dies zu Beginn der neunziger Jahre das natürliche Ende der Plangalerie, obwohl ich gezeigt hatte - man sieht es an den Fotos -, dass eine Verwendung von Magneten nicht zwingend war, ja dass das "Kriechen" der Pläne bei wechselnder Luftfeuchte unter den Magneten eher größer als bei der Klebebefestigung war. Alusingen, Tochter von Aluswiss, machte dann doch noch den Versuch, anstelle von Aluminium Feinstahlbleche (genannt "Stahlcobond") zu verwenden. Ob die Produktion jemals im größeren Stil gelang ist mir nicht bekannt. Auch war von Lieferbreiten von 100 und 125 cm die Rede, wo viele meiner Kunden jedoch 150 cm wünschten. Auch machte inzwischen der PC da und dort den Einsatz von Plangalerien überflüssig. Und ich selbst wollte endlich meinen Ruhestand genießen, bzw. mich mehr meinen philosophischen Texten widmen können.
Kunstlose Galerien in Heilbronn
Da ich ja Angestellter war, war meine Frau die Inhaberin des Gewerbebetriebes, denn ich hatte wohl einen Hersteller der Geräte, der sie aber selbst nicht vertreiben wollte, eben außer bei meinem Arbeitgeber. Es kam dann, wie es bei Ungeübten kommen musste. Die Firma hatte zwar die Lizenzgebühren kassiert, aber beim Finanzamt nicht angemeldet. Beim Kontenabgleich kam die Verfehlung auf. Meine liebe Frau nahm die ganzen Unterlagen und legte sie den Beamten im Finanzamt vor. Dabei stellte sich heraus, dass die bisherigen Kosten für Patente und Patentanwälte und für Werbeunterlagen die Lizenz aufgezehrt hatte, so dass das Versäumnis folgenlos blieb. Aber man war beim Amt auf die Firma aufmerksam geworden, weshalb es Ende 1976 eine Betriebsprüfung vornehmen wollte. Sie war genau für den Tag angesetzt, als meine Frau zu Grabe getragen wurde, denn sie war sehr schnell an einem Gehirntumor verstorben. Ich erklärte dem Beamten, dass ich an diesen Tag unmöglich zur Verfügung stehen könne, was er auch einsah. Ob er dann die Unterlagen verlangte weiß ich heute nicht mehr. Außer bei meiner jährlichen Steuererklärung, die ich von einem Steuerberater machen ließ, hatte ich die ganzen Jahre danach nie wieder mit dem Finanzamt zu tun.
Als das Plangaleriegeschäft so richtig brummte, beschloss ein freier Vertreter von mir auf dem Höhepunkt der Konjunktur in Deutschland eine Büroeinrichtungsmesse in Köln zu beschicken. Ich denke es war 1975. Ich ließ eigens eine kleinere Plangalerie, goldfarbig eloxiert und auf Stützen gestellt, anfertigen und reiste mit. Es wurde ein Flop, denn kurz vor der Messeeröffnung hatte die Bundesregierung beschlossen, jede Investition über DM 400,- mit einer Strafsteuer zu belegen. Mit einem solchen Betrag hätte man höchstens ein bis zwei Schiebetafeln kaufen können, was jedoch keinen Sinn gemacht hätte. Der Antreiber dieser Steuer war der in der Opposition stehende FJS, der mit Schaum vor dem Mund selbst überschäumend der Regierung vorgeworfen hatte, dass sie nichts gegen "diese überschäumende Konjunktur" tue. Ich höre und sehe ihn noch heute geifernd und schwitzend vor meinem geistigen Auge. Die Strafsteuer fuhr die Konjunktur so herunter, dass sie sich nie wieder von diesem Schlag erholte. Jahre später versuchte dieselbe Regierung sie mit zig rausgeschmissenen Milliarden wieder zu beleben, die den Schuldenberg weiter steigen ließen. Doch es kamen hauptsächlich nur vorgezogene Investitionen zustande, die dann in späteren Jahren fehlten. Seitdem bin ich ein großer Skeptiker dieser Ad-hoc-Politik und ihrer Macher. - Die für Köln eigens gefertigte, goldfarben eloxierte kleine Plangalerie habe ich aus Dank dem katholischen Pfarramt der Parkstadt München-Bogenhausen geschenkt, dessen weltoffener Pfarrer meine Frau auf ihrem Krankenbett besucht und sie auf dem letzten Weg begleitet hatte und das meinem Sohn danach menschlich und schulisch (gerade auf das Gymnasium gekommen) eine große Stütze war.
