Gedanken zur Gravitation |
Die Schwerkraft hat keine Ursache - außer den BigBang selbst - sondern sie ist eine - und daher nicht relativierbar!
DPG-Langtext 1996: Die Gravitation als Argument für eine ganzheitliche Sicht
DPG-Langtext 1997: Gravitation und Trägheit in komplementärer Sicht
DPG-Langtext 2011: Die Schwerkraft verstehen
Nachträge und Anmerkungen zum Thema Gravitation (4 Untertitel)
Gedanken zum Nachweis von Gravitationswellen (3 Untertitel)
Vorwort, Kurz- und weitere Texte s. die vorhergehende Seite (I/B5) (gleicher Titel)
Die Gravitation als Argument für eine ganzheitliche Sicht
"Das Sein ist ... je zusammen alles, als EINES zusammenhaltend."
Parmenides (ca. 540 - 480 vor der Zeitrechnung)1. Die Situation1. Die Situation
2. Die Kraft der Vernunft
3. Die holistische Kraft
4. Ausblick für die Physik
Literatur und AnmerkungenNiemand hat dem Menschen eine Garantie gegeben, daß alles seinem im Alltag bewährten Verständnis zugänglich ist oder sich gar nach diesem richtet. Sein Verstehen hat sich in der Auseinandersetzung mit seiner mesokosmischen Umwelt herausgebildet, in der es für ihn als Beutegreifer bzw. als mögliches Opfer eines solchen wichtig war und ist, eine potentielle Beute bzw. Gefahr von ihrem Umfeld zu unterscheiden und ihr räumliches und zeitliches Verhalten zu erfassen, um sie selbst fassen zu können bzw. von ihr nicht erfaßt zu werden, vergleichbar dem heutigen Wunsch nach Unfallvermeidung im Straßenverkehr. Auch hier hilft dem Menschen sein Stereosehen und -hören. Warum aber soll es darüber hinaus nicht ganzheitliche, Raum und Zeit übergreifende Zustände geben? Diese von vornherein auszuschließen, wäre ein doktrinärer Akt. Geboten scheint mir vielmehr, ganzheitliche Phänomene durch Erweiterung unserer bisherigen, auf Analyse bedachten Sichtweise zu verstehen.
Raum und Zeit sind in der Evolution ausgebildete Erkenntnismuster, mit denen das Chaos der Wahrnehmungen nach statischen und dynamischen Elementen getrennt geordnet wird, entsprechend ihrer sehr unterschiedlichen vitalen Wichtigkeit. Daraus läßt sich jedoch kein Anspruch herleiten, daß alles eindeutig in Raum und Zeit lokalisierbar zu sein hat, alle Kräfte nur lokale Wirkungen haben dürfen bzw. deren Ausbreitung an bestimmte Geschwindigkeiten gebunden ist, so vorteilhaft dies für unser gewohntes Verstehen und unsere Sicherheit natürlich auch ist. Auch die seit Kindesbeinen gewohnte Übertragung von Kräften durch Zug und Druck begründet kein Recht auf Ausschließlichkeit, wobei die Kinder der modernen Zivilisation schon sehr früh lernen, auch auf die elektromagnetische Kraft zu achten. Wenn es trotz größter Anstrengungen bis heute nicht gelungen ist, die Gravitation durch Zug und Druck materieller Teilchen oder durch den Elektromagnetismus zu erklären, so ist dies noch lange kein Grund, in Panik zu geraten. Für einen Erkenntniskritiker beweist die Unmöglichkeit der anschaulichen mechanischen Erklärung der Gravitationsphänomene nur, daß unsere, in der Kindheit eingeübte Verständnisweise an eine Grenze gestoßen ist, die es nötig macht, sich nach neuen Erklärungsmustern umzusehen. Gerade wo gewohnte Denkschemata versagen, bietet sich dem Forscher die große Chance, seinen geistigen Horizont durch neue Sichtweisen zu erweitern, eine Chance, die bei der gewaltsamen Reduzierung des Unbekannten auf bekannte Muster zunichte gemacht würde.
