Nach der Ingenieurschule in Magdeburg besuchte ich dort Ende der vierziger Jahre noch die Fachschule für angewandte Kunst, eine ehemalige Meisterschule, die aus der renommierten Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg hervorgegangen war, denn mein Sinn stand nach etwas Höheren. Hier gab es, wie sooft in der Nachkriegszeit, eine bunt zusammengewürfelte Lehrerschar. Der Direktor, Prof. Otto Leretz, ein charmanter Wiener Grandseigneur, kam aus Berlin-Babelsberg, wo er als Filmarchitekt gearbeitet hatte, zuletzt für "Das kleine Hofkonzert" mit Spitzwegmotiven. Der Lehrer für Kunstgeschichte hatte seine Ausbildung wohl in München erfahren, denn wir erhielten von ihm immer bedeutende Münchner Kirchen als Zeichnungsvorlagen. Seine Auffassung von Kunst war zudem sehr konservativ. Dann war da u.a. noch ein Architekt aus Magdeburg selbst, der gern anzüglich mit den Studentinnen flirtete. Der Werkstattleiter war vorher wahrscheinlich Konservator in einem Berliner Museum. Alle waren wohl Fachkräfte, hatten m.E. aber keine pädagogische Ausbildung.
Am liebsten befasste ich mich Entwürfen großer Objekte. Den amtlichen Lageplan für die Volkshochschule musste ich wohl von dem Magdeburger Architekten erhalten haben, der sicher auch meine Arbeit begleitete. Jedenfalls habe ich an den eigenständigen Entwurf noch die besten Erinnerungen. In der Werkstatt hatte ich Gelegenheit ein Gipsmodell davon anzufertigen, das dann in Fotografien festgehalten wurde, ebenso wie der Lageplan und der Grundriss. Wahrscheinlich gab es in der Schule auch eine Meisterklasse für Fotografie, die das recht gekonnt machte, hatte ich doch selbst keine Fotoausrüstung und Erfahrung. Und ohne die Hilfe des Werkstattleiters wäre wohl auch aus dem Modell nichts geworden. (EG = Erdgeschoss)
Und dann ist da noch der von mir gezeichnete Grundriss eines Theaters mit 750 Sitzplätzen im Parkett.
Ich war also immer an großen bedeutenden Gebäuden interessiert. Entworfen habe ich später keine mehr, doch immer an solchen mitgearbeitet, bis ich 1961 in die Wohnungswirtschaft wechselte, wo es gleich um den Neubau ganzer Stadtteile ging,* denn die Wohnungsnot in Deutschland war immer noch groß. Zuvor hatte ich noch für zwei Ingenieurbüros z.B. am Bau der Tierärztlichen Kliniken der Münchner Universität am Englischen Garten und 1954 am Neubau des Max-Planck-Instituts für Biochemie für Prof. Butenandt in der Nussbaumstraße (inzwischen schon lange in Martinsried bei München) mitgearbeitet, wo man mich hier (im Vordergrund ohne Hut) im Juli bei der Abnahme der Bewehrung sieht, die ich zuvor gezeichnet hatte.
Vor meinem Wechsel in die Wohnungswirtschaft war ich noch technischer Angestellter im Staatsdienst beim Landbauamt München, zuerst beim Wiederaufbau der "Alten Akademie" für das Statistische Landesamt. Das Büro befand sich genau in dem Gebäude, das ich in Magdeburg als "Kunstgeschichtliches Blatt" schon gezeichnet hatte, nämlich im 1. Stock der Michaelskirche. Die damaligen Büroräume habe ich rot angelegt.
Und so sahen dann der Kollegenkreis mit der erfrischend naiven Sekretärin "Fräulein Hoffmann" in der Mitte und das Richtfest der Alten Akademie (Statistisches Landesamt) in kalter Jahreszeit aus, bei dem Beamte der beteiligten Behörden auf Staatskosten feiern durften, die man nie zuvor auf der Baustelle gesehen hatte. Freilich, wohl ohne ihren guten Willen, ein solches Projekt über alle Paragraphenhürden hinweg zu helfen, stände wohl keiner hier. In der ersten Reihe ganz rechts steht mein damaliger Chef und grinst hintergründig. Jahre später hat er seine Frau umgebracht, die einen der Beamten der Obersten Baubehörde viel attraktiver fand als ihn, was nicht sehr schwer war.
Als technischer Angestellter des Landes Bayern wurde ich u.a. zur Bauleitung des Deutschen Patentamts in München beordert, die das große Gebäude längs der Erhardstraße einschließlich der Auslegehalle baute, kam dann zur Bauleitung der der Alten Pinakothek, einer königlichen Gemäldesammlung gegenüber der TH, zu deren Bauleitung ich danach versetzt wurde. Dort habe ich beim Bau verschiedener Institute auf dem neu erschlossenen Nordgelände mitgewirkt, u.a. an der Hochvolthalle zur Blitzforschung. Alle diese Objekte waren technisch anspruchsvoll und sehr verschieden und jedes war eine neue Herausforderung. So hatte ich neben der ständigen Konfrontation mit der Bauphysik, zu der es immer wieder Schulungen gab, auch immer wieder mit Fragen der Physik zu tun. Zum Beispiel habe ich auch die Systemzeichnung des Forschungsreaktors FRMI der TH in Garching angefertigt, die später in die Dokumentation der Obersten Baubehörde aufgenommen wurde. Seitdem weiß ich, wie ein Reaktor funktioniert. 2009 habe ich hier in der Nähe, im AKW Neckarwestheim, bei einer Führung mit Vortrag mein Wissen auffrischen und aktualisieren können. Schon zuvor im Jahr 2003 hatte ich mich im Atomkeller-Museum Haigerloch in der Schwäbischen Alb mit der deutschen Atomforschung während des Krieges und durch die dort erhältliche Literatur mit der "Atomenergie in der Geschichte des 20. Jahrhunderts" näher bekannt gemacht, soweit ich nicht schon vorher darüber Bescheid wusste.
Zum Abschluss hier noch ein anderer Blick auf das Modell der Volkshochschule.
- E N D E der Archivserie -
aus meinem Archiv
D) Meine Architektur-Entwürfe
und wie es weiter ging
Tatorte Magdeburg und München
Lageplan
Grundriss EG
In meinem Archiv findet sich auch ein Entwurf einer Fachschule für Kindergärtnerinnen mit Internat und Kindergarten (rechts oben). War wohl auch ein städtisches Projekt, über das ich manche Nacht gebrütet habe.
Grundriss EG
Ansichten, Schnitte
*s. die vorige Datei (L19) "Die Geschichte der Plangalerie" bei der ich nocheinmal entwerfend tätig wurde
Idee
Begeisterung
Planung
Ernüchterung
Suche nach den Schuldigen
Bestrafung der Unschuldigen
Belohnung der Nichtbeteiligten
(denn die haben ja wenigstens nichts falsch gemacht)
A) Gereimtes für das Kabarett (Brettl) B) Ungereimtes für die Faschingszeitung C) Meine Patente D) Meine Architektur-Entwürfe
zurück
weiter
zurück zum Seitenanfang