Ich hatte noch versprochen, das Geheimnis zu lüften, warum man keine Puffer für die Schiebetafeln sah. Die Puffer waren in der oberen Laufschiene in Form von lose liegenden schwarzen, praktisch unsichtbaren Gummisträngen versteckt. Sie sorgten sowohl für eine sanfte Anlandung der Schiebetafeln in den beiden Endstellungen, als auch bei 2-flügeligen Geräten zwischen den Schiebetafeln eines Laufes für die nötige Distanz, indem sie ganz einfach mitgeschoben wurden. Leider besitze ich hierzu keine Zeichnung mehr. Dafür kann ich das Detail der gestaffelten Griffleisten zeigen, wie es in der Werbebroschüre (Flyer) zu finden war. Die Zeichnung zeigt, dass Aluprofile und Alucobondtafeln durch Steckprofile miteinander verbunden waren, was eine große Maßhaltigkeit beider Teile erforderte. Schrauben, in diesem Fall Imbusschrauben, dienten nur der Fixierung der beiden Seitenteile bzw. kamen an gleicher Stelle bei der Befestigung der Doppelrohrstützen zum Einsatz (s. oberes Foto der beiden im BMW-Vierzylinder Rücken an Rücken freistehenden Geräte).
Ach ja, ich wollte ja auch noch sagen, warum wohl Mercedes in Stuttgart keine Plangalerien kaufte, im Gegensatz zu BMW in München: Ich lebe nun 9 Jahre in Heilbronn und kann leider nur bestätigen, was man den Schwaben so nachsagt - sie sind wirklich sehr sparsam, auch wenn sie gern auf "Feschtle" gehen. Aber sie neigen auch zu einem sympathischen Understatement, wofür die an Hauptwörtern angehängte Verkleinerungssilbe "le" Zeugnis gibt. Doch Vorsicht! Da wird hier im "Ländle" selbst eine prächtige Villa im Gespräch schnell zum trauten "Häusle" und umgekehrt mit ein "Momentle nur" kann durchaus eine längere Wartezeit gemeint sein. Also warum sollte die Mercedesleute in ihrem Backsteinbau mit den dunklen Räumen sich Plangalerien leisten? Da besteht kein Bedarf nach Präsentation, die noch dazu etwas kosten würde. Dass Plangalerien aber vor allem zweckmäßig sind wurde mir vom Fernsehen bestätigt, das einen Astronauten-Schulungsraum der NASA in Houston/Texas mit einem der Plangalerie vergleichbaren Gerät zeigte. Also auch den Astronauten im Weltraum ist sie bekannt. Daher kann ich mir durchaus den Funkspruch aus dem All vorstellen: "Houston, we have a problem: we don't know whether you've still got the fantastic 'blackboardgallery' (Plangalerie)?"
© HILLE 2009 - 2010
aus meinem Archiv
C) Meine Patente
und was aus ihnen wurde
oder: "Houston, we have a problem..." - aber andere auch -
mittlere Schiebetafel 150 x 150 cm, Nutzfläche ca. 20 qm, Nettopreis 1993 DM 4.875,-
bei Anruf Plan und Firmenlisten
(mittels Klebetechnik sichtbar oder unsichtbar befestigt)
Im BMW-Vierzylinder: Plangalerien wo hin man schaut. Auch die Rückwand wird genutzt.