2. Die Kraft der VernunftDer Sinn von Wissenschaft ist es, Wissen zu schaffen - nicht, es zu reduzieren. Das will nur der alte Beutegreifer in uns, der gewohnt ist, sich etwas zugreifend anzueignen, um es konsumieren zu können, ohne sich dabei mit der Frage nach der Eigenheit des Opfers belasten zu wollen. Für ihn zählt das Objekt nur als Beute. So beherrschen wir heute durch Wissenschaft und Technik eine zur Verfügungsmasse erniedrigte Natur, ohne um ihr Eigensein zu wissen. Die negativen Konsequenzen dieser Lieblosigkeit, beginnend mit Naturzerstörung, sind unausbleiblich. Daher gibt es Bestrebungen, die Natur unabhängig vom beutegreiferischen Instinkt zu verstehen, also die menschliche Sichtweise zu erweitern, was letztlich auch eine Erweiterung des Menschseins in Richtung des Humanen bedeutet. Es geht also nicht darum, die bewährte raumzeitliche und lokal-mechanische Betrachtung von Phänomenen abwerten zu wollen sondern nur darum, der doktrinären Behauptung, daß sie die einzig mögliche sei, durch Prüfung ganzheitlicher Argumente entgegenzutreten, weil alle Doktrinen der Entwicklung des humanen Geistes abträglich sind. Ich denke, daß die Physik in der Gravitation ein holistisches Argument besitzt, das stärker als alle anderen ist. Es hat sich nur deshalb ihrem Verständnis bis heute mehr oder weniger entzogen, weil der alte Beutegreifer in uns hartnäckig darauf besteht, daß ihm alles in gewohnter Weise aneigenbar zu sein hat, lösen doch Grenzen seines eingeübten Zugriffs ihm unerträgliche Existenzängste aus. Solch unbewußte Motivatoren sorgen dafür, daß auch Physiker bei ihren Lösungsversuchen von ihre Sicht einengenden Urängsten statt von der Vernunft und geistigen Schwung geleitet sind, weshalb sie wieder und wieder probieren, ihnen nützliche Maxime der Natur zu unterstellen.
In seinem berühmten, vielen als dunkel erscheinenden Lehrgedicht versuchte Parmenides (um 540-480) seinen Schülern u. a. klar zu machen, was sie hindert, die Einheit und Ganzheit des Daseins zu sehen. Dabei ging er davon aus, daß menschliche Denkweise es selber ist, die die Gegensätze mit ihren getrennten Merkmalen hervorbringt.1) Es handelt sich also um ein erkenntniskritisches Werk. Bei aller Skepsis hielt er es aber nicht für ausgeschlossen, Meinungen (gr. "doxa") durch die Kraft eines unbeirrbaren logischen Denkens überwinden zu können und zu wahren Urteilen zu kommen, weshalb er beharrlich versuchte, mit logischen Argumenten zu überzeugen. Der 1. Satz der Logik von der Identität fordert, daß in allen Urteilen A immer A zu bleiben hat. Und er ist der angemessene Erkenntnisgrundsatz, wenn wir davon ausgehen, daß der Gegenstand unserer naturwissenschaftlichen Urteile ein Reich ist, in dem nicht Willkür sondern Notwendigkeit herrscht, "da die Moira (das Schicksal) es gebunden hat"2), wie Parmenides es eine namenlose Göttin sagen lässt. Unter dieser, schon in den Anfängen der Naturphilosophie klar gesehenen Voraussetzung wissenschaftlicher Urteile, kann uns Dike, als rechtes Maß allen Urteilens, dass das Gerechte der Gerechtigkeit und dass das Vernünftige der Vernunft ausmacht, das Seiende erschließen. Ich denke, wir können Parmenides so verstehen, daß es nur den Wandel der Erscheinungen einer Realität gibt, je nachdem, wie sich ihre Komponenten mischen und entmischen, weshalb ich ihn nicht im Gegensatz zu seinem Zeitgenossen Heraklit sehe, der gelehrt hatte, daß "alles fließt", denn alles kann ja nur unaufhörlich fließen, wenn es ein unaufhörlich Fließendes gibt. Dieses ewig Fließende hat Parmenides nicht mit dem Namen einer Erscheinung verbunden sondern nur gesagt, daß es ist und so die Zeitlosigkeit seiner Aussage gewahrt. So war er sich gewiß:
