Vermischtes
Meine Kolumnen 2002/2003

       http://www.museumsart.de/kolumne.php

Vom 10. März bis 2. Mai 2002 als wöchentliche Kolumne und später gelegentlich
auf Norbert Heyses täglichen News Letter "Sokrates zur Nacht", zuletzt ca. 170 Empfänger
Texte mit * sind zusätzl. als "Philosophische Sentenz des Monats" auf www.museumsart.de (mit Sentenzenarchiv) erschienen
(dort ohne Anrede und Grußformel; nach den Regeln der neuen Rechtschreibung)


Autor: Helmut Hille

Meine eigens verfassten Texte (19) - lfd. Textnummer s. Cursor (20)
in Klammern: Tag der Versendung durch Norbert Heyse
*auch auf www.museumsart.de veröffentlicht (9)  **desgl. auch an anderer Stelle (2)

Sokratischer Relativismus (10.03.02)
Luther - ein deutscher Charakter (16.03.02)
Urteilen an Hand von Prämissen (24.03.02)
Durch was wird ein Urteil gerecht? (27.03.02)
Gadamer und das hermeneutische Problem (03.04.02)* **
Können wissenschaftliche Theorien anhand ihrer "Schönheit" beurteilt werden? (15.02.03)*
Schlechte und gute Urteilskriterien (10.04.02)
Merkmale sind keine Sachen (18.04.02)
Forschungsprinzipien und rationale Wissenschaft (01./02.05.02)
Die offene Gesellschaft und ihre Feinde (16.12.02)
Das Fest der Liebe - meine Weihnachtsbotschaft (23.12.02)
Gründe für eine pluralistische und offene Gesellschaft (04.01.03)*
Sackgasse bemannte Raumfahrt (05.02.03)
- Nachträge zur chinesischen und US-Raumfahrt mit Kommentar zur ISS

Moderne Kunst als Lehrstück von der Freiheit des Geistes (10.02.03)*
Clash of Civilizations? (18.04.03)*
Ernst und Heiterkeit (25.04.03)*
Wie weit können wir der Vernunft trauen? (21.07.03)*
Die Macht des Unsichtbaren (22.07.03)* **
Über das Selbst-Verständliche (10.08.03)*
Die Fortsetzung: Meine Kolumne 2004 (Link auch unten)

Nicht eigens verfasste Texte ohne Veröffentlichung auf dieser Seite: (13)
Nach dem 2. Mai 2002 habe ich für SzN (Sokrates zur Nacht) auch bereits existierende Texte aus meinen beiden Homepages zur Verfügung gestellt, am Anfang aus ZEIT UND SEIN. Danach folgte aus WEGE DES DENKENS die neue Buchbesprechung zu Der Beobachter im Gehirn. Essays zur Gehirnforschung von Wolf Singer in Text III/4. Anlässlich eines Symposions über die Menschenwürde am 22. Juni 2002 in Kiel hat N. Heyse meine Textsammlung III/8a über Die Würde des Menschen. Humanität contra Moral versandt und wie die Buchbesprechung auf der AGORA in Teilpaketen veröffentlicht, ebenso Anfang September Kapitel aus Datei I/A2 Rationale Theorien als Kriteriengeber. Am 20. September 2002 erschien aus Datei III/1a die Anmerkungen zur Hominidenforschung, 2 Tage danach der dort folgende "Tipp" Über den Schimpansen die Einzigartigkeit der Menschheit verstehen? Am 5. Januar 2003 versandte Norbert Heyse meinen Text Anmerkungen zu einem der größten Missverständnisse der modernen Wissenschaftsgeschichte auf I/B8. Am 26. Januar 2003 kam meine Entgegnung zu Platons Ideenlehre, wie sie u.a. in meinem Meta-Einführung zu finden ist, zum Versand. Am 13. Februar wurde aus der Datei I/A9 Kausalität contra Determinismus mit einer Einleitung mein Kurztext eines DPG-Vortrags von 1998 Gibt es ein Kausalgesetz? zusammen mit dem frisch geschriebenen und dort niedergelegten Kommentar "Moderne" Wissenschaft und "das alte Europa" versandt, der sich gegen den bei Physikern noch immer beliebten Determinismus wendet, der quer zum eigenverantwortlichen sokratischen Denken steht. Nachdem N. Heyse eine kurze Einführung in die Wissenschaftstheorie verschickt hatte, stellte ich ihm meinen Vortext I/A1 zur Wissenschaftstheorie zur Verfügung, der dann am 23. und 24. Februar mit einigen Erläuterungen zum kritischen Rationalismus 2003 per Mailingliste versandt wurde. Am 30. Mai 2003 verschickte N. Heyse Neues von den alten Kelten, meinen neuen Beitrag zur Seite Autor, der wegen des Berichts über das Keltenmuseum in Hochdorf/Enz (Baden-Württemberg) im Juli 20 auch im Newsletter von museumsart.de erschien.


Sokratischer Relativismus (10.03.02)

Liebe Freunde des Sokrates!

seit kurzem habe ich die Möglichkeit, Norbert Heyses sokratische Gedanken zur Nacht zu lesen, wofür ich ihm danke. Aufgefallen sind mir die Wendungen "relativistischer Sokrates" und "absolutistischer Platon", die laut den einleitenden "Gedanken zu Beginn Sokratesjahres 2002" zum Drama der Weltgeschichte gehören, die sich zwischen den beiden Polen von Relativismus und Absolutismus bewegen würde. Das ist also das Thema und bezüglich Sokrates ist es tatsächlich ein Drama, bei dem wir uns fragen müssen: Konnten die Richter denn anders urteilen, als sie urteilten, nämlich Sokrates mit dem Tode zu bestrafen, nachdem er nun mal angeklagt war. Freilich, hätte man ihn denn anklagen müssen? Ich weiß es nicht. Aber Richter sind auf das positive Recht angewiesen, wenn sie denn gültige Urteile fällen wollen, und das schließt ein, dass es dem Menschen möglich ist, unbezweifelbare Kriterien zu haben, schon gar, wenn sie über Leben und Tod eines Angeklagten entscheiden sollen. Und wenn nun einer daherkommt und alles in Frage stellt, dann kann er eben nicht ihr Freund sein und seine Lehren dürfen nicht Allgemeingut werden, würde ihnen doch sonst der Boden unter den Füßen entzogen. Das ist die Situation für die Richter. Und es wurde dann auch die Platons. Aber auch heutige Wissenschaftler tun sich mit der Rolle des Beobachters schwer und würden sie am liebsten nicht wahr haben, untergräbt sie doch ihren Anspruch, objektive Wahrheit zu verkünden.
      Und was ist unsere Situation, wenn wir die Grenzen und Begrenzungen unserer Erkenntnisfähigkeit wahrnehmen? Wenn wir einen Mangel als solchen erkennen? Das ist wohl zuerst eine Frage des Temperaments und der Einstellung. Die einen werden in ihrer Selbstliebe gekränkt sein, andere entsetzt, wenn sie gewahr werden, auf welch schwankenden Boden ihr Wissen steht. Andere werden diese Einsicht als Chance erkennen, über die Grundlagen menschlicher Urteile nachzudenken. Wie ich Sokrates (469-399) als Endpunkt jener ersten europäischen Aufklärung sehe, in der einige kühne Männer ungeniert nach der Wahrheit fragten, bevor Philosophen sich mehr um das Wohl des Staates und der Seelen Gedanken machten, so sehe ich Parmenides (540-480) aus Elea in Unteritalien mit an ihrem Beginn. Sein in Fragmenten erhaltenes Lehrgedicht über die Natur, das der geistige Mittelpunkt meiner Internetseiten ist, zeigt aber nicht nur die Meinungshaftigkeit (doxa) des Wissens der Sterblichen auf, "dem keine wahre Verlässlichkeit innewohnt", wie dies auch Sokrates tat, sondern versucht gleich in der allegorischen Einleitung seines Gedichts einen Weg aufzuzeigen, der da herausführt. Die Lehre legt er einer namenlosen Göttin in den Mund, die ihm zuvor Themis und Dike gesandt hatte, um einen "außerhalb der von Menschen betretenen Pfade" zu gehen. Themis, die Göttin des positiven Rechts, und Dike, die Göttin des rechten Bedenkens, stehen für die Notwendigkeit des Urteilens anhand unbezweifelbarer Kriterien, welche wir auch Prinzipien und Axiome nennen. Normalerweise sind dem Menschen die Prämissen seiner Urteile unklar oder nicht bekannt, weshalb er der Gefangene seiner Meinungen ist. Parmenides wurde jedoch von den Göttinnen, die für die Rationalität menschlichen Denkens stehen, angeleitet, seine Intuitionen ("vielverständige Stuten" - aber eben ungebändigt) zu bedenken, so dass er, den Abgrund von Schein und Sein überschreitend, würdig befunden wurde, von der namenlosen Göttin empfangen zu werden, die ihn mit Handschlag begrüßte. Ich denke, diese Göttin ist die Vernunft selbst, die uns innewohnt. Und sie versuchte ihm vor allem ein Prinzip ans Herz zu legen, das sie "der wohlgerundeten Wahrheit nie erzitterndes Herz" nannte: "Sein ist". Weder kann Sein jemals entstehen - wo sollte es denn herkommen, noch kann es jemals vergehen - wo sollte es denn bleiben? Doch kann es sich nach dem Prinzip der "Mischung" immer wieder wandeln, indem durch die innige Verbindung unterschiedlicher Qualitäten neue Qualitäten in Erscheinung treten. Dies erläutert sie anhand der Zeugung, in der "Frau und Mann zusammen die Keime der Liebe mischen", durch die ein von den Eltern verschiedenes Lebewesen entsteht. Das hier ausgesprochene Prinzip der Mischung und das Prinzip des Seins ist von der modernen Wissenschaft auf das Glänzendste bestätigt worden. Man denke nur an die Chemie und an den Satz des Heilbronner Arztes Robert Mayer von der Erhaltung der Energie, welche heute das oberste Kriterium der Physik ist. (Auch Parmenides entstammte einem Geschlecht von Medizinern.) Daher bin ich mir sicher, dass die Annahme mancher Kosmologen, der uns bekannte Kosmos wäre aus dem Nichts entstanden, sei es durch Quantenfluktuation oder durch den gönnerhaften Wink eines Schöpfers, falsch ist. Unser Kosmos ist einer unter vielen und daher denke ich, habe ich mit Recht geschrieben "Die Kosmen kommen und gehen - aber die Energie, das Universum bleibt!" (in "Niemand ist der Herr der Sterne" in meiner neuen Philosophie-Site www.helmut-hille-philosophie.de, die neuerdings auch einen "Gruß an Sokrates" enthält.)
      Nur ein abgeklärtes Prinzip versetzt uns in die Lage abgeklärte Urteile auszusprechen. Doch es sind keine absoluten Urteile, denn Prinzipien und von ihnen für ein Sachgebiet abgeleitet Axiome sind weder wahr noch unwahr sondern vernünftig! Man kann nur darüber streiten, wie vernünftig sie sind. So können sie auch nicht widerlegt werden, doch tragen sie in sich die Aufforderung, ihre Grenzen zu erkennen, z.B. beim Prinzip der Kausalität. Die Vernunft ist unser höchstes Vermögen! Vom Menschen mehr als vernünftige Wahrheiten zu erwarten wäre daher unvernünftig. Prinzipien und Axiome sind das der Vernunft Selbst-Verständliche, mit dessen Hilfe sie versteht. Bei einem auf Vernunftprinzipien beruhenden Wissen, wissen wir immer - bei gewissenhafter Verwendung von Logik und Sprache - warum wir etwas wissen und wie vernünftig es ist. Ein solches Wissen ist ein mündiges Wissen, durch das wir geistig Herr im eigenen Hause werden. Wir werden immer dann über Kompetenz verfügen, wenn wir uns der Prämissen unserer Urteile bewusst sind und sie klar auszusprechen vermögen.
      Das ist sicher nicht einfach. Aber wenn man nicht anfängt, die Grundlagen des Wissens und der Urteile zu bedenken, wird man immer nur die Illusion des Wissens haben. Das mag sehr bequem sein, doch kann es nicht helfen, unsere Welt vernünftig zu gestalten. Nichts anderes hatte wohl auch Sokrates im Sinn. Darum habe ich geschrieben: "Weder kann Wissen ohne Weisheit, noch Weisheit ohne Wissen gelingen. Daher kommt es darauf an, beide zusammenzuführen und zu einem intelligenten Umgang mit Nichtwissen und menschlicher Subjektivität zu kommen." Das Wissen um unser Nichtwissen ist eben nicht das Ende sondern der Anfang der Weisheit.

Ihr Helmut Hille
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Luther - ein deutscher Charakter (16.03.02)

Liebe Freunde des Sokrates!
Lieber Norbert Heyse!