(Planhalterung durch Magnete)
Elfie, meine langjährige charmante Mitarbeiterin in der Kundenbetreuung
Pläne und Listen wurden fortlaufend ergänzt bzw. aktualisiert, so auch hier
(links neben dem Gerät ein Hygrometer zur Kontrolle der Luftfeuchte)
Sonderausführung für Siemens in Erlangen
2 Plangalerien Rücken an Rücken im BMW-Vierzylinder
und wie praktisch: gerollte Pläne werden oben abgelegt
(dank des U-förmigen konkaven Profils kein Problem)
Da "Galerie" kein spezifisch englisches Wort ist, hatte ich in einer Zeit voller Anglizismen immer die Befürchtung, mit "Plangalerie" etwas unmodern zu sein, wo es in Veranstaltungsräumen z.B. schon überall Flip-Charts, Whitboards und Overhead-Projektoren gab und nun auch noch Beamer. Jetzt erlebe ich hier in Heilbronn, wo ich seit dem Jahr 2000 wohne, aber geradezu eine Inflation des Wortes "Galerie", da es ja immer wichtiger wird, Waren eindrucksvoll präsentieren zu können. Nach "Galeria Kaufhof" (früher Kaufhaus Horten) hat die Stadt seit gut einem Jahr daneben als City-Einkaufszentrum eine "Stadtgalerie", die mächtig brummt. Natürlich gibt es hier wie immer schon Kunstgalerien. Aber jetzt gibt es auch noch eine Autogalerie, eine Bädergalerie, die Blumengalerie einer Floristin (auch im Nachbarort Flein), eine gut aufgestellte Kork-Galerie, eine Malergalerie für Anstreicherausrüstung und die Weingalerie eines Winzers unter dem Wartberg beim alten Baumkelter, die außer als Verkaufsraum für Weine eine wirkliche Galerie für gelungene Schmuckkreationen der Enkelin ist, wunderbar präsentiert, aber auch eine Weinhandlung dieses Namens mit dem nachstehend gezeigten Logo. 2015 hat auch ein Winzer im benachbarten Binswangen zur Präsentation seiner Weine einen Gästeraum zur "Weingalerie" umgestaltet. In der Heilbronner Allee gab es lange Zeit eine Teppichgalerie bevor sie nach Stuttgart zog. Selbst ein Friseur meint hier, nicht ohne eine "Haargalerie" auskommen zu können. Aber es gibt auch eine "Loewe Galerie Schuh", die aber weder Löwen noch Schuhe im Angebot hat, sondern exklusive Fernseher. Und es geht weiter: Ende November 2009 eröffnet im Gewerbegebiet "DIE FLIESENGALERIE" und verspricht ein vielfältiges Angebot. Doch zu einer Senioren- oder Altengalerie für Alten- und Pflegeheime wird es hier hoffentlich nicht noch kommen. Zudem meint die Stadt Heilbronn immer wieder Anglizismen benutzen zu müssen, um modern zu erscheinen. So soll lt. einer Meldung im Stadtanzeiger vom 26. Febr. 2009 "das städtische Kindertagesheim Olgakrippe zu einem "Early Excellence Center" ausgebaut werden." (mit Hochschulreife?) Und das für 590.000 Euro! Da haut es einem direkt vom Hocker und die Krippenkinder von ihrem Nachttopf. Glücklicherweise gibt es für diese Excellence-Kinder auch schon geeignete Literatur, wie "Albert Einstein und die Relativitätstheorie für Vorschulkinder" von Peter Tille (nicht Hille), so dass 6-Jährige dereinst beim Schuleintritt ihrer neuen "Tante" dann schon die Relativitätstheorie erklären können, was sonst selbst den Studierten schwerfällt.
Plangalerie im Haus eines Designers
die beliebte Größe 2, mittlere Schiebetafel 125 x 125 cm, Nutzfläche ca. 14,3 qm
Nettopreis 1993 DM 4.045,-
Detail und Anordnung der Griffleisten mit Nuten für Blechstreifen o.ä.
(waagrechter Schnitt, Maße in mm)
zurück
weiter
zurück zum Seitenanfang