"Auch teilbar ist es (das Seiende) nicht, da es als Ganzheit ein Gleiches ist. Es ist ja nicht irgendwie an dieser Stelle ein Mehr oder an jener ein Weniger, das es daran hindern könnte, ein Geschlossen- Zusammenhängendes zu sein, sondern es ist als Ganzheit von Seiendem innen erfüllt. Dadurch ist als Ganzes ein Geschlossen- Zusammenhängendes; denn Seiendes schließt sich Seiendem an."3)
Parmenides hat hier den Gedanken näher ausgeführt, daß es zwischen den Dingen keine Lücken geben kann, da es Nichtsein nicht gibt, das durch solche Lücken aber manifest würde. Dieses lückenlose Seiende hat im Raum-Zeit-Kontinuum relativistischer Physik eine Parallele. Der moderne Kontinuumsgedanken erleichtert es sicher zu verstehen, warum ich Parmenides Sätze spontan als eine gelungene Beschreibung der Gravitation empfand, welche den Griechen Ausdruck einer zwischen Mutter "Gäa" Erde und Vater "Uranos" Himmel bestehenden Liebesbeziehung bzw. Freundschaft war. Durch Parmenides Ausführungen über den Kosmos verstärkte sich bei mir noch der Eindruck, es könnte in seinem Sinne sein, wenn wir die Ganzheit, soweit wir hier ihren physikalischen Aspekt betrachten, mit jener Erscheinung in Verbindung bringen, die Newton "Zentripetalkraft" nannte, die - von den einzelnen Teilchen ausgehend und sie zusammenballend - kugelförmige Körper und stabile kosmische Systeme erzeugt. Aber auch solche Folgen nimmt Parmenides schon vorweg, wenn er das Seiende mit dem "Maße einer wohlgerundeten Kugel" vergleicht, "von der Mitte aus überall von gleicher Kraft". Die damit verbundene schicksalhafte kosmische Evolution liest sich bei ihm so4):
"Erfahren wirst du des Äthers Artung und alle die Zeichen im Äther und der Sonne Fackel vernichtendes Wirken und woher sie entstanden und das schweifende Wirken und Sein des rundäugigen Mondes; wirst erfahren auch den rings umfassenden Himmel, woher er ward, und wie Anankes Führung ihn zwang, das Gefüge der Sterne zu halten."
Ähnlich das nächste Fragment, das von "der Sterne heiße Kraft" spricht, die zum Entstehen drängte. Ohne Parmenides überinterpretieren zu wollen, ist es für mich entscheidend, daß uns durch ihn die Gravitation als eine, keine leeren Zwischenräume duldenden Kraft der Ganzheit nahegelegt wird, an der überall alle Teile des Ganzen (proportional ihrer Gewichtigkeit und in Abhängigkeit zu ihrer Entfernung) teilhaben. Unter Berücksichtigung der Parmenideischen Gedanken und unseres heutigen Wissens würde ich es als richtig erachten, wenn der Mechanik folgendes Theorem hinzugefügt würde:
"Jede existierende Sache hat zwei komplementäre Aspekte: ihren eigenen und den des Ganzen. Ihr eigener Aspekt wird bei Einwirkung als Trägheitswiderstand erfahren, der holistische Aspekt zeigt sich als ihr, auf sie gerichteter Anteil an der Gravitation. Als zwei Aspekte einer Sache sind sie einander proportional."