Luther wollte ja nicht die äußere Ordnung in Frage stellen, doch konnte er die gängige Praxis der römischen Kurie zu Geld für den Bau des Petersdomes zu kommen, nicht mit seiner Glaubensinbrunst vereinbaren. Während die mehr heitere Lebensweise der Südländer sich mit dem Glauben arrangiert, wollte Luther nun wirklich glauben können. Man sieht es ja heute noch als ein Phänomen an, dass eine Enzyklika des Papstes in Italien ohne Folgen zur Kenntnis genommen wird, während die Österreicher sie heftig diskutieren (wer in den 60er und 70er Jahren ORF empfangen konnte, wird dies bestätigen können), die Deutschen aber sie sofort mit großem Ernst umsetzen wollen. Selbst Anders- und Nichtgläubige zeigen sich beeindruckt. Man verfolge hierzu nur die Debatten zur Gentechnologie, wo jede vernünftige Überlegung gleich durch die fundamentalen Ansätze der Kirche im Keime erstickt werden. Ich jedenfalls fühle mich durch unseren Bundespräsidenten da nicht vertreten. Und müssen wir uns nicht fragen, ob wir als weitere Speerspitze des Fundamentalismus einen Bundeskanzler aus Bayern wollen können, der gleich mit dem Kopf wackelt, schon wenn er befürchtet, der Papst könnte mit den Ohren wackeln oder die Stirne kraus ziehen? In Norddeutschland wird man von dieser Seite Stoibers wenig oder gar nichts wissen, doch ich habe bis vor kurzem in Bayern gelebt und z.B. den erbitterten Streit um die Aufhängung von Kruzifixen in den Schulen voll mitbekommen. Genauso wie man in den 50er Jahren unter Hundhammer aus der konfessionellen Lehrerbildung ein Riesenproblem gemacht hat. Ich wollte damit nur demonstrieren, dass ich in dem Phänomen Luther mehr ein Charakterproblem sehe und nur insofern ein philosophisches, als sein Aufstand in die aufgekommene Strömung des Humanismus eingebettet wurde, z.B. durch den Einfluss Melanchthons.
       Bleiben tut das Problem, ob wir Ordnungen oder oberste Prämissen als von Gott oder einer anderen unbezweifelbaren Autorität gegeben hinnehmen wollen oder ob wir es für möglich halten, durch die sokratische Methode des Dialogs zu besseren bzw. sach- und zeitgemäßeren Ansätzen zu kommen. Eigentlich wollte ich über diesen Punkt schreiben, was ich sicher auch noch tun werde, geht es mir doch immer um den mündigen Bürger.

Ihr Helmut Hille
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Urteilen an Hand von Prämissen (24.03.02)

Liebe Freunde des Sokrates!

In den "Gedanken zu Beginn des Sokratesjahres 2002" heißt es: "Platon hatte den Relativismus, nach dem es z.B. "das Gute" nicht gibt, sondern nach dem etwas stets nur gut für etwas anderes, also im Bezug auf etwas anderes sein kann, von Sokrates gelernt. Da dieser Relativismus den Sokrates in den Untergang geführt hatte und Platon ein solches Schicksal nicht auch erleiden wollte, sondern es ihm darum ging, die Philosophie überhaupt zu retten, musste er seinen Lehrer Sokrates verraten."
       Doch ist es nicht eine der vornehmsten Aufgaben der Philosophie, zur Erhellung unseres Verständnisses Relationen aufzuzeigen oder herzustellen? Wie konnte Platon da die Philosophie retten? Ganz ähnlich wie Platon die erste Aufklärung zuerst mit seinen Sokratesdialogen zum Höhepunkt führte und sie dann unter dem äußeren Druck beendete, hat ja Kant die zweite europäische Aufklärung mit seinen kritischen Schriften und seinem Bekenntnis zur Autonomie der Sittlichkeit zu ihrem Höhepunkt geführt und dann unter Druck mit seinen drei "praktischen Postulaten" von Gott, Freiheit und Unsterblichkeit den Rückzug angetreten. Ich denke, beide wollten wahrscheinlich nicht nur ihre eigenen Haut retten, als den Menschen auch etwas Tröstliches sagen.
       In einem anderen Kulturkreis, dem Reich der Mitte, hat Laotse, ein Zeitgenosse des Parmenides, mit dem Relativismus keine Probleme. Bereits in seinem Zweiten Spruch erläutert er die Notwendigkeit und die Wirkung von Kriterien (nach Carl Dallago):

"Dadurch, dass das Schöne bestimmt wird,
ergibt sich auch das Hässliche.
Dadurch, dass das Gute bestimmt wird,
ergibt sich auch das Schlechte.
So ergibt dem Wesen nach das Sein das Nichtsein,
der Anschauung nach das Mögliche das Unmögliche,
dem Raume nach das Große das Kleine,
dem Range nach das Hohe das Niedrige,
dem Tone nach das Laute das Leise,
der Zeitlichkeit nach das Vorher das Nachher."

Das heißt:
Ohne Setzungen gibt es auch keinen Gegensatz,
ohne Maßstäbe gibt es keine Abmessungen,
ohne vernünftige Kriterien gibt es auch keine vernünftigen Urteile.
Das ist das Merkmal der Rationalität,
das die Nachvollziehbarkeit von Urteilen sichert!

Die Kriterien des Schönen, Guten und Wahren sind zuerst leere Kriterien und sind Ausdruck eines Fragens, das in uns angelegt ist. Ich habe sie "zielführend" genannt. Schon aus diesen Fragen zu schließen, dass es auch ein absolut Schönes, Gutes und Wahres gibt, ist ein Fehlschluss. Zumeist aber haben die Menschen gar nicht die Gelegenheit sich selbst Kriterien zu geben, sondern sie werden ihnen durch die Erziehung und den Zeitgeist vermittelt und es ist zuersteinmal für den Einzelnen nützlich, im Strom mitzuschwimmen. Wenn aber eine Entwicklung in die Krise gerät oder gar auf einen Abgrund zusteuert, ist es auch die Pflicht der dazu Fähigen, die herrschenden Paradigmen zu hinterfragen und alternative Kriterien aufzuzeigen. In dieser Situation sehe ich uns heute und daher ist es richtig, von einer "Parallelität zwischen der Zeit des Sokrates und der heutigen Zeit" zu sprechen.
       Wie man seit Aristoteles wissen könnte (auch wenn Luther ihn verflucht hat), ist alles Urteilen an Prämissen gebunden. Das ist eine unaufhebbare Gegebenheit, die es zu akzeptieren gilt! Darum ist es so wichtig, die Prämissen zu kennen und zu prüfen.

Richtige und falsche Prämissen stelle ich gern ein andermal vor.

Ihr Helmut Hille
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Durch was wird ein Urteil gerecht? (27.03.02)

Liebe Freunde des Sokrates!

Das Bildnis der römischen Göttin Justitia, deren Augen verbunden sind, die in der linken Hand die Waage, in der rechten das Schwert hält, verkörpert das, was die Gerechtigkeit ausmacht. Und was macht die Gerechtigkeit aus? Durch was wird ein Urteil gerecht? Da ist einmal der Wissensgewinn durch das Abwägen der be- und entlastenden Beweise und Aussagen der Beweisaufnahme, sodann das Abwägen von Schuld und Recht anhand der dem Richter bekannten Gesetzeslage, dessen Ergebnis ein gerechtes Urteil zu sein hat. Und wie macht die Göttin das? Sie macht es mit verbundenen Augen - also blind! Das Urteilen ist also ein rein geistiger Vorgang, der durch das Abwägen des relevanten Wissens ein Ergebnis gewinnt. So steht Justitia nicht für eine absolute Wahrheit des Urteils, sondern für eine Wahrheit, die zu erkennen dem Menschen anhand seines Wissens möglich ist. Auch der Sachverständige, der vom Gericht daraufhin vereidigt wird, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen, ist nicht im Besitz einer absoluten Wahrheit, sondern er macht seine Aussagen bestenfalls auf Grund des letzten Stands der Erkenntnisse seines Fachs. Das genügt dem Gericht in seiner Weisheit, d. h. im Wissen um die Grenzen menschlichen Wissens, mit denen es täglich selbst zu kämpfen hat. So steht Justitia letztlich für die menschliche Urteilsfähigkeit überhaupt, was die lange und anhaltende Tradition des positiven Rechts zwanglos erklärt. Jeder Wahrheitstheoretiker sollte diese lange Tradition und das bekannte Bildnis der Justitia bedenken. Sonst ist er nicht weise, d. h. wissend um die Grenzen menschlichen Wissens und Erkennens. Wer glaubt, er urteile unbefangen ohne verbundene Augen auf die Dinge sehend, über die er urteilt, unterliegt immer schon einer Illusion.
      Alles Urteilen hängt von unserem Wissen und den verwendeten Prämissen ab, die im Rechtswesen die Gesetze und die Urteile oberer Instanzen zu Präzedenzfällen sind. Aber es ist sicher leider auch wahr, dass zum nicht geringen Teil menschliche Urteile ebenso vom Zeitgeist und von Interessen und Absichten des Urteilenden beeinflusst werden, auch wenn ihm das selbst nicht immer klar ist. Doch bleibt als Einsicht: Im Streben nach der Gerechtigkeit jeglicher Art von Urteilen können wir immer nur jene MENSCHENMÖGLICHE Wahrheit gewinnen, die wir im illusorischen Streben nach einer absoluten Wahrheit immer verfehlen. Menschliche Urteile können bestenfalls als "vernünftig" bezeichnet werden, wenn sie denn "gerecht" sind, denn die Vernunft ist des Menschen höchstes Vermögen, vor Gericht ebenso wie im Leben und in der Wissenschaft. Darum ist der Rat "(ver)urteile nicht, auf dass du nicht verurteilt wirst" sicher einer der besten. Denn ein Fehlurteil ist niemals ganz auszuschließen, weil z. B. selten ALLE Fakten bekannt sind. Darum sollten Menschen auch keine Todesurteile fällen, schon weil sie ein nicht zu korrigierendes Ergebnis schaffen würden.
      Ganz allgemein ist festzustellen: das erkennende System IST DIE WAAGE DER WELT. Das heißt auch: Die Welt mit der wir geistig und gefühlsmäßig umgehen GEHÖRT ZU UNS SELBST. Sie ist die Welt, die wir uns mental auf unsre Bedürfnisse hin angeeignet haben. So ergibt sich als Aufgabe, am Wissen und an den Gefühlen ebenso zu arbeiten wie an den verwendeten Prämissen und nicht zuletzt genauso an unserer mentalen SENSIBILITÄT. "Wahrheit" hat viel mit der Feinfühligkeit zu tun, wie sie durch das Fingerspitzengefühl verkörpert wird: sie ist die Ausgewogenheit einer Aussage vor dem Hintergrund unseres Wissens. Wer möchte da nicht auch an Sokrates denken, der auf die Agora ging, um im Dialog an dieser Sensibilität zu arbeiten: an seiner eigenen und die der anderen. Wenn Menschen den Eindruck haben, dass ein Gleichgewicht zwischen dem Gewussten und Gesagten besteht, sind sie geneigt, dies als "wahr" ("gerecht") zu empfinden. DIESE WAHRHEIT = ÜBEREINSTIMMUNG IST ES, DIE WIR IMMER SUCHEN und deren Erreichung unsere Zufriedenheit ausmacht! Und es ist eine überprüfbare Wahrheit, während Aussagen von Wahrheitstheoretikern zum Verhältnis von Subjekt und Objekt, Mensch und Welt usw. nur von einem Standpunkt aus gegeben werden könnten, den niemand einnehmen kann. Nur das genaue Bedenken unserer kognitiven Fähigkeit kann uns Hinweise auf den Wert von Aussagen geben.
      Das ist in Kürze meine Wahrheitstheorie.* Sie besagt sowohl durch was der EINDRUCK von Wahrheit gewonnen wird, als auch wie Urteile gerechter werden können. Und vielleicht wäre es ganz nützlich, sie am nächsten Morgen nochmals zu lesen und über sie nachzudenken, berührt sie doch den innersten Mechanismus des Verstehens. An dieser Stelle und in diesem Zusammenhang ist an Hans-Georg Gadamer zu erinnern, der am 13. März im Alter von 102 Jahren in Heidelberg verstorben ist, wo er mehr als ein halbes Jahrhundert wirkte. In dem mir vorliegenden "Gadamer Lesebuch" (UTB 1997) in "Text und Interpretation" hält Gadamer den lebendigen sokratischen Dialog "als die Grundform des Denkens". Hierauf möchte ich beim nächsten Mal eingehen und auf Gadamers Lehre vom hermeneutischen Problem als einem universalen Problem, das nicht auf die Geisteswissenschaften beschränkt ist.
*siehe auch "Welche Wahrheit hätten Sie denn gern?" auf ZEIT UND SEIN, Text [4]

Ihr Helmut Hille
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Gadamer und das hermeneutische Problem  (03.04.02)
* 1."Philosophische Sentenz des Monats" auf www.museumsart.de Dezember 2002, Auszug 15.01.2003
** als Hommage auf Gadamer auf WEGE DES DENKENS als Text (II/1a) übernommen (aktuelle Fassung s. dort)
Herbst 2007 in 3 Teilen in der aktuellen Fassung auf www.museumsart.de veröffentlicht (im Archiv)

Liebe Freunde des Sokrates!