Wir hätten es also mit zwei nicht weiter ableitbaren, in der Physik gar nicht mehr so ungewöhnlichen komplementären Aspekten einer einzigen (ansonst unbekannten) Realität zu tun, nämlich mit ihren passiven Aspekt, der sich bei Wechselwirkung als Trägheit zeigt, und ihren aktiven Aspekt, der als gerichtete Beschleunigung erlitten wird, wobei beide Aspekte zwar miteinander unauflöslich verbunden sind, jedoch der eine nicht die Ursache des anderen ist. Daß beide Aspekte die komplementäre Erscheinung einer einzigen Realität sind, wird bereits durch Newtons, in ihrer tiefen Bedeutung bis heute viel zu wenig bedachten Proportionalitätskonstante G nahegelegt, die - richtig verstanden - Einsteins Frage nach den Gründen der Gleichheit des Maßes von Trägheit und Schwere einer Masse erübrigt. Doch verbietet es die komplementäre aber unterschiedliche Natur von Trägheit und Gravitation, ganzheitliche Effekte mit an der Trägheit gewonnenen mechanischen Modellen beschreiben zu wollen, ist doch Ganzheit der Aspekt, der Seiendes "innen erfüllt" (Parmenides), d. h. eine von der nur durch äußerliche Berührung erfahrbaren Trägheit einer Sache unterschiedene Qualität hat.
Newton, der sie als allgemeine, das Planetensystem dirigierende Kraft postulierte, hat es klugerweise stets abgelehnt, über ihre Natur und Wirkungsweise mechanische Vorstellungen zu entwickeln und hat ihre Wirkung durch ein rein räumliches Gesetz dargestellt. Dieses Gesetz erläuterte er in seinen "Principia" wie folgt: "Die beschleunigende Kraft soll auf den Ort des Körpers zurückgeführt werden als eine Wirkfähigkeit, die vom Mittelpunkt über die einzelnen Orte in der Umgebung verteilt ist, um die dort befindlichen Körper in Bewegung zu versetzen"5), d. h. die "Zentripetalkraft" verteilt sich räumlich gleichmäßig, ist also "von der Mitte aus überall (in jedem Maß einer wohlgerundeten Kugel) von gleicher Kraft" (Parmenides), was man heute die Beschreibung eines Feldes nennt. Die oft zu hörende Behauptung, der große Physiker Newton hätte an Fernwirkungen geglaubt, demaskiert nur die eigene Überzeugung von der Ursächlichkeit der trägen Materie, und wird auch durch ihre ständige Wiederholung nicht wahrer, während sie für Newton lediglich der Mittelpunkt einer um sie herum verteilten zentripetalen Wirkfähigkeit war. Einstein hat es mit seiner Metrik der Raum-Zeit im Grunde nicht anders gesehen, auch wenn er in seiner objektivistischen Sicht glaubte, Raum und Zeit als physikalische Entitäten ansprechen zu können7).
Es bleibt die Frage, ob sich das Gravitationsfeld selbst wiederum wie ein Objekt in Raum und Zeit verhält, das sich nur mit endlicher Geschwindigkeit fortpflanzen kann, oder ob es von solchen Beschränkungen frei ist. Ersteres als Selbstverständlichkeit zu fordern, wäre eine unzulässige Pertitio prinzipii. Hier kann nur die Forschung entscheiden, die schon gezeigt hat, daß elektromagnetische Wellen beim Tunneln Distanzen ohne Zeitverbrauch überwinden. Solange die von Einstein postulierten, sich in Raum und Zeit fortpflanzenden Gravitationswellen nicht nachgewiesen sind, sollten wir, durch das Einräumen der Möglichkeit einer zeitunabhängigen Verschiebung des Feldes, auch darin dem Ganzheitsgedanken eine Chance geben. Die Gleichsetzung des Gravitationsfeldes mit einer gekrümmten Raum-Zeit würde diese Zeitunabhängigkeit logisch sogar erfordern: Die Raum-Zeit kann doch nicht selbst wieder raum-zeitlichen Bedingungen unterliegen, also die Bedingung ihrer selbst sein. Gibt sie diese Bedingungen, dann kann die Verlagerung des Gravitationsfeldes gerade keine Frage des Raumes und der Zeit, also einer Geschwindigkeit sein, so daß Einsteins Terminologie genau das bedeutet, worin er sich von Newton unterscheiden wollte, der sich jedoch bewußt jeder Hypothese enthalten hatte. Die Entdeckung von Gravitationswellen würde die verblüffend einfache Schlußfolgerung da nur stören und die Benennung des Gravitationsfeldes als Raum-Zeit als falsifiziert erscheinen lassen.
3. Die holistische Kraft
Als Ausdruck der Ganzheit kann das Vermögen zur Gravitation nicht auf die Masse beschränkt sein, da das Seiende, nach Parmenides und dem Begriffe nach, bei aller Ungleichheit im direkten Vergleich, "als Ganzheit ein Gleiches ist", das auch nicht durch "ein Mehr oder ... ein Weniger" an den einzelnen Stellen gehindert ist, ein Gleiches zu sein. Daß das Fallen nur mit dem Gravitationsfeld und nichts mit dem seinem Inhalt zu tun hat, hatte schon Galilei erfahren, als er feststellte, daß Körper - unabhängig von ihrer Masse und Form - gleich schnell fallen. Da es beim "Fallen" erwiesenermaßen auf die Merkmale des Fallenden nicht ankommt, müssen auch Antimaterie, Licht und überhaupt elektromagnetische Energie und sog. "masselose Teilchen" fallen, so daß die Berechnungen von John Michell (1783) und Laplace (1796) über Sterne, die so massereich sind, daß deren Licht sie nicht mehr verlassen kann, was man heute "schwarze Löcher" nennt, und von Soldner (1801) und Einstein (1911) über die Lichtablenkung am Sonnenrand in der Erfahrung Galileis und im Ganzheitsgedanken ihre Grundlage haben. Es ist daher für die Beschleunigung von Licht weder erforderlich, daß das Licht eine korpuskulare Natur hat, noch bedarf sein Fallen zusätzlicher Annahmen, da für die Auffassung, daß die Gravitation nur eine Art Materieanziehung sei, seit Galileo Galilei kein Anlaß mehr besteht.8)
Auch das Funktionieren der von Newton für die Planetenbewegung aufgestellten Gravitationsformel ist nicht davon abhängig, daß der Probekörper m eine Masse besitzt. Und wenn Masse "verdichtete Energie" ist und zur Masse Gravitation gehört, dann ist diese auch die "verdichtete" Gravitation der Energie, da man anderenfalls nicht von der "Äquivalenz" beider Erscheinungen reden könnte. Ich denke, es sind die "doxa", die uns immer wieder hindern, im Denken konsequent zu sein. Sobald wir verstehen, daß alles der Gravitation unterliegt und alles Zentrum eines mit ihm verbundenen Gravitationsfeldes ist, also alles einen der Materie-Energie-Äquivalenz proportionalen Gravitationsfaktor besitzt, wird klar, daß die Zentripetalkraft keine Kraft unter Kräften ist sondern ein komplementärer Aspekt aller Kräfte, eben das, was das obige Theorem besagt. Newtons, Trägheit und Gravitation miteinander verbindende Gravitationskonstante G bewährt sich nur ein weiteresmal, wenn sie, im Rahmen der Einsteinschen Äquivalenzformel E = mc2, nun auch auf die Trägheit der Energie Anwendung findet. Solange man nur auf die Masse und ggf. ihre relativistische Zunahme als Quelle der Gravitation setzt, kann daher ein Defizit an Gravitationsquellen nicht überraschen.