Die Lebendigkeit eines Dialogs entsteht durch die unmittelbare Anwesenheit der Diskutierenden, die voll aufeinander eingehen und ihre Aussagen durch ihre Körpersprache unterstützen. Bekanntlich kann ja ein Blick oder eine Geste mehr über die Befindlichkeit eines Sprechers besagen als 1000 Worte, ist doch die Körpersprache unsere ursprüngliche Sprache, zu der auch das Abgeben von Lauten gehörte. Den lebendigen Dialog zeichnet auch aus, dass die Möglichkeit des Eingreifens besteht, bevor aufkommende Missverständnisse sich weiter ausbreiten. Vom dialogischen Charakter der Sprache ausgehend, in der sich der Sprecher explizit mitteilen will, bezeichnet Gadamer in "Text und Interpretation" (1983) den "sokratischen Dialog als die Grundform des Denkens". Weiter heißt es bei ihm u.a.: "Was beim Sprechen herauskommt, ist nicht eine bloße Fixierung von intendierten Sinn, sondern ein sich beständig wandelnder Versuch oder besser, eine ständig sich wiederholende Versuchung, sich auf etwas einzulassen und sich mit jemanden einzulassen. Das aber heißt, sich aussetzen." Der Möglichkeit des Missverständnisses eben, weshalb wir der Kunst der Hermeneutik bedürfen. In seinen Reden und Schriften wird Gadamer nicht müde nachzuweisen, DASS DIE HERMENEUTIK EIN UNIVERSALES PROBLEM IST, das sich nicht auf einige wenige Sparten geistiger Tätigkeiten beschränkt, wie der Übersetzung in andere Sprachen und der Auslegung heiliger Schriften oder juristischer Texte.
      Die Sprache und damit auch der Text gehören zu einer "Zwischenwelt", in der geistige Gehalte zwischen Personen transportiert werden. "Jedenfalls versucht der Schreiber, wie der im Gespräch Befindliche, das mitzuteilen, was er meint, und das schließt den Vorblick auf den anderen ein, mit dem er Voraussetzungen teilt und auf dessen Verständnis er zählt. Der andere nimmt das Gesagte, wie es gemeint ist, d.h. er versteht dadurch, dass er das Gesagte ergänzt und konkretisiert und nichts in seinem abstrakten Sinngehalt wörtlich nimmt." (Gadamer, Betonung von mir) Es kommt eben auf das Erfassen des Sinngehalts des Gesagten oder Geschriebenen an und nicht auf den toten Buchstaben. "Die Schrift tötet, aber der Geist macht lebendig." (Meister Eckhart) Oder wie Plutarch Parmenides verteidigt: "Indem nun Kolotes einzelnes aus seinem Zusammenhang löst und es dann wörtlich, und d.h. falsch, interpretiert und sich statt auf die Sache auf den Buchstaben beruft, behauptet er, dass Parmenides alles abschafft, wenn er annimmt, dass das Seiende eins ist. Parmenides jedoch schafft keine von beiden Naturen ab, sondern gibt jeder Natur [des Wissens: der logisch erkennbaren wie auch der meinbaren] das ihr Zukommende."
      Der Umstand, dass Empfindungen und Gedanken eines Zwischenreiches aus Zeichen, Symbolen und Metaphern bedürfen, um anderen mitgeteilt werden zu können, IST DER URSPRUNG DES HERMENEUTISCHEN PROBLEMS. Gegenüber den meisten Tieren, die sich nur durch Laute, z. B. durch Warnlaute, ggf. ergänzt durch die Blickrichtung, mitteilen können, hatten und haben die Hominiden den Vorteil, zusätzlich mit der Hand auf das Gemeinte, z. B. ein Raubtier als Gefahrenquelle, deuten zu können und dadurch das lautlich Gemeinte zu konkretisieren. Auf diese Weise wurde in der Geschichte der Hominiden das Deuten mittels Handzeichen DER BEGINN DER HERMENEUTIK und möglicherweise auch des Menschseins. Doch auch in der rein geistigen Auseinandersetzung mit der Welt bleibt das Gemeinte das zu Deutende, was sich im Wort "Bedeutung" von Sprachlichen wiederfindet. Gleich ob Handzeichen oder Worte - immer haben wir es mit einem Sprechen zu tun. Also muss es auch etwas davon Verschiedenes geben, ÜBER DAS GESPROCHEN WIRD. Das weist darauf hin, dass es vor aller Sprache EINE REIN GEISTIGE EBENE der Bedeutungen und Sinngehalte gibt, in der menschlicher Geist bei sich selber ist. Diese Bedeutungen und Sinngehalte hör- oder sichtbar zu machen IST DIE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG DER HERMENEUTIK, nennen wir sie Kunst, Dichtung, Literatur, Religion, Mystik oder Philosophie. Sie ist der immerwährende Versuch der Vermittlung des Bei-sich-selbst-Seins menschlichen Geistes.

Ihr Helmut Hille
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Schlechte und gute Urteilskriterien (10.04.02)

Liebe Freunde des Sokrates!

Wie ich in den am 24. März gesendeten Nachtgedanken zum Relativismus versprochen hatte, wollte ich mich einmal mit "richtigen und falschen Prämissen" befassen. Hier möchte ich den Anfang machen.
      Die Angst vor dem Relationismus/Relativismus ist die Scheu, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen und für Aussagen die Verantwortung zu übernehmen. Das kommt daher, dass Menschen mit ihrem Verstand viel negative Erfahrungen gemacht haben ("irren ist menschlich"), weshalb sie nach "ewigen" oder "absoluten Wahrheiten" dürsten. Dass es dann immer wieder jemand gibt, der die Erfüllung solcher Erwartungen verspricht, ist nicht verwunderlich, bestimmt doch die Nachfrage das Angebot.
      Aber wie wollen wir Menschen denn "ewige" oder "absolute Wahrheiten" als solche erkennen, ist doch jede Erkenntnis abhängig von den zur Verfügung stehenden Erkenntnismitteln. Das ist die erste Relation, die es zu akzeptieren gilt. Der Ausweg, dass ein absolutes Wesen - Gott - das im Besitz solch "absoluter" Wahrheiten sei, sie den Menschen in Sorge um sie verkündet oder offenbart hat, ist nur für den Gläubigen einer.
      Die zweite Relation die es zu akzeptieren gilt ist, dass die Qualität von Urteilen von der Qualität der verwendeten Urteilskriterien abhängt, also den Prämissen. Es hängt also von der Zuverlässigkeit der Prämisse ab, wie zuverlässig ein Urteil ist. Zur Demonstration der aristotelischen Syllogistik (Regeln der Logik) dient gern folgendes Beispiel:

Alle Menschen sind sterblich. (1. Prämisse)
Sokrates ist ein Mensch. (2. Prämisse)
Also ist Sokrates sterblich. (Schluss oder Konklusion)

Doch dies ist ein schlechtes Beispiel, denn die 1. Prämisse ist ein Erfahrungssatz und die Schlussfolgerung in ihm schon enthalten, würde doch sonst die Prämisse nicht stimmen. Unser Wissen wird hierbei nicht erweitert. Popper verwendete als Beispiel für eine 1. Prämisse lieber: "Alle Schwäne sind weiß." Sie gilt eben nur solange, bis man auch schwarze Schwäne sieht, die es ja tatsächlich gibt, z.B. im Schlosspark von Wörlitz. Erfahrungssätze/Protokollsätze oder Tatsachenbehauptungen sind demnach keine geeigneten Grundlagen von Prämissen. Einstein hatte als Prämisse die Tatsachenbehauptung aufgestellt: "Nichts ist schneller als das Licht". Wenn nun heute in verschiedenen Laboratorien der Welt Überlichtgeschwindigkeiten oder gar instantane (= augenblickliche) Wirkungen auf Distanz festgestellt werden (die sich noch dazu gut mit der Quantenmechanik vertragen), so stürzt das all jene in Ratlosigkeit, die auf Einsteins Prämisse schwören und alternative Ansätze scheuen. Wenn dagegen Newton als 1. Axiom seiner Dynamik postulierte: "Jeder Körper verharrt in seinem Zustand ... solange er nicht durch auf ihn einwirkende Kräfte zur Änderung seines Zustands gezwungen wird," so ist das keine Tatsachenbehauptung von der Existenz solcher Zustände, sondern DIE DEFINITION DES KRAFTFREIEN ZUSTANDS, die unabhängig von der Frage gilt, ob es im Universum überhaupt kraftfreie Körper gibt, kreisen doch alle um ihre Mittelpunkte und die wieder um ihre usw. Aber sie ermöglicht die Definition der Kraft als eine Größe, die den Zustand eines Körpers ändert! Newtons 1. Axiom ist die vernünftige Folgerung aus dem allgemeinen Prinzip, dass in der unbelebten Welt nichts ohne Ursachen geschieht (und wo keine Ursache vorliegt kann es demgemäß auch keine Wirkung geben). Jede gegenteilige Annahme müsste man als "willkürlich" bezeichnen und wäre daher nicht vernünftig. Ein uns durch Vernunft gegebenes Prinzip und von ihm abgeleitete Axiome sind ohne Rückgriff auf Erfahrung geistig nachvollziehbar. Das ist das entscheidende Kriterium von Prinzipien! Sie können von jedermann an jedem Ort und zu jeder Zeit auf ihre Schlüssigkeit hin geprüft werden. Und insoweit Prinzipien keine unabgeklärten Tatsachenbehauptungen sind, sind sie auch nicht dogmatisch, sondern - im Gegenteil - sie tragen in sich die Aufforderung, ihre Grenzen herauszufinden, deren Erkenntnis ggf. zu einem erweiterten oder einem weiteren Prinzip oder Axiom führt. Sie engen unsere Annahmen also nicht ein. Die Voraus-Setzung, dass in der unbelebten Welt nichts ohne Ursache geschieht, ist demnach zuersteinmal vernünftig, wäre doch ohne diese Annahme Physik als prognostische Wissenschaft von vornherein unmöglich.
      Bei einem rationalen Vorgehen tragen wir also unsere Prämissen und Axiome ganz undogmatisch an die Dinge heran und probieren einfach, wie weit sie uns als Forschungsgrundsätze behilflich sind. So widerlegt die Quantenmechanik die klassische Mechanik nicht, wenn wir im Sinne Newtons alle Wechselwirkungen als ein freies Spiel DER BETEILIGTEN KRÄFTE ansehen und nicht - wie ihr immer wieder fälschlich unterstellt wird - als ein Geschehen, das NACH IHNEN AUFERLEGTEN GESETZEN unabänderlich abläuft. Die Unschärferelation von Ort und Geschwindigkeit eines Teilchens IN ABHÄNGIGKEIT VON DER ZUR MESSUNG VERWENDBAREN KLEINSTEN EINSETZBAREN KRAFT, dem Planckschen Wirkungsquantum, zeigt gerade, dass die vom Messimpuls ausgehende Wechselwirkung (auf den unbekannten Anfangszustand eines Teilchens) nicht vernachlässigbar ist. Heisenbergs Unschärferelation ist daher eine nicht hintergehbare UNSCHÄRFE UNSERES WISSENS, gegen die immer noch jene Sturm laufen, welchen die totale Kontrollierbarkeit aller Dinge ein Herzensanliegen ist und die ganz unsokratisch Unwissbarkeiten nicht akzeptieren wollen.
      Es ist also der Vernunftgebrauch, der uns zu abgeklärten Prämissen und Axiomen führen kann, die uns als Maßstäbe von Urteilen dienen können. Abgeklärte Prämissen gehören zur ersten, zuverlässigen Natur unseres Wissens, von der Plutarch bei der Verteidigung von Parmenides sprach, der beiden Naturen gerecht wurde: der logisch überprüfbaren wie der meinbaren. Wo ihr gefolgt wird ergibt sich ganz zwanglos das, was man die "intersubjektive Wahrheit" nennt, wie wir sie aus der Geometrie und Mathematik kennen, die nach dem Grund-Satz der Unwillkürlichkeit verfahren. Intersubjektive Wahrheiten sind vernünftige, aber keine absoluten Wahrheiten. Doch sie sind das Beste was Menschen zu erkennen möglich ist. Das ist die dritte Relation, die es zu akzeptieren gilt. Der Relativismus gerät erst dort auf eine schiefe Bahn, wo er auf unbewiesenen Tatsachenbehauptungen, unsicheren Thesen oder dogmatischen Ismen fußt, die die Quelle unserer fraglichen Meinungen (griechisch "doxa") sind, der zweiten Natur unseres Wissens. "Die Sache ist immer die Streitsache. Das sollten wir irrenden Menschen nie vergessen, und darauf beruht alle Bemühung, unsere Vorurteile (zu erkennen und) zu überwinden." (Gadamer*) Freilich muss man dazu vorher schon verstanden haben, dass es keine (akzeptablen) Urteile ohne (akzeptable) Prämissen geben kann! Ohne sie bleibt alles was wir sagen Meinung/doxa.
*Dialogischer Rückblick auf das Gesammelte Werk, in Gadamer Lesebuch, UTB 1997

Ihr Helmut Hille
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Merkmale sind keine Sachen (18.04.02)

Liebe Freunde des Sokrates!

In meinen vorhergehenden Text über Urteilskriterien hatte ich geschrieben, dass wir bei einem rationalen Vorgehen unsere Prämissen und Axiome ganz undogmatisch an die Dinge herantragen und einfach probieren, wie weit sie uns als Forschungsgrundsätze behilflich sind. Auch beim Messen tragen wir die Maßstäbe unseres Messens (die Messkriterien) an die Dinge heran. Maßstäbe selbst werden nicht gemessen, sondern - wie Axiome - vor aller Messung definiert, hätte man sonst doch nichts in der Hand, mit dem man messen könnte.
      Technisches Messen ist eine durch Hilfsmittel erreichte Objektivierung und ggf. Erweiterung der Wahrnehmung. Was wahrgenommen/bemerkt wird, sind UNS VERSTÄNDLICHE MERKMALE, z. B. auf Grund unseres Wärmegefühls die Wärme von Objekten, woraus jedoch nicht geschlossen werden kann, dass es einen Wärmestoff (Phlogiston) gibt, was jedoch die Messbarkeit der Wärme in keiner Weise berührt. UNSER WAHRNEHMEN UND MESSEN IST DER SPIEGEL UNSERES ERKENNTNISVERMÖGENS. Nur wofür wir ein kognitives Vermögen besitzen, kann von uns wahrgenommen werden und existiert daher FÜR UNS. Von hier aus können wir die Warnung des Protagoras (480 - 410) vor dem Irrglauben einer natürlichen Objektivität verstehen, die er in seinem berühmten "Homomensura"-Satz wie folgt ausdrückte: "Anthropos metron hapanton" = "Der Mensch ist (sich) das Maß aller Dinge", und er fügte hinzu: "der seienden, dass sie sind (WAS sie FÜR IHN SIND), der nichtseienden, dass sie (für ihn) nicht sind." (Klammerausdrücke vom Autor.) Das heißt: nicht die Dinge hängen vom Menschen ab, wie Protagoras Satz manchmal gedeutet wird, sondern nur: ihre Wahrnehmung und Bewertung kann nicht ohne den Wahrnehmenden und Bewertenden verstanden werden. Nur wer sich seines Eigenanteils an seiner Wahrnehmung bewusst ist, nimmt im eigentlichen Sinne "wahr" und hält nicht seine begrenzte und egozentrische Sicht für die Welt selbst. Was die Welt hinter den von uns gesehenen Merkmalen ist, können wir nicht wissen. Wissen können wir nur, wie die Welt uns messenderweise ERSCHEINT. So ist Messen unser Grundverhältnis zur Welt, das nicht sorgfältig genug bedacht werden kann. Die Messkunde (Metrologie), die selbst bei Naturwissenschaftlern ein (selbst verschuldetes) Schattendasein führt, wäre - richtig verstanden - von zentraler Bedeutung für die Erkenntnistheorie. Aber weil gerade Naturwissenschaftler sich scheuen, die Rolle des Beobachters ohne Wenn und Aber anzuerkennen, kommt der DIN-Ausschuss für Einheiten und Formelgrößen (AEF) zu keiner einheitlichen Aussage, WAS EINE PHYSIKALISCHE GRÖSSE IST. Er nennt sie zwar richtig "Merkmal", doch wollen wohl vielzuviele nicht akzeptieren, dass die Merkmale unseres Wahrnehmens keine objektiv existierenden Sachen sind, sondern eben Merkmale, die WIR zu bemerken vermögen. So können wir AUF GRUND UNSERES DISTANZBEGRIFFES (Platon würde sagen: der "Idee" Distanz) eine Distanz messen, obwohl es ganz bestimmt keine Sache "Distanz" gibt.
      Auch in den Naturwissenschaften haben wir es also nicht mit "Sachen" sondern immer nur mit von uns gesehenen Merkmalen/Aspekten einer sonst unbekannten Sache zu tun. Denn ebenso wie es keine Sache "Wärme" also keinen Wärmestoff gibt, gibt es keine Sache "Masse" und keine Sache "Zeit". Während die Wärme ein Maß von Molekularbewegungen ist, ist die Masse das Maß eines mechanischen Widerstandes von Materie, wenn auf sie eingedrückt wird - also ein Wechselwirkungserlebnis, und die Zeit das Maß der Dauer BEI EINER ZEITLICHEN BETRACHTUNG DER DINGE, die wir - wie alle anderen Maßstäbe - an sie herantragen. Alle zeitlichen Wahrnehmungen werden uns dabei durch das Erinnerungsvermögen geschenkt. Doch außerhalb dieses Vermögens gibt es nichts, was man die "Zeit" nennen könnte, die eine Sache wäre. Physikalische Erklärungen durch eine Sache "Zeit" sind freies Phantasieren, das zumeist auch noch den ideologischen Hintergrund hat, Mentales als etwas Materielles verstehen und erweisen zu wollen. Der naive Hang, Geistiges zu verdinglichen, um es dann verstehen zu können, ist die moderne Version der animistischen "Erklärung" der Naturvorgänge durch Geistwesen und Götter - beides eine Projektion unserer Mentalität auf die Dinge, oder wie Protagoras sagte: "Anthropos metron hapanton."
      Ich hoffe liebe Sokratesfreunde, das wenigstens bei Ihnen der Schock nicht zu groß ist, wenn ich die Unterscheidung zwischen den vom Menschen gesehenen Merkmalen/Aspekten und der Sache selbst mache. Kant sprach da vom "Ding an sich", das hinter allen anthropozentrischen Merkmalen steht, weil es eben zu unterscheiden gilt, was die Dinge FÜR SICH und was sie FÜR UNS sind. Während physikalische Körper FÜR SICH in ihrem Zustand verharren, wenn keine Kraft an sie angreift, sind sie FÜR UNS in Ruhe oder Bewegung (Newton), je nach der Wahl des Bezugssystems durch den Beobachter, womit klar ist, dass es sich bei "Ruhe" und "Bewegung" um subjektive Wertungen des Beobachters handelt und nicht um objektive Eigenschaften einer Sache. Newton konnte auf diese Einsicht hin die Dynamik begründen, die bis heute nichts von Ihrer Gültigkeit eingebüßt hat. Durch eine solche Unterscheidung von Eigenschaften/Merkmalen von Sachen zwischen dem, was sie für uns und was sie für sich selber sind, lernen wir, uns selbst und unser Vorgehen besser zu verstehen und aus Erfahrungen die richtigen Schlüsse zu ziehen.
      Dieses "Erkenne dich selbst!" war das Hauptanliegen der ersten Aufklärungswelle. Sie beschränkte sich nicht auf Griechenland, sondern reichte von Europa bis in den fernen Osten. Jaspers nannte diesen geistigen Aufbruch der Menschheit zu einer höheren Stufe der Bewusstheit die Achsenzeit. So sagte Laotse zu dieser Zeit im fernen China: "Andere erkennen ist klug, sich selber erkennen ist weise; andere Lenken ist Macht, sich selber lenken ist Erleuchtung ..." Und je besser wir uns selbst erkennen und je besser wir unsere Aufmerksamkeit zu lenken vermögen, umso besser kann es uns gelingen, unsere Aussagen zu objektivieren, während der Glaube an eine natürliche Objektivität ein dogmatischer Subjektivismus ist, der sich der Hinterfragung und somit dem Erkenntnisfortschritt verweigert. Während der philosophische Relativist nach der Vermeidung von Irrtümern strebt, wie Platon gerade am Beispiel von Sokrates demonstriert, will der Objektivist - seiner Zufriedenheit wegen - sie gar nicht erst wahrhaben. "Philosophie ist Aufklärung, aber gerade auch Aufklärung gegen den Dogmatismus ihrer selbst", um auch hier den weisen Gadamer zu Wort kommen zu lassen.

Ihr Helmut Hille
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Forschungsprinzipien und rationale Wissenschaft (01./02.05.02)

Liebe Freunde des Sokrates!

Ich hoffe, ich konnte mit meinen bisherigen Beiträgen zu "Sokrates zur Nacht" (10., 24., 27.3 und 3., 10. und 18.4.02) zeigen, dass ein wohl verstandener philosophischer Relativismus nicht in Beliebigkeit versinkt, sondern - im Gegenteil - durch Anwendung abgeklärter Prinzipien als Urteilskriterien zu ebenso abgeklärten Urteilen führt. Als Beispiele für erfolgreiche naturwissenschaftliche Forschungsprinzipien möchte ich, neben der schon sehr alten Idee der Kausalität, hier die Idee der Evolution und das Prinzip von der Erhaltung der Energie nennen, das heute das höchste physikalische Kriterium ist. Hängt die Güte von Urteilen von der Güte der Prämissen ab, sind sie also zu diesen "relativ", so dürfen die Prämissen selbst nicht wieder von anderen Bedingungen abhängen. Sie wären dann keine mehr und man käme in einen unendlichen Regress. Prämissen müssen also in sich selbst begründet und/oder in sich schlüssig sein. Gibt da Einsteins intuitive These von der Relativität von Raum und Zeit infolge ihrer "Bewegung", sprich Ortsveränderung, (zu welchen Orten?) eine brauchbare Forschungsprämisse ab? Da ist zuerst zu fragen: Wo ist denn jemals erwiesen worden, dass Raum und Zeit von außen beeinflussbare SACHEN sind? Dagegen kann nicht bestritten werden, dass die Zeit ein Maß der Dauer ist und Körper gerade immer dort "Raum" finden, wo NICHTS ist - ganz abgesehen davon, dass "Bewegung" und "Ruhe" WERTUNGEN DES BEOBACHTERS relativ zu einem Bezugspunkt sind und keine objektiven Eigenschaften einer Sache. Das ist nämlich DIE WAHRE RELATIVITÄT DER "BEWEGUNG": die Abhängigkeit einer gesehenen Ortsveränderung von dem vom Beobachter hergestellten Bezug. Eine Ortsveränderung (und deren Tempo) ohne Orte existiert ebenso wenig, wie ein Satz ohne Worte. Um jedoch der Frage nachgehen zu können, ob relative Maßstäbe Sinn machen, möchte ich, unabhängig von Einwendungen, Raum und Zeit einfach als Messgrößen räumlicher und zeitlicher Phänomene behandeln, denn um diese Größen geht es dem Wissenschaftler ja, während ich die ontologische Deutung von Raum und Zeit sowohl für eine entbehrliche Hypothese, als auch für eine unzulässige Verdinglichung eines mentalen Musters halte.
      Allgemeine Sachbehauptung stehen ja immer in der Gefahr, durch neue Entdeckungen widerlegt zu werden. Hier geht es jedoch darum, ERST EINMAL FAKTEN ZU ENTDECKEN, welche die These überhaupt belegen. Und wie müsste IN EINER RATIONALEN WISSENSCHAFT der Beweis aussehen, dass Raum und Zeit relativ sind, nämlich abhängig von der Geschwindigkeit, mit der sie sich "bewegen"? Indem man anhand erprobter Maßstäbe die Veränderung räumlicher und zeitlicher Koordinaten von Körpern oder Bezugssystemen in Relation zu ihrer Geschwindigkeit nachweist. Nun betrifft aber die These die Maßstäbe selber, WODURCH SIE PRÜFMITTEL UND GEGENSTAND DER PRÜFUNG ZUGLEICH WÄREN. Es ist daher auszuschließen, auf diese Weise zu einem brauchbaren Ergebnis zu kommen, setzt doch Einsteins These zu ihrer Verifizierung das voraus, was sie bestreitet! Wenn das kein Dilemma ist! Darüber hinaus gilt: Eine Prämisse, relativ zu der Aussagen Geltung haben, DARF NICHT IHRERSEITS RELATIV SEIN - denn dann ist sie eben keine. Ein "relativer" Maßstab ist ein Widerspruch in sich. Jetzt beginne ich zu verstehen, was der Physiker Ernst Schmutzer (Jena) mir 1996 einmal als "Ausweg" aus dieser Situation geschrieben hatte: "Aussagen über das Messen an einem Gegenstand erfordern als Basis die Kenntnis der RICHTIGEN THEORIE des Gegenstandes - mit anderen Worten, Einsteins Standpunkt." Die Richtigkeit einer Theorie VOR ALLER ÜBERPRÜFUNG vorauszusetzen und nur noch nach Bestätigungen der Theorie zu suchen, was die bis heute geübte Praxis ist, unter Ignorierung aller alternativen Interpretationen von Messergebnissen, hatte ich damals nicht nur als ein Paradigmenwechsel empfunden, wie Thomas S. Kuhn einst meinte, nicht nur als die Umwertung aller Werte, sondern als das Ende rationalen Forschens, schlägt man doch dem Forscher die neutrale Meßlatte aus der Hand, durch die er neutral und objektiv etwas wissen könnte. Einsteins Ausweichen auf "Gedankenexperimente" war da wohl unvermeidlich.
      Urteile können nur so gut wie ihre Prämissen sein, die im Messwesen die durch die Legislative in Normen festgelegten Maßstäbe sind. Wie alle Prämissen werden Maßstäbe nicht ermittelt sondern gesetzt, hätte man doch sonst nichts in der Hand, mit dem man messen könnte! MASZSTÄBE SIND KEINE FRAGE DER WAHRHEIT SONDERN DER ZWECKMÄSZIGKEIT UND GÜLTIGKEIT, denn sie müssen VEREINBART werden. Eine sonst zuverlässige Uhr, z. B. eine Atomuhr, deren Gang im Experiment durch gewaltsame Veränderungen der RANDBEDINGUNGEN ihres Gehens, z. B. auf einer ballistischen Bahn im erdnahen Raum, zum Abweichen von der Norm gebracht wird, geht einfach schlicht falsch UND SONST NICHTS, berührt doch das Abweichen des Hilfsmittels "Uhr" die in Normen festgelegte physikalische Messgröße "Zeit" in keiner Weise. So ist schon Einsteins Ausgangsposition, Maßstäbe für eine Frage der Wahrheit zu halten und sie "messen" zu wollen, völlig verfehlt und kann nur zu verfehlten Forschungsaktivitäten führen. Solche Aktivitäten sind ein Messen ohne kognitives Verständnis des Messvorgangs, so wenn der Maßstab der Dauer, die "Zeit", nicht für das Maß sondern für das zu Messende gehalten wird (!), und sie ignorieren unentschuldbar, dass Maßstäbe nicht gemessen werden können, sondern in Normenausschüssen festgelegt werden müssen, in Deutschland z. B. vom "DIN-Ausschuss für Einheiten und Formelgrößen" (AEF), in den USA vom "National Institute of Standards und Technology" (NIST). Neben den nationalen gibt es natürlich auch internationale Konventionen, die für eine grenzüberschreitende Verständigung sorgen. Dienten frühere Festlegungen von Maßeinheiten durch Pharaonen, Kaiser, Könige und Ratsherren usw. vor allem dem inneren Frieden des Gemeinwesens und dem Aufbau seiner Monumente, so wären heute nationaler wie internationaler Handel und moderne Technologie ohne sie überhaupt nicht mehr denkbar. Und dem inneren Frieden dienen sie selbstverständlich weiterhin, denn niemand möchte, dass Händler ihre Maßeinheiten zu ihrem Vorteil bestimmen oder dass Superbenzin nicht die erforderliche Oktanzahl hat. Wir reden also hier nicht über Marginalien, über die sich spitzfindig ewig streiten ließe, sondern über UNVERZICHTBARE FUNDAMENTE DER ZIVILISATION, die in einer globalen Welt mehr als jemals zuvor höchst verantwortungsvoll bedacht und gepflegt sein wollen. Kann da eine Rede von der Relativität der wichtigsten Maßstäbe im Zentimeter-Gramm-Sekunde-System unwidersprochen hingenommen werden? Oder findet Ihr, liebe Freunde des Sokrates, es richtig, was Prof. Schmutzer mir geschrieben hatte? Bin ich da einfach nur zu streng?
      Auch das mittlere Glied im Zentimeter-Gramm-Sekunde-System, die Masse in Gramm, wäre nach Einstein wiederum vom "Tempo" der Sache abhängig - obwohl das Tempo, die Geschwindigkeit, eine Größe ist, die erst vom Beobachter durch die Wahl des Bezugspunktes/Bezugssystems dazugegeben wird und daher nicht "absolut" ist, d.h. zur Sache selbst gehörend, sondern eben "relativ", d.h. abhängig von dem vom Beobachter benutzten Bezugssystem ist. Hatte Newton die Dynamik nicht gerade dadurch begründet und ihr ewige Gültigkeit verliehen, dass er die subjektive Größe v durch seine Fluktationsrechnung (heutige Differentialrechnung) ELIMINIERTE und nur noch die Geschwindigkeits-DIFFERENZ (die ÄNDERUNG der Bewegungsgröße = die Beschleunigung) als Ausdruck einer objektiv einwirkenden Kraft zum Ansatz brachte? DIES VOLL ANERKENNEND hatte Einstein in den "Annalen der Physik" in seiner berühmten Arbeit von 1905 "Zur Elektrodynamik bewegter Körper" gleich im 2. Abschnitt auch ganz richtig geschrieben: "Beispiele ähnlicher Art, sowie die misslungenen Versuche, eine Bewegung der Erde relativ zum "Lichtmedium" zu konstatieren, führen ZU DER VERMUTUNG, dass dem Begriffe der absoluten Ruhe [dem Grenzfall der Bewegung] NICHT NUR IN DER MECHANIK, sondern auch in der Elektrodynamik KEINE EIGENSCHAFTEN DER ERSCHEINUNGEN entsprechen, sondern dass vielmehr für alle Koordinatensysteme, für welche die mechanischen Gleichungen GELTEN, auch die gleichen elektrodynamischen und optischen Gesetze gelten, WIE DIES FÜR DIE GRÖSZEN ERSTER ORDNUNG BEREITS ERWIESEN IST." Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen (außer, dass alle Argumentation mit "ruhenden" oder "bewegten" Körpern oder Bezugssystemen auch nach Einsteins eigenen Worten nichtig ist.)*
*Text in Klammern nachträglich eingefügt

Ihr Helmut Hille
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Die offene Gesellschaft und ihre Feinde (16.12.02)

Liebe Freunde des Sokrates!