Die Gravitation als komplementärer Aspekt aller Kräfte macht verständlich: 1. warum alle Versuche, sie in einer einheitlichen Theorie der vier Grundkräfte einzureihen, bisher gescheitert sind; 2. warum es keine Antigravitation geben kann: Kräfte können zwar komplementäre aber keine widersprüchlichen Eigenschaften haben, also nicht zentripetal und zentrifugal zugleich sein; 3. warum es das behauptete Quantisierungsproblem nicht gibt, gehört die Gravitation doch zu den Quanten selbst. Damit dürfte es m. E. für eine Große Vereinheitlichte Theorie (GUT) keine prinzipiellen Schwierigkeiten mehr geben. Gegenpart der Gravitation sind jedoch alle Arten von Explosionen, kosmologisch insbesondere Supernovä und der sog. "Urknall", die Reaktionen großer Materiemengen auf eine von ihnen selbst bewirkte Verdichtung sind. In dem einem "Urknall" vorausgehenden undifferenzierten Zustand ist das Ganze im Zustand des Einen wie danach das Eine im Zustand des Ganzen ist. Aber in beiden Zuständen ist das Seiende "je zusammen alles, als Eines zusammenhaltend" (Parmenides)9). Die sich wechselweise zeigenden anziehenden und abstoßenden Kräfte des Ganzen wären die Grundlage eines pulsierenden Universums. Oder wie Parmenides sagte: der Nous läßt nicht zu, das Seiende "als ein ... sich überallhin gänzlich Zerstreuendes noch als ein Sichzusammenballendes" zu verstehen.10)
Von Parmenides hieß es in der Antike, daß er als Erster erkannte, "daß die Erde kugelförmig sei" und daß der Abendstern auch der Morgenstern ist. Darüber hinaus denke ich, daß sein aufklärerisches Erbe auch heute noch in der Physik und Kosmologie helfen kann, unsere Sichtweise zu erweitern und so Zusammenhänge zu verstehen. Es wird wohl nichts weiter übrigbleiben, als nach der Idee der Masse-Energie-Äquivalenz (Einstein), auch den Gedanken der Komplementarität (Bohr, aber auch schon Newton) und den der Ganzheit (Parmenides) endgültig zu akzeptieren, um die gesicherten Erkenntnisse zur Gravitation widerspruchsfrei ordnen zu können. Es bleibt jedoch die Aufgabe, sich diese Ideen immer wieder aufs Neue geistig anzueignen und sie zu vertiefen, wozu meine hier gemachten Ausführungen anregen wollen.
4. Ausblick für die Physik
So richtig es für einen Wissenschaftler ist, in seinem Denken konsequent zu sein, so wichtig ist es für ihn aber auch, sich daneben für alternative Denkweisen offen zu halten, kann ihm doch niemand garantieren, daß eine noch so bewährte Sicht die einzig mögliche ist. Nur wenn er genügend Gelassenheit gegenüber andersartige Argumente besitzt, bleibt er offen für die Wahrheit, um die es ihm in allem Denken und Tun gehen sollte. Einzig so ist der Wissenschaftler ein Vorbild für Wahrheitsliebe und die Wissenschaft die Vorhut einer offenen, der Zukunft zugewandten Gesellschaft, die ihre Probleme im Bunde mit der Natur zu lösen versuchen muß.
Ich denke, wir sollten nocheinmal aufgreifen, was Carl Friedrich von Weizsäcker auf der 49. Physikertagung in München 1985 anläßlich Niels Bohrs hundertsten Geburtstag gesagt hat: "In genauer Umkehr der Einsteinschen Hoffnung würde ich aber annehmen, daß diese (zukünftige) Theorie (jenseits der uns bekannten Quantentheorie) nicht durch eine Reduktion der Quantentheorie auf das Raum-Zeit-Kontinuum, sondern durch eine Herleitung des Raum-Zeit-Kontinuums als klassischer Grenzfall einer reinen Quantentheorie zu gewinnen wäre."11) So bestechend dieser Gedanke ist, so denke ich doch, daß die bloße Umkehr des Einsteinschen Reduktionismus immer noch reduktionistischer Geist wäre. Gerade im Sinne von Bohr wäre es - durch Verzicht auf jede doktrinäre Forderung des Entweder-Oder - dahin zu kommen, mechanische und Feldbeschreibungen als komplementär anzusehen und sie jeweils dort anzuwenden, wo sie brauchbar sind. Nur an der Brauchbarkeit können wir die Richtigkeit von Methoden und Theorien prüfen. Wenn es der Erfahrung entspricht, daß wir zweierlei Beschreibungen brauchen, ist diese Erfahrung auch zu respektieren. Und der Wissenschaftler ist aufgefordert darüber nachzudenken, warum dies so ist.