Während nebenan der Weihnachtsmarkt lief, saß ich gestern in der Heilbronner Volkshochschule und der Referent sprach über das Buch von Rüdiger Safranski von 1990 "Wieviel Wahrheit braucht der Mensch?" Safranski geht es dabei um zweierlei Wahrheiten, nämlich um die Wahrheiten des Lebens und um die "Wahrheiten" des Denkens. Safranskis Anliegen ist, die Wahrheiten des Lebens gegen die Wahrheitsansprüche des Denkens zu schützen, wenn dieses versucht, die Macht an sich zu reißen. Dieser Übergriff des Denkens auf das Leben führt nicht nur in die Irre, sondern oft genug auch in die Katastrophe, wie er anhand von persönlichen Beispielen, wie Rousseau, Kleist und Nietzsche, und anhand von politischen Beispielen, wie dem Nationalsozialismus und des damals gerade zusammengebrochenen Kommunismus, zeigt. Die "Wahrheiten" des Denkens sind ja immer relative Wahrheiten, die von Prämissen abhängen, die das Denken sich gibt oder die es dem Zeitgeist entnimmt. Werden diese relativen Wahrheiten als absolute Wahrheiten missverstanden und dem Leben übergestülpt, leidet das Leben, was bis zu seiner Vernichtung gehen kann. Deshalb gibt es sinnvoller Weise auch das Gebot der Trennung von Staat und Kirche, damit der Staat sich nach eigenen, ihm gemäßen Regeln zu entwickeln vermag und nicht im Korsett "ewiger Wahrheiten" gefangen bleibt. Diese Regeln sind die der Zivilisation, festgehalten im positiven Recht, das nach Bedarf der sich entwickelnden Gesellschaft angepasst werden kann, während die absolute Wahrheiten, soweit sie nicht das Vorrecht des Lebens sichern, außen davor bleiben müssen. Safranski (S. 207): "Die großen Wahrheiten müssen privatisiert werden. Politik ist das Geschäft der Friedensstiftung im Felde der kombattanten Wahrheiten; eine Friedensstiftung, die keine übergreifende Wahrheit ins Feld führen kann, außer derjenigen, die sich auf die Gewährleistung menschwürdiger Lebensbedingungen bezieht." Safranski zeigt hier echt sokratisches Denken, darum werdet ihr, liebe Freunde des Sokrates, die Ihr ja schon in diesem Denken geübt seid, ihn sicher auch gut verstehen. Was es da mit meinem in den "Felder des Denkens" (fast ganz am Anfang meiner Homepage) ausgesprochen Gebot auf sich hat, werde ich Euch nun zu erläutern versuchen:

In meiner Homepage WEGE DES DENKENS (www.helmut-hille.de) sind gleich zu Beginn im "Prolog" die "Felder des Denkens" wie folgt charakterisiert:

"Der Philosoph sollte das Grundsätzliche bedenken,
der Wissenschaftler das Tatsächliche,
der Politiker das Erforderliche und Mögliche.
Wenn jeder bei seiner Kompetenz bleibt,
dann kommen die Dinge in Ordnung."

Dann heißt es weiter: "Im Sinne der obigen Zuordnung würde ich mich als Spezialist für das Grundsätzliche bezeichnen." Wenn ich als Philosoph mich hier jetzt auch zur Politik äußere, dann könnte es scheinen, dass ich mich nicht an meine eigenen Vorgaben halte. Doch ist Politik, um die es mir geht, nicht etwas zum Menschen Hinzukommendes, sondern der Mensch als Sozialwesen ist von Natur aus ein Zoon politikon, wie ihn Aristoteles schon nannte, denn ohne die Auseinandersetzung mit seinesgleichen wäre er niemals jenes geistige Wesen geworden, das uns heute begegnet. Es geht also auch beim Politikverständnis um grundsätzliche Fragen und Aussagen. Und eine der grundsätzlichste Aussagen enthält eben bereits die obige Definition, dass die Entscheidungen in der Politik eben jenen überlassen werden sollen, die im Sinne der "Gewährleistung menschwürdiger Lebensbedingungen" (Safranski) sowohl das Erforderliche als auch das Mögliche bedenken, kontrolliert durch jene, welche die Entscheidungen betreffen. Es geht also gerade darum, Gesellschafts- und Lebensentwürfe aus einem Punkt, verbunden mit Maximalforderungen, abzuwehren, denn die Existenzbedingungen sind viel zu komplex, als das eine einseitige Betrachtung ihnen gerecht werden könnte. Und wenn sie dann in der Form einer "absoluten Wahrheit" oder gar einer "göttlichen Offenbarung" oder als säkulares Heilsversprechen daherkommt und sich so der Hinterfragung und der Korrekturen verweigert, kann nur Vergewaltigung von Menschen und ihren Seelen das Ergebnis sein. Auch die von Plato propagierte Herrschaft der Weisesten ist da kein Ausweg, da sich deren Weisheit ja erst erweisen müsste und der wirklich Weise zuerst um sein Nichtwissen weiß, wie uns Sokrates zeigte. Da ist es besser, vernünftige Ziele Schritt für Schritt zu verwirklichen, gegen Kritik offen zu bleiben, Korrekturen zuzulassen und sich immer bewusst zu sein, dass Ideen eben Ideen sind und die Wahrheiten des Lebens einem anderen Bereich zugehören, den es zu respektieren gilt, was bereits Laotse in die Worte fasste: "Wer das Leben nicht ernst nimmt, dem wird es seinen furchtbaren Ernst zeigen!". Das ist der Weg einer "offenen Gesellschaft". Wer ihre Feinde sind, dürfte damit schon ziemlich klar sein, nämlich ALLE, die "absolute" oder "ewige" Wahrheiten zum Gesetz erheben möchten.

Ihr Helmut Hille

Nachtrag: s. hier auch Text 14 "Clash of Civilizations?"
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Das Fest der Liebe - meine Weihnachtsbotschaft (23.12.02)

Liebe Freunde des Sokrates!

Unaufhaltsam nähert sich uns das "Fest der Liebe", wo wir alle recht lieb zueinander sind und uns beschenken und auch sozial Schwachen etwas abgeben. Das tun wir, weil uns gesagt wurde, aus Liebe zu den Menschen hätte Gott uns seinen "eingeborenen Sohn" geschickt als das "Licht der Welt". Und dann werden uns Geschichten erzählt vom Engel Gabriel, der Maria den Willen des Herrn verkündete, von einer Krippe in Bethlehem, um die Ochs und Esel standen, und der Geburt des "Herrn" warteten usw. usf. Alles sehr schöne Geschichten, wenn auch wenig plausibel, weshalb sie ja geglaubt werden müssen - und das tun keineswegs alle. Wer aber nicht über die (Glaubens-) Stärke eines Ochsen verfügt und nicht die heilige Einfalt eines Esels hat (denn sie stehen ja keineswegs zufällig an der Krippe sondern sind eine Schlüsselmetapher), ist in der Gefahr, die von aller rhapsodischen Einkleidung freie Wahrheit der weihnachtlichen Verkündigung zu übersehen, dass GOTT DIE LIEBE IST. Gott ist nicht "lieb", weder zu Mensch noch Tier, sondern: "GOTT IST DIE LIEBE; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm." [1. Johannesbrief 4,16]
      Weil Jesus lehrte: liebe deinen Nächsten wie dich selbst und dies auch tat, sah er sich, sahen ihn andere, als von Gott persönlich gesandt an. Aber hängt seine Lehre von dieser Bedingung ab? Bleibt Jesus Lehre nicht UNTER ALLEN BEDINGUNGEN WAHR: "Immer da, wo wir einander in Liebe annehmen, wo Menschen aufeinander zugehen und einander verzeihen, wird etwas spürbar von der Nähe Gottes. Dann zerreißt der Himmel und Gott kommt zu uns - das ist die Botschaft für uns, über die Adventszeit hinaus." (Magda Reichardt, Diakonie Künzelsau) Während sich das Lebendige in egoistischer Weise auf Kosten anderer zu verwirklichen und zu vermehren sucht, taucht doch in ihm ein ihm entgegen gesetztes Prinzip auf, das wir "Liebe" nennen. Es beginnt mit der Liebe zwischen Mutter und Kind, auch im Tierreich, zwischen Mann und Frau, zwischen Angehörigen eines Stammes, zwischen Menschen schlechthin, was ja die Weihnachtsbotschaft ist, und sollte sich auch in der Solidarität mit ALLEN LEBENDIGEN fortsetzen, woran es dem christlichen Denken aber noch mangelt. In ihm triumphiert immer noch ein anthropozentrisches, auf das alleinige Glück der Menschen gerichtetes Begehren. Das aber beginnt uns mehr und mehr Probleme zu machen. Insofern ist die Weihnachtsbotschaft unvollendet und bedarf dringend ihrer Entgrenzung.
      Heute muss unsere Liebe umfassender sein. Heute müssen wir offen sein FÜR DIE GANZE SCHÖPFUNG und sie positiv annehmen und sie nicht weiterhin als Objekt der Begierde behandeln. Und ich denke ferner, Gott kann kein Über-Egoist sein, also ein schlechtes Vorbild, der will, dass wir ihn als Person lieben, sondern der nur wollen könnte, dass wir ihn als die Liebe verinnerlichen und nur noch in Liebe und Güte denken und handeln. Meister Eckhart drückte das so aus, um in der theologischen Sprache des Christentums zu bleiben, die uns nicht stören sollte: "Alles was nun der Vater hat und ist - die Abgründigkeit göttlichen Wesens und göttlicher Natur -, das gebiert er alles in seinem eingeborenen Sohn. Das ist es, was der Sohn vom Vater hört, das hat er uns geoffenbart, DAMIT WIR IN DER SELBEN WEISE SOHN WERDEN." Und was sucht die Seele wirklich, wenn sie "Gott" sucht? "Sie will ihn, sofern er ein Mark ist, aus dem die Güte quillt; sie will ihn, sofern er ein Kern ist, aus dem die Güte fließt; sie will ihn, sofern er eine Wurzel ist, eine Ader, in der die Güte entspringt, - da allein ist er Vater!" (Meister Eckhart)
      Ich denke, Christus und das Christliche so verstanden, ist eine universale und zukunftsfähige Botschaft, da sie niemand und nichts ausgrenzt. In diesem Sinne möchte ich nocheinmal Meister Eckhart (von mir ergänzt) in seiner einzigartig klaren Sprache zitieren und damit meine Weihnachtsbotschaft beschließen: "Der Mensch gewinnt nimmer wahren Frieden mit Gott, er habe denn Frieden mit seinem Nächsten. Aber es ist ein kleines Ding, wenn einer Frieden hält mit einem, der ihm gleich ist, denn Gleichheit ist ein Beweggrund des Friedens. Aber dass man Friede hält mit ungleichen Leuten, die einen entgegen sind (und mit der Natur, die oft so ganz anders ist), das ist edler, denn da gibt es keinen Beweggrund des Friedens ALS DIE GÖTTLICHE LIEBE ALLEIN."

Dass wir sie empfangen und erfahren mögen, das wünscht Ihnen und sich

Ihr Helmut Hille

zum Weiterlesen:
(III/9) "Grundlagen einer holistischen Ethik" und
"...als die Göttliche Liebe allein" auf ZEIT UND SEIN, Text [11]
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Gründe für eine pluralistische und offene Gesellschaft (04.01.03)
*auch als "Philosophische Sentenz des Monats" (März 2003) auf www.museumsart.de; Titel: "Lebenskunst oder die Gründe für eine pluralistische und offene Gesellschaft"

Liebe Freunde des Sokrates!