Ich bin überzeugt: so wie Physiker mit dem von mir 1995 bei der DPG vorgestellten Realprinzip die Probleme der relationistischen Denkebene hinter sich lassen können, so würde - mit der Ausweitung ihres Blickfeldes durch die Akzeptanz einer holistischen Sichtweise - die Gravitation ebenfalls aufhören, ein grundsätzliches Problem und ein Hindernis auf dem Wege zu einer einheitlichen Theorie der 4 Grundkräfte zu sein, die das Geschehen in Mikrokosmos und Makrokosmos elegant miteinander verknüpft - ein Ganzes, das die Griechen einst durch das Band der Liebe vereinigt sahen. Die Gravitation ist nicht "okkulter" als die ihr komplementäre, ebenfalls nicht weiter ableitbare Trägheit, mit der viele Physiker genauso ihre Probleme haben. Es sind immer nur die als "selbstverständlich" hingenommenen unangepaßten Denkweisen und Überzeugungen, die "doxa", welche die vermeidbaren Probleme machen, die Gegenstand von Parmenides' aufklärenden Lehrgedicht waren. Durch undoktrinäres Denken von angeblich selbstverständlichen Maximen weg zu einer selbstverständlichen Akzeptanz von Fakten zu kommen, muß das Ziel der Wissenschaftler sein.
© HILLE 1996Literatur und Anmerkung:
1) Parmenides, Über das Sein, Reclam Bd.7739, Übersetzung und Gliederung von Jaap Mansfeld, Stuttgart 1985, Frag.8, Vers 55-60
2) Kurt Riezler, Parmenides, in: Quellen der Philosophie, hrsg. von Rudolph Berlinger, Vittorio Klostermann Frankfurt/M. 1970, S. 35, Frag.8, V.37
3) wie 1), Frag.8, Vers 22-25
4) wie 2), IX. Vers 43f bzw. XII.
5) Isaac Newton, Mathematische Grundlagen der Naturphilosophie, Ausgew., übers., eingeleitet u. hrsg. von Ed Dellian, Hamburg: Meiner 1988, S.42
6) wie 5), S.230: "Die Schwere zur Sonne hin setzt sich aus den Schwerewirkungen zu den einzelnen Teilchen der Sonne hin zusammen. ..."
7) Es wird versucht, die Gravitation durch "Dellen" in der Raum-Zeit quasi-anschaulich zu erklären, als würden Probekörper Achterbahn fahren. Hierbei handelt es sich um eine trügerische Erklärung, denn ohne eine immer schon vorausgesetzte, die Senkrechte definierende Newtonsche Zentripetalkraft gibt es kein Gewicht, kein "oben", "unten" und "schief", und somit auch keinen Beschleunigungsanlaß. Die "gekrümmte Raum-Zeit" ist eine Als-ob-Beschreibung der Folgen von Gravitation, die selbst ohne Erklärungswert ist.
Newtons Formel ergibt nur für 2 Punktmassen korrekte Werte und ist damit für ausgedehnte Körper der ungenaueste Ansatz, der möglich ist, der aber für weit entfernte Objekte, wie Planeten, ausreicht. Für nahe Probekörper jedoch ergibt jeder Ansatz, der die räumliche Verteilung der Gravitationsquellen erfaßt, zwangsläufig genauere Werte, ohne daß er schon dadurch ein zutreffenderes Gravitationsverständnis beweist.
8) Wenn Licht einen Druck ausüben kann, den sog. "Lichtdruck", dann hat es auch Masse, weil Masse ein Maß von Widerstand einer realen Erscheinung bei ihrer Wechselwirkung ist und nicht selbst schon eine Sache ist, sondern nur das Maß der Wirkung einer solchen.
9) wie 2), Frag.8, aus V. 5
10) wie 1), Ende von Frag. 4
11) C. F. v. Weizsäcker, Zeit und Wissen, dtv München 1995, S.785
DPG-Frühjahrstagung März 96 Uni Jena, FV DD (Tagungsband S. 645-650) und FV GR
Gravitation und Trägheit in komplementärer Sicht Es zeigt sich mehr und mehr, daß ein angemessenes Verständnis der Gravitation der Schlüssel für eine zukünftige einheitliche Theorie der 4 Elementarkräfte ist. Die Aussage, daß Schwere und Trägheit ein und dasselbe sind, ist da wenig hilfreich. Die der Gleichheitsbehauptung zugrundeliegende Feststellung, daß die Schwere ebenso wie die Trägheit als Beschleunigung erfahren wird, besagt nur, daß es sich bei beiden um Kräfte handelt, denn Beschleunigung ist die Definition der Kraft. Eine weitergehende Erkenntnis ist mit ihr nicht verbunden. Sie ist also ebenso richtig wie trivial.
Immer wenn wir uns über die Einheit der Natur Klarheit verschaffen wollen, tun wir dies am besten, indem wir die Entstehung unseres Wissens über die Natur bedenken, also die Rolle des Beobachters in unsere Untersuchungen einbeziehen. Der erkenntniskritische Weg ist geboten, weil wir die Natur immer nur als Erscheinung erfahren und jede Erscheinung an die Art unserer Wahrnehmung gebunden ist. Es wäre daher falsch, wenn wir aus dem uns möglichen Wärmeempfinden den Schluß zögen, daß es einen Wärmestoff gibt. Das wäre eine objektivistische Sicht der Dinge, die jede Erscheinung - unter Nichtbeachtung ihrer Entstehung - gleich als die Sache selbst ansieht. Heute wissen wir jedoch, daß die Wärme ein Aspekt von Bewegungsenergie ist, ohne daß dadurch der Umgang mit Molekülen und Strahlungen unter dem Aspekt der Wärme an Wert verliert. Und wie bei allen Allgemeinerscheinungen ist auch die Masse keine Sache sondern ebenfalls ein Aspekt von Bewegungsenergie, nämlich das Maß von Widerständen, also eine wohldefinierte physikalische Größe. Immer haben wir in der Physik nur mit physikalischen Größen zu tun, denn jede Wahrnehmung ist ein Messen, auch wenn nicht jede quantifiziert werden kann. Wer denkt, er habe es in der Physik mit Sachen zu tun, dem wird es durch das Verkennen der Beobachterrolle am notwendigen Verständnis der Phänomene fehlen und er wird naturgemäß wenig zu ihrer Aufklärung beitragen können.
Masse als Maß des Widerstands eines Körpers kümmert sich nicht um die Genese eines Widerstands: ob der Körper drückt oder ob auf ihn gedrückt wird. Nach ihrer Erscheinungsform gibt es also keinen Unterschied zwischen Trägheit und Schwere einer Masse. Beschleunigung ist Beschleunigung, da hat Einstein völlig Recht. Nach dem Newtonschen Verständnis hat jedoch ein Körper seine Trägheit von sich aus (Definition III), während ihm die Eigenschaft der Schwere verliehen wird (bei Einstein ist es umgekehrt). Man kann diese Hypothese auch fallen lassen und wieder sagen, der Körper habe auch von sich aus ein Streben nach seinem natürlichen