Es ist etwa 20 Jahre her, als Deng Xiaping als chinesischer Staatschef die Volksrepublik China für den Weltmarkt öffnete und damit einen Wandel Chinas in Richtung Modernisierung auslöste. Inzwischen hat sich in China viel getan und leider auch vieles noch nicht getan. Aber eingesehen hat die chinesische Führung wohl schon, dass eine offene Gesellschaft den Menschen mehr Lebenschancen und ein besseres Leben eröffnet. Die Bedeutung des Pluralismus in einer Gesellschaft hat auch früher schon jemand anderes erkannt. Pluralismus war und ist aber mit autoritativen Lebenshaltungen nicht vereinbar, und deswegen muss sich ein auf Autorität angelegter Staat gegen den Pluralismus schützen, um seine eigene Ideologie nicht aufzugeben. Inzwischen scheint sich das in China ein wenig geändert zu haben. Helmut Hille hat uns dazu einige Überlegungen geschickt, die ich (Norbert Heyse) Ihnen/Euch als Gedanken zur heutigen Samstag-Nacht weiterleiten möchte:
      *"Lasst tausend Blumen blühen" sagte Mao, um der geistigen Verkrustung des chinesischen Riesenreiches entgegenzutreten. Aber natürlich tausend verschiedene Blumen. Und "tausend" steht ja für unbegrenzt viele. Die Natur kennt unzählige Arten in vielen Varianten. Jede, die überlebt, verkörpert eine Wahrheit des Lebens, die im Wettstreit mit den anderen steht. Doch keine schöpft sie aus. So ist es auch mit den "Wahrheiten" des Geistes, der Kultur, der Kunst. Solange der Mensch offen bleibt auch für die "Wahrheit" der anderen, lebt er und kann er sich entwickeln. Jeder sollte seine Sicht der Dinge darstellen und sie in den Wettbewerb der Ideen einbringen dürfen, doch keiner sollte die Macht haben, sie als die einzig mögliche zu verordnen. Und sollte er die Macht dazu haben, sollte er doch so klug sein, dies nicht zu tun. Denn sonst legte er die Hand an die Wurzel des Lebens, das sich durch Verschieden- und Offenheit für alle Eventualfälle rüstet. Dies zu beachten ist Lebenskunst, die instinktiv weiß, dass nur sehr wenig bis nichts wirklich vorhersehbar ist.

Es grüßen ganz herzlich

Helmut Hille und Norbert Heyse

zum Weiterlesen:
(III/2) "Die Genese des Lebens" und
"Das Geheimnis der Freiheit" auf ZEIT UND SEIN, Text [14]
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Sackgasse bemannte Raumfahrt (05.01.03)

Liebe Freunde des Sokrates!

Vor kurzem hatten die Chinesen eine große Rakete mit Erfolg gestartet, die als Voraussetzung für eine bemannte Raumfahrt eingeschätzt wurde, die wohl bald folgen würde. China wäre dann "die dritte Raumfahrernation" nach Russland und den USA hieß es. Da jedoch der Mensch nicht für die Schwerelosigkeit geschaffen ist, sehe ich die bemannte oder beweibte Raumfahrt, wenn nicht gar als Fehlentwicklung, so doch zumindest als eine Sackgasse an. Da der Mond zum System "Erde" gehört, beginnt der eigentliche Weltraum erst jenseits der Mondbahn, in den in absehbarer Zeit kein Mensch vordringen wird, fehlt es den USA und Russland doch bereits an Geld, um selbst die Internationale Raumstation ISS auszubauen und sinnvoll zu nutzen. Sie wird jetzt nur noch verwaltet. Und wahrscheinlich niemals zu Ende gebaut werden. Während wir unbemannten Raketen eine globale Kommunikation und Orientierung durch Satelliten verdanken und Sonden, die das Planetensystem erforschen, sowie astronomische Satelliten wie "Hubble", die außerhalb der Atmosphäre Licht und Strahlung aus den Tiefen des Weltalls registrieren, fällt es schwer, einen Nutzen der bemannten Raumfahrt zu nennen (wie Militärs sie nutzen, verschweigen sie uns ja). Die sog. "wissenschaftlichen Experimente" befassen sich in erster Linie mit den Problemen der bemannten Raumfahrt selbst, sind also für andere Zwecke nur wenig relevant und könnten ggf. auch in unbemannten Labors durchgeführt werden, da sie ja auch jetzt schon weitgehend automatisiert sind. So denke ich, ist die bemannte Raumfahrt ein Überbleibsel des kalten Krieges und auch jetzt noch, neben den Militärs, überwiegend dem Prestige der Nationen dient, die sich daran, z.B. in Form von Astronauten beteiligen, wie wir jetzt am Beispiel des israelischen Astronauten gesehen haben, der als "Held" endete. Angesichts der Columbia-Katastrophe, bei der fünf männliche und zwei weibliche Astronauten ihr hoffnungsvolles Leben verloren und die an die Challenger-Katastrophe vor fast genau 17 Jahren erinnert, bei der ebenfalls sieben Besatzungsmitglieder von einem Moment auf den anderen ausgelöscht wurden, ist wirklich zu fragen, wie verantwortlich es gegenüber Astronauten und Steuerzahlern ist, bemannte Raumfahrt zu betreiben. Aber ist nicht schon die Bezeichnung "Raumfahrt" bei bemannten Flügen eher Euphorie, auch wenn sie durch das antriebslose Verweilen im Orbit definiert ist, das man ggf. mit bloßem Auge verfolgen kann wie die Raumstation ISS? Die bemenschte Raumfahrt hat schon soviel Geld sowie materielle und geistige Ressourcen verschlungen, dass darüber "...eine Weltraumfahrt, die diesen Namen verdient", wie ein Aufsatz von mir von 1995 heißt (Adresse s. unten), viel zu wenig bedacht wird, zumal man sich von Einstein hat einreden lassen, dass nichts schneller als das Licht sein kann, (eine Aussage, die ohne Angabe eines Bezugspunktes überhaupt keinen Sinn macht), was jedoch eben nur für das Licht (in Bezug auf seine Quelle) und innerhalb elektromagnetischer Felder für die dort bewegten Teilchen gilt, nicht jedoch für Ionenantriebe (die ihre Quelle dabei haben), die sich nichts um den egozentrischen Beobachter auf der Erde scheren und einfach immer weiter machen, solange die Energie reicht. 2001 hat ein von der europäischen ESA gestarteter teurer Satellit mit Hilfe seines nur zur Steuerung gedachten Ionenantriebs den Orbit verlassen und die geplante Position einnehmen können, nachdem die dafür vorgesehene Antriebsrakete versagt hatte. Denn einmal im Orbit spielt die Stärke des Antriebs keine Rolle mehr, wenn er nur lange genug läuft, z.B. mit Hilfe von Sonnenkollektoren. (Bei einer Führung auf der Raketentestanlage der DLR in Lampoldshausen/BW wurde mir 2002 dieser Sachverhalt bestätigt.)
      Unglücke können natürlich überall passieren, zumal komplexe Systeme die Menschen immer nur zu einem gewissen Grad beherrschen werden. Soeben hatte ich den von Steven Spielberg inszenierten Film "Jurassic Park" auf RTL gesehen, wo ein auf Vermarktung wissenschaftlicher Möglichkeiten gedachtes Projekt, das ohne Respekt vor dem Leben durchgezogen werden sollte, den Menschen außer Kontrolle gerät. Die Trauer um die verunglückten Astronauten/-Innen und das Mitgefühl für ihre Hinterbliebenen und die betroffenen Nationen, das auch ich teile, wären Anlass, den Sinn einer bemannten Raumfahrt neu zu bedenken, (die eben niemals "ein Weg zu den Sternen" sein wird, wie Politiker vollmundig getönt haben.) Außerdem kommt mir das Desaster als ein Menetekel und eine letzte Warnung für den von Präsident Bush beabsichtigten Irakfeldzug vor, der auch noch einmal und ganz gründlich und höchst verantwortungsvoll vor den betroffenen Menschen bedacht werden sollte.
Texte in Klammern nachträglich eingefügt

Ob ich heute Nacht, nach den schlimmen Bildern der Columbia- und Jurassic-Park-Katastrophe, gut schlafen werde glaube ich nicht, doch wünsche es mir und den Lesern dieser Zeilen.

Ihr Helmut Hille

zum Weiterlesen:
(I/C4) "Der Tunneleffekt und eine Weltraumfahrt, die diesen Namen verdient"

Nachträge
Chinas Einstieg in die bemannte Raumfahrt
(www.tagesschau.de vom 15./16.10.2003)
"Die Volksrepublik China hat erstmals ein bemanntes Raumschiff gestartet. Um 3.00 Uhr MEZ hob die Rakete "Shenzhou V" (Göttliches Schiff) mit dem 38-jährigen Taikonauten Yang Liwei an Bord von einem Weltraumbahnhof in der Inneren Mongolei ab. "Ich fühle mich gut, wir sehen uns morgen", sagte Yang laut amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua kurz nach dem Start. Es wird erwartet, dass die Raumkapsel nach 14 Erdumkreisungen in der kommenden Nacht zur Erde zurückkehrt." - "China ist nach Russland und den USA das dritte Land mit einem eigenem bemannten Raumflugprogramm. Peking wertet das Prestigeprojekt als gewaltigen Schritt nach vorn bei der Entwicklung des Landes. Die kommunistischen Führer erhoffen sich davon starke Impulse im politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlich-technischen und nicht zuletzt auch militärischen Bereich." - "Der erste bemannte Raumflug Chinas ist erfolgreich beendet: Nach 21 Stunden im All landete die Kapsel mit dem ersten "Taikonauten" sicher in der Inneren Mongolei. 14 Mal hatte Yang Liwei zuvor die Erde umrundet und dabei 600.000 Kilometer zurückgelegt. Schon in zwei Jahren will China die nächste Mission starten."
Kommentar:
Natürlich muss ein so großes Land mit einer alten Kultur wie China versuchen, in der Entwicklung seiner Technologie mit den beiden anderen Großmächten mitzuhalten, um sich auch in Zukunft behaupten zu können. Natürlich stärkt das Projekt auch das Selbstbewusstsein des ganzen Volkes, wenn einer von ihnen "im Weltall" ist. Und der absehbare Verlust von "Taikonauten" (abgeleitet vom chinesischen Wort "taikong" für "Weltall") zugunsten des Prestiges wird für ein menschenreiches Land, dass - wie die andere Großmacht - von der Todesstrafe regen Gebrauch macht, leicht zu verschmerzen sein. Aber den Sternen und dem wirklichen Weltall werden auch die Taikonauten in ihren Götterschiffen, obwohl Nachfahren der "Söhne des Himmels", keinen Schritt näher kommen, bleibt doch die bemannte Raumfahrt eine Sackgasse, die Ressourcen unnötig absorbiert. Insofern ist auch dieser Aufbruch "zu den Sternen" vergebens. Nach Abklingen aller Euphorie wird China sich eines Tages ebenfalls ernsthaft Gedanken über eine Weltraumfahrt machen müssen, die diesen Namen verdient und die den menschlichen Horizont wirklich erweitert, was der alten, immer schon universalistischen Weisheit dieses großen Volkes sicher nicht schwer fallen wird.
Meldung zum Weltraumprogramm der USA (Physik Journal Nov.2003)
"Der Absturz der Raumfähre Columbia und ein rasant anwachsendes Haushaltsdefizit des Bundes zwingen die NASA dazu, ihre Strategie für die bemannte Raumfahrt zu überdenken. Dies sei ein entscheidender Augenblick in der Geschichte der NASA, meinte deren Chef Sean O'Keefe. Dass es nicht so weitergehen kann wie bisher, ist eine der Schlussfolgerungen, zu der die von der NASA eingesetzte Untersuchungskommission über den Columbia-Absturz in ihrem Bericht kommt. ... Aus dem Repräsentantenhaus hieß es, dass diese Diskussion schon 20 Jahre überfällig sei. [!!!] ... Da die bemannte Weltraumfahrt enorme Kosten verursacht, hat O'Keefe angeregt, für Erkundungs-Missionen außerhalb der Erdumlaufbahn nur dann Menschen einzusetzen, wenn Roboter die anstehenden Aufgaben nicht bewältigen können." - Also, was ich schon stets und generell vorgeschlagen habe!
Kommentar:
Warum müssen erst Katastrophen passieren, bevor Menschen umzudenken beginnen? Erderkundungs-Missionen, als "Weltraumfahrt" propagiert, waren schon immer ein Trug. Das aufgrund des Irakdebakels immer größer werdende Haushaltsdefizit wird wohl schleichend dahin führen, dass sich die USA von der uneffizienten bemannten Raumfahrt weitgehend verabschieden muss, was kein Verlust sein wird, sondern vor weiteren Verlusten an Menschen und Ressourcen schützt und jene Projekte der Weltraumfahrt auf Dauer begünstigt, die diesen Namen verdienen - wie bereits einer der ältesten Titel dieser Homepage 1995 forderte. (Link s. oben)
      Um das mit der bemannten Raumfahrt verbundene weltpolitische Prestige und die technologische Dominanz Amerikas auszubauen, hat im Januar 2004 US-Präsident Bush, entgegen den Rat von Fachleuten, als Ziel eine bemannte Raumfahrt zum Mars (nach 2030) und die ständige Einrichtung einer Station auf dem Mond (nach 2020) verkündet. Zusammen mit allen anderen nur durch Schulden zu finanzierenden weltpolitischen Aktivitäten der USA, kann dies leicht zum Niedergang der Weltmacht führen, so wie ja auch die Sowjetunion sich einst pleite gewirtschaftet hatte, weil sie mit der amerikanischen Aufrüstung, auch im Weltraum, mithalten wollte. Es ist nur zu hoffen, dass spätere Präsidenten mehr Einsicht haben und vernünftige, dem Interessen der Menschen dienliche Prioritäten setzen. Senator Ted Kennedy (Demokraten) jetzt schon: "Die Probleme, die wir zu lösen haben, sind hier auf der Erde." Abgesehen von der aktuellen Irakfrage - seine Unregierbarkeit -, sind es vor allem Haushaltsprobleme, die die wahre "Lage der Nation" wiedergeben.
      Als Folge der ehrgeizigen Pläne von Präsident Bush sucht man im aktuellen NASA-Forschungsprogramm "Beyond Einstein" jetzt die Missionen zur Dunklen Energie, zur kosmischen Mikrowellenstrahlung oder Schwarzer Löcher vergeblich. Die Projekte wären nicht aufgegeben, sondern nur "gestreckt". Kommentar des Astrophysikers Edward Kolb, Mitglied des NASA-Ausschusses: "Das Problem liegt darin, das niemand weiß, wie man die Dunkle Energie für den Flug zum Mars nutzen kann." (Physik Journal April 2004) So hat die Politik wieder über die Wissenschaft gesiegt.
      Wer sehr ich mit meiner Skepsis richtig lag zeigt ein Bericht in der SZ vom 15./16. November 2008 S. 22. Bildunterschrift unter einer Aufnahme der ISS "Auf der Internationalen Raumstation wird kaum geforscht. Die Besatzung braucht fast die gesamte Zeit, um die ISS instandzuhalten und zum Beispiel defekte Toiletten zu reparieren". Berichtstitel "Die teuerste Wohngemeinschaft aller Zeiten", Untertitel "Zehn Jahre ISS: die wissenschaftlichen Erkenntnisse des 100 Milliarden-Euro-Projekts sind kümmerlich", und hätten auch durch Automaten erledigt werden können. Doch hat das Konzept der ISS "durchaus einiges bewirkt: Dass 16 Nationen gemeinsam den Weltraum erobern [schon wieder falsche Vokabel], dass sie sich ein technologisches Konzept und einen rechtlichen Rahmen überlegen, dass sie sich trotz aller Probleme zusammenraufen, ist tatsächlich beispiellos und ein Vorbild für die weitere internationale Zusammenarbeit. Wenn auch ein ziemlich teures." Berichterstatter: ALEXANDER STIRN
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Moderne Kunst als Lehrstück von der Freiheit des Geistes (10.02.03)
auch als "Philosophische Sentenz des Monats" (April 2003) auf www.museumsart.de

Liebe Freunde des Sokrates!

Während niemand von einem Komponisten erwartet, er müsse "nach der Natur" komponieren, hatte man diese Erwartung lange für die Bildende Kunst, obgleich selbst die naturalistischsten Bilder und Plastiken eine Überhöhung der Wirklichkeit sind. Als ein Besucher bei Picasso in dessen Bildern die "Natur" vermisste, sagte Picasso zu ihm: "Die Natur ist da. Mein Bild ist auch da." Damit wies er auf die Autonomie des Kunstwerks hin, die der Autonomie des Lebendigen entspricht, das nach eigenen Gesetzen reagiert, was Jahrzehnte später der Biologe und Erkenntnistheoretiker Maturana aufgriff und woraus Luhmann seine Systemtheorie entwickelte. Mit "eigenen Gesetzen", jenseits der Kategorien "wahr" und "unwahr", sind nicht nur die Gesetze der Komposition gemeint, die selbst in vielen Werken der Modernen Kunst Berücksichtigung gefunden haben, sondern auch der Gegenstand der Darstellung selbst, der sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehr und mehr von einer Vorgabe der Natur emanzipierte. Bei Paul Klee, Wassily Kandinsky, Piet Mondrian, Fernand Legér, Willi Baumeister, Henry Moore, Fritz Wotruba - um nur einige zu nennen - regieren oft nur noch Farbe und Form. Ob uns nun deren Werke gefallen oder nicht, ich denke, sie waren und sind notwendige Akte der menschlichen Emanzipation, weshalb natürlich die Feinde derselben, ob Faschisten oder Kommunisten, strikt gegen sie waren ("entartete Kunst" "Dekadenz"). Natürlich gab und gibt es auch Übertreibungen, die gern von sensationshungrigen Journalisten aufgegriffen werden, doch werden sie, mangels schöpferischer Substanz, sehr schnell von selbst dem Vergessen anheim fallen. Wichtig ist, dass dem Künstler sein Freiraum gelassen wird, in dem sich menschlicher Geist und menschliches Empfinden frei entfalten kann, (parallel zum Freiraum im politischen Feld, um den wir ja auch ständig ringen müssen.)
Text in Klammern nachträglich eingefügt

Nehmen Sie sich bitte einstweilen den Freiraum für eine geruhsame Nacht!

Ihr Helmut Hille
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Clash of Civilizations?* (18.04.03)
*Widerstreit der Zivilisationen von Samuel P. Huntington, 1993 - deutscher Buchtitel: "Kampf der Kulturen"
auch als "Philosophische Sentenz des Monats" (Mai 2003) auf www.museumsart.de

Liebe Freunde des Sokrates!

Was uns in der Gegenwart interessierte Kreise als "Kampf der Kulturen" oder auch als "Kampf gegen den Terrorismus" verkaufen möchten, sehe ich als einen Verschleierungsversuch amerikanischen Wirtschaftsimperialismus an. Wohl aber gibt es einen weltweiten Kampf zwischen Kultur und Zivilisation, der jedoch hauptsächlich innerhalb von Staaten und Kulturkreisen stattfindet: der Kampf zwischen staatlicher und religiöser Macht, den wir schon zwischen den Pharaonen und ihren Priestern finden, man denke nur an Echnaton, und der in Europa als unendlicher Streit zwischen Kaiser und Papst bekannt ist und der in Deutschland mit der immer noch nicht vollständigen Trennung von Staat und Kirche seinen jetzigen Stand hat, wobei die Kirchen weiterhin versuchen, den säkularen Staat zu durchdringen. Die Zivilisation gründet auf dem positiven nationalen und internationalen Recht, welche das Recht der Stärkeren abgelöst hat, woran sich die USA aber z.Zt. nicht halten. Die vom Glauben geprägte Kultur wird von Priestern geführt, die sich auf unhinterfragbare "ewige" Wahrheiten berufen und die sich deshalb an weltliche Wahrheiten nicht gebunden fühlen, auch da, wo sie ihnen zwangsweise zu folgen scheinen. Angesichts immer größerer Zerstörungspotentiale kann der Frieden und damit die Zukunft der Menschheit aber nur durch die ausnahmslose Gültigkeit internationalen Rechts gesichert werden, mit einer starken UN als Vollzugsorgan. In dieser Entwicklung muss der persönliche Glaube, dem ja niemand genommen werden soll, immer mehr zu einer Privatsache werden, mit einer eingeschränkten Erscheinung im öffentlichen Raum. Also nicht die wirklichen Zivilisationen haben einen "Clash", wenn ihre Normen internationalen Regeln entsprechen, sondern nur jene "Kulturen", die ihre "Wahrheiten" als die einzig möglichen durchsetzen möchten. Oder eben jene, welche ihre Interessen im großen Stil zu Lasten anderer verfolgen. Niemand aber, der nicht angegriffen wird, ist gezwungen Krieg zu führen, auch wenn seine Religion oder sein Fundamentalismus das zu rechtfertigen scheinen. Es ist immer die kriegslüsterne Gesinnung, die das tut, wobei es ihr gleich ist, woher sie ihre Rechtfertigung nimmt. (Dabei ist das Berufen auf Gott deshalb so verbreitet, weil er das stärkste und vor allem nicht mehr hinterfragbare Argument zu sein scheint. Wir sollten aufhören, uns davon beeindrucken zu lassen.)*
*Text in Klammer nachträglich eingefügt

Allen Sokratesfreunden wünscht trotzdem frohe Osterfeiertage

Ihr Helmut Hille

zum Weiterlesen:
"Geistige Grenzen überwinden - gerade in der Ethik" auf ZEIT UND SEIN, Text [3]
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Ernst und Heiterkeit (25.04.03)
auch als "Philosophische Sentenz des Monats" (Juni 2003) auf www.museumsart.de; Titel: "Ernst ist das Leben, heiter die Kunst (Schiller)"

Liebe Freunde des Sokrates!

Schiller sagte: "Ernst ist das Leben, heiter die Kunst."* Nur die Kunst? Oder das Wetter? Wünschen wir uns nicht Heiterkeit überhaupt, die uns durch das Leben trägt? Ich denke, die Heiterkeit des Gemüts ist ganz ursprünglich, wie wir das an den Kindern erleben, wenn sie nur einigermaßen geborgen aufwachsen können. Der Ernst des Lebens beginnt erst später. Bei einigen, wenn sie in die Schule kommen, bei den meisten, wenn sie aus ihr „in das Leben“ entlassen werden. Laotse sagte: „Wer das Leben nicht ernst nimmt, den wird es seinen fürchterlichen Ernst zeigen.“ Ganz ähnlich Clemenceau: "Wenn man die Sachen nicht ernst nimmt, können sie, das weiß man nie vorher, ernst werden." Aber das wünschen wir uns doch: Das Leben ernst nehmen, ja, - aber nicht der Sklave seiner Verhältnisse sein wollen. Bei allem Sorgen um den Lebensunterhalt auch immer etwas darüber stehen können. Zu wissen, dass es da noch eine andere Welt gibt als die der Pflicht. Die Kunst zum Beispiel, die uns etwas in sich Stimmiges erleben lässt. Dichtung und Philosophie, wenn sie denn unseren Sinn erhellen. Und immer wissend, dass wir in einem Größeren geborgen sind, auch wenn wir es nur ahnen können. Vermittelt uns Goethes Maxime: „Das Erforschliche erforscht, das Unerforschliche ruhig zu verehren“ nicht Gelassenheit auch geistigen Problemen gegenüber? Ist es nicht zutiefst menschlich, seine Grenzen zu erkennen, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen? Zu sehen, dass die Realität sowieso alle Denkbarkeit übersteigt? Wer sich in Probleme verbohrt geht am Leben vorbei. Aber seine Pflichten ernst zu nehmen, um zu vermeiden, dass einen das Leben seinen fürchterlichen Ernst zeigt, ohne sich von ihnen auffressen zu lassen, den eigenen begrenzten geistigen Horizont und den der anderen gelassen zu ertragen - das ist Lebenskunst, die uns im Heiteren erhält. Der Stoiker Epiktet (1. Jhdt. nach Chr.) lehrte es so: Die Dinge, die in unserer Gewalt stehen zu ergreifen und zu gestalten, und um die Dinge, die nicht in unserer Gewalt stehen, nämlich "alles was nicht von uns selber kommt", sich nicht zu besorgen.** So bleibt man frei von Enttäuschung und Verbitterung. Plinius (der Jüngere?), ein Zeitgenosse des Epiktet schrieb dazu: "Man handelt, wie ich glaube, am schönsten und natürlichsten, wenn man im wissenschaftlichen wie im gewöhnlichen Leben Ernst und Heiterkeit miteinander verbindet, damit jener nicht in Trübsinn, diese nicht in Mutwillen ausarte."
*Wallenstein, Prolog

So in Balance ergibt dies sicher einen erholsamen Schlaf.

Ihr Helmut Hille

**zum Weiterlesen:
Epiktet "Handbüchlein der Moral und Unterredungen", Alfred Kröner Verlag Stuttgart
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Wie weit können wir der Vernunft trauen? (21.07.03)
auch als "Philosophische Sentenz des Monats" (Juli 2003) auf www.museumsart.de

Liebe Freunde des Sokrates!

Mit dem Titel von Kants berühmtester Schrift, der "Kritik der reinen Vernunft" (1781), hatte ich schon immer Probleme, denn ich fragte mich unwillkürlich,

  1. was denn an der Vernunft kritisiert werden könne, wenn sie nicht nur "sauber" sondern sogar "rein" ist,
  2. ob Kant denn übervernünftig war, um auch noch über die "reine" Vernunft richten zu können.

Gemeint hatte Kant, dass es keine wahren Aussagen über die Welt aus reiner Vernunft geben könne, und er versuchte dies zu beweisen. Dabei sah er aber ganz klar, dass es im Verstande von vornherein, vor aller Erfahrung - a priori, wie er sagte - Verstandskategorien und Anschauungsformen gibt, hätte der Verstand doch sonst kein Werkzeug, mit dem er arbeiten könne. Daher sind absolute Wahrheiten dem Menschen verschlossen, weil er nur anhand der Werkzeuge des Verstandes urteilen kann, die er aber immer schon vorfindet und die deshalb nicht in seiner Macht stehen. Wie sieht es nun aber mit vernünftigen Wahrheiten aus? Ist es nicht an der Zeit, den Ausdruck "vernünftige Wahrheiten" konsensfähig zu machen und so auch für mehr Toleranz zu sorgen, was angesichts eines wachsenden Fundamentalismus dringend geboten ist? Beispielsweise sagte Demokrit schon in der Antike aus reiner Vernunft, dass die Welt aus kleinsten unteilbaren Teilchen, den Atomen, bestehen muss, denn wenn alle Materie endlos teilbar wäre, bestünde sie letztlich aus Nichts, was offensichtlich unsinnig ist. Der Erkenntnistheoretiker Ernst Mach (1838-1916) dagegen, der die Vernunft verachtete, leugnete die Existenz von Atomen mit dem Argument, man könne sie nicht sehen. Heute wissen wir, wer der klügere war, aber der Vernunftskeptizismus der Physiker ist geblieben. Sie wollen mehr dem Augenschein trauen - aber der ist eben nur ein Schein und kein Sein. Seit dem Chemiker und Atomforscher Otto Hahn (1879-1968) kann man zwar seit 1938 Atome spalten, aber letztlich trifft man wieder auf Teilchen, die nicht weiter zerlegt werden können. Auch die Energie hat eine Mindestgröße, das Plancksche Wirkungsquantum. An der Atomidee zeigt sich, wie leistungsfähig die reine Vernunft ist, wenn sie das durch sich selbst Verständliche bedenkt und ihren Überlegungen zu Grunde legt. Doch so nützlich wie erfolgreich die Atomidee war und ist, man kann trotzdem nicht die All-Aussage treffen "ALLES besteht aus kleinsten Teilchen", weil es noch die Feldkräfte gibt, z.B. das Gravitationsfeld. Die Versuche, mit Hilfe von eigens erfundenen "Gravitonen" es zu atomisieren, haben bisher noch zu keinem brauchbaren Ergebnis geführt. Selbst-verständliche, sorgfältig abgeklärte Vernunftideen, auch Prinzipien, Axiome oder Urteilsprämissen genannt, sind ja als Vernunftideen nicht dogmatisch, sondern sie tragen in sich selbst die Aufforderung, ihre Grenzen zu suchen. Ist eine Grenze gefunden, hier die Erfahrung der Gravitation, dann ist eben eine weitere Idee fällig, um mit der Erfahrung angemessen umgehen zu können. Die wirkliche Vernunft stört das nicht, weiß sie doch, dass die Realität sowieso alle Denkbarkeit übersteigt. Nur jene, die glauben der menschliche Verstand wäre dazu berufen (aber besonders natürlich der ihre), absolute Wahrheiten zu erkennen, haben damit ein Problem. Doch als Vernunftwesen können wir bestenfalls vernünftige Wahrheiten erkennen und mehr als vernünftige Wahrheiten zu erwarten wäre unvernünftig. Aber selbst um diese muss man ständig ringen, auch in der Wissenschaft. Alexander von Humboldt hat Wissenschaft wie folgt definiert: "produktiver unendlicher Zweifel." Goethe formulierte: es gelte "das Erforschliche zu erforschen und das Unerforschliche ruhig zu verehren." Das ist es, was einem Vernunftwesen zur Zierde gereicht und was es ruhig schlafen lässt. Hoffentlich!

Ihr Helmut Hille

zum Weiterlesen:
(I/A2) "Rationale Theorien als Kriteriengeber"
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Die Macht des Unsichtbaren (22.07.03)
auch als "Philosophische Sentenz des Monats" (August 2003) auf www.museumsart.de
ferner abgedruckt in "unitarische blätter" Heft 6 November/Dezember 2003

Liebe Freunde des Sokrates!

Der Physiker und Erkenntnistheoretiker Ernst Mach (1838-1916), auf den sich heute noch viele seiner Kollegen berufen, hielt es ja für richtig und klug, nicht der Vernunft, sondern nur dem Augenschein zu trauen, weshalb er bekanntlich die Atomidee heftig ablehnte. Als der Chemiker und Mikrobiologe Louis Pasteur (1822-1895) sagte, dass Bakterienkeime durch die Luft übertragen werden und man sich daher schützen müsse, wurde er von seinen Kollegen verlacht und angegriffen, die lieber mit Aristoteles glauben wollten, dass Krankheiten "spontan" im Schmutz entstehen, weil die Keime ja zu klein sind, um gesehen zu werden. (Ebenso erging es dem Gynäkologen Ignaz Semmelweis (1818-1865), dem Ärzte und Hebammen bis an sein Lebensende nicht glauben wollten, dass ihre undesinfizierten Hände die Ursache des tödlichen Kindbettfiebers waren, und der in Depression verstarb.) Aber auch die Kraft, die Körper "schwer" macht, entzieht sich selbst den leistungsfähigsten Mikroskopen. Doch wäre es auch hier dumm, die Macht des Unsichtbaren zu ignorieren, wie überhaupt jeder dogmatische Standpunkt die Menschen nur dumm (und unehrlich) macht (und die Mächtigen gewalttätig). Inzwischen ist ja allgemein akzeptiert, dass nicht die Sonne und die Sterne um die Erde kreisen, wie es den Augenschein hat, sondern dass die Erde sich um ihre eigene Achse dreht. Aber an Himmelskörper, die sich von der Erde mit Überlichtgeschwindigkeit entfernen und die für uns daher hinter einem Lichthorizont liegen, wollen manche "Forscher" noch immer nicht glauben, weil Einstein, ein Anhänger Machs, gesagt hat, dass nichts schneller als das Licht sein kann, obgleich nun wirklich nicht einzusehen ist, was die Expansion des Universums mit unserem zufälligen Standpunkt "Erde" zu tun hat, die ja noch dazu mit der Sonne um das eigene Galaxiezentrum wirbelt. Dabei können wir z.B. östlich von uns gelegene Galaxien sehen, die für die Bewohner von westlich von uns gelegenen Galaxien hinter dem Lichthorizont liegen, weil sich ihre und unsere Galaxie zwischen der halben bis annähernd Lichtgeschwindigkeit voneinander entfernen, wodurch sich durch Addition beider Fluchtgeschwindigkeiten eine Überlichtgeschwindigkeit ergibt. Man sollte also im Laufe des Lebens gelernt haben, dass hinterm Berg auch noch Leute wohnen, obwohl man sie nicht sieht, und dass kein Horizont eine objektive Grenze, sondern nur eine einzig mit uns verbundene Sichtbarkeitsgrenze ist. Es lässt sich eben oft nicht vermeiden, die Vernunft zu gebrauchen, will man sich nicht zum Narren machen, auch wenn Empiriker das nicht so gern hören und lieber den Augenschein trauen wollen, - der aber eben nur ein Schein ist, wie es das Wort schon sagt. Und der Schein ist es, der aufgeklärt gehört, wie es Kopernikus getan hat! In seinem berühmten Abendlied schrieb dazu Matthias Claudius:

    "Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehen."

    "Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel."

Wenn wir die hier erwähnten Fälle bedenken und ferner berücksichtigen, welche Macht von Gefühlen und Ideen ausgeht, man denke nur an die Macht der Liebe oder an die Idee der Freiheit, die auch noch niemand zu Gesicht bekommen hat, muss man eher sagen, dass das Sichtbare seinen Ursprung im Unsichtbaren hat und die Macht des Sichtbaren auf der Macht des Unsichtbaren beruht, sei dieses nur für das gewöhnliche Auge unsichtbar, sei es uns vorerst (oder auch für immer) durch einen Horizont verborgen, oder sei es auch prinzipiell unsichtbar, wie die Schwerkraft, die Gefühle und der Ursprung aller Dinge, den Anaximander (um 611 bis 545) das "Apeiron", das "Unerfahrbare" nannte. Wer möchte da nicht an die Weisheit denken, die Antoine Saint-Exupéry dem kleinen Prinzen in den Mund gelegt hat: "Richtig sieht man nur mit dem Herzen; das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar."
Fließtexte in Klammern (jedoch nicht Jahreszahlen) nachträglich eingefügt

Daher dürfen wir die Augen auch unbesorgt schließen und uns dem Schlummer hingeben.

Ihr Helmut Hille

zum Weiterlesen:
(I/B3) "EPPUR SI MUOVE" - Zwischen Instrumentalismus und Realismus"
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Über das Selbst-Verständliche (10.08.03)
auch in 3 Teilen als "Philosophische Sentenz des Monats" (Sept.-Nov. 2003) auf www.museumsart.de

Liebe Freunde des Sokrates!

In den mir zur Verfügung stehenden Philosophischen Wörterbüchern findet sich das Stichwort "Selbstverständliches" leider nicht, obwohl ich es für ein Schlüsselwort halte, wofür ich anschließend Gründe nenne.
       Das Selbst-Verständliche ist das dem Verstand unmittelbar, d.h. ohne Rückgriff auf die Erfahrung, Verständliche und kann dementsprechend von jedermann zu jederzeit geprüft und nachvollzogen werden, wie z.B. dass 2 mal 2 = 4 ist. Grundlegende Selbst-Verständlichkeiten, auch Prinzipien oder Grund-Sätze genannt, sind z.B. die Grund-Sätze der Geometrie und Mathematik und die sich aus ihnen ergebenden Folgesätze und mit ihnen das obige Resultat. Aber auch die Newtonschen Axiome der Mechanik sind selbst-verständlich, ist doch einzig die Annahme des Erhalts eines physikalischen Zustandes, wenn keine Kraft auf ihn einwirkt, nicht willkürlich und von selbst verständlich, während jede Änderung des Zustands einer Sache einer Erklärung - in der Mechanik einer Kraft - bedarf, die es daher zu suchen gilt. Aber es ist ebenso klar, dass Selbst-Verständliches keine weitere Erklärung braucht, wäre es doch sonst nicht mehr selbst-verständlich. Deshalb muss man sagen: Wer immer Selbst-Verständliches erklären oder erklärt haben will, hat keinen Verstand. Denn wer schon Selbst-Verständliches nicht versteht - was will er dann verstehen? Aber mit Selbst-Verständlichen beginnend können wir hoffen, verständigen Mitmenschen uns verständlich zu machen. Ja, letztlich ist das Selbst-Verständliche der Schlüssel aller Erkenntnis, sowohl über die Welt, als auch über uns selbst als geistige Wesen.
      Zur Rechtfertigung von Parmenides Lehrgedicht "Über das Sein" spricht Plutarch (45-120) von den "zwei Naturen des Wissens": dem logisch, anhand von Prinzipien erkennbaren Wissen, "mit sich selbst identisch und bleibend im Sein", und dem meinbaren Wissen, das auf sinnlicher Wahrnehmung beruht, als "etwas Unzuverlässiges, in vielerart Zuständen und Wandlungen Befindliches", und das sich zudem "jedem andern gegenüber anders darstellt", sind doch die an der eigenen Verständigkeit ausgerichteten Urteile über sinnlich erfahrbare Dinge das den Menschen spontan Gegebene. Sicherheit des Wissens und damit Intersubjektivität kann daher nur auf der Grundlage selbst-verständlicher logischer Annahmen als Urteilskriterien erreicht werden, mit deren Hilfe wir verstehen. Die wahre Intersubjektivität beruht also nicht auf Einigungen über Sachverhalte, die ja die Einigkeit über Irrtümer nicht ausschließt, sondern auf Einsichten, die Sachverhalte zwingend machen, wie wir z.B. anhand der Atomidee gesehen haben. (Ende Teil I auf museumsart.de)
      In seinem Lehrgedicht lässt Parmenides eine namenlose Göttin - für mich die höchste, auf Kriterien gründende Vernunft -, als oberstes unbezweifelbares Prinzip verkünden, dass "Seiendes ist", dass Sein also weder entstehen noch vergehen, sondern sich einzig wandeln kann. Heutige Kosmologen mit ihrer These, dass das Universum beim Urknall entstanden wäre, verstoßen nicht nur gegen das von Parmenides (ca. 540-480) ausführlich dargelegte oberste Prinzip, sondern auch gegen den ihm entsprechenden höchsten Grund-Satz der Physik, den Satz von der Erhaltung der Energie, der auch selbst-verständlich ist. Nur der Nichterhalt bedürfte einer Erklärung. Also muss die Annahme, dass das Universum beim Urknall "entstanden" wäre, falsch sein, kann sie doch nicht vor dem Forum der Vernunft bestehen. Dagegen macht die Unterscheidung von Universum und Kosmos als die Unterscheidung zwischen dem All-Einen und einer begrenzte Ordnung von Materie, und die Annahme, dass der sog. "Urknall" nur das Durchgangsstadium unseres, von ihm geprägten Kosmos ist, neben den es noch unzählige andere gibt, die ihre eigene Geschichte haben, weder logische noch physikalische Probleme. Diese Annahme erübrigt alle geistig sowieso nicht nachvollziehbaren Hypothesen über die Entstehung der Welt aus dem Nichts, die auch durch Gottes Hilfe nicht verständlicher wird. Mit dieser undogmatischen Sicht haben nur jene Probleme, die immer nicht glauben wollen, dass hinterm Berg auch noch Leute wohnen und die Welt nicht am Horizont endet, weil dies ja nicht ihrer Erfahrung entspricht, da ja immer wieder ein weiterer Berg sich zeigt und der Horizont mit jeden mitwandert - den dogmatischen Positivisten, die sich ängstlich weigern, über ihre Grenzen hinaus zu denken. Oder jene, welche auf die lieb gewordene Vorstellung von einem allzumenschlichen Schöpfergott nicht verzichten wollen, statt die richtig erkannten göttliche Eigenschaften des Unerschaffenseins und des Schöpferischen bei den Dingen selbst zu belassen, wodurch ihre Existenz selbst-verständlich wird und keiner weiteren Erklärung, sondern nur unserer Akzeptanz bedarf. In diesen und anderen Fällen gilt es, einfach der Vernunft zu folgen, wollen wir uns nicht zum Narren machen. In Bezug auf das Universum lautet meine, für mich selbst-verständliche Überzeugung, dass es ohne Grenzen in Raum und Zeit ist. Denn was sollte ihm Grenzen setzen? Nur unsere eigene zeitliche Begrenztheit lässt uns überall Grenzen suchen, vielleicht in der Hoffnung, an ihnen Halt zu finden. Das Verhältnis von Universum und Kosmen sehe ich so: Die Kosmen kommen und gehen, aber das Universum, die Energie bleibt. (Ende Teil II auf museumsart.de)
      Der Mensch ist immer noch auf der Suche nach dem, was sein geistiges Menschsein ausmacht, was geistig seine Chancen und was seine Grenzen sind. Das spezifisch Menschliche ist nicht etwas Fertiges, lediglich Verborgenes, das nur noch aufgedeckt werden muss, sondern etwas, das, wie die menschliche Würde, durch die eigene Arbeit am Menschsein erst zu bilden ist, in einem weiteren selbstschöpferischen Prozess der Evolution. Ein solcher Prozess ist nicht ohne Schmerzen, muss doch jeder die Verantwortung für sein Denken und Tun selbst übernehmen und sich von bequemen Annahmen und wohlfeilen Illusionen lösen. Begreifend was das Selbst-Verständliche ist und wie sehr wir (als geistige Wesen) seiner bedürfen und uns in ihm finden, werden wir uns selbst verständlich. (Ende Teil III auf museumsart.de)

Selbstverständlich ist auch ein guter Schlaf für Mensch und Tier wichtig (und auch Pflanzen brauchen ihre Ruhezeiten). Ich hoffe, dass alle - trotz dieser tropischen Hitze - ihn ausreichend finden. Das wünscht jedenfalls

Ihr Helmut Hille

Zum Weiterlesen:
(III/3) "Das Verstehen des Verstehens" und
(I/C1) "Was war vor dem Urknall? Der mühsame Weg zur richtigen Frage"
Nachtrag: s. auch den DPG-Vortrag von 2006 auf ZEIT UND SEIN "Die Natur des Wissens verstehen"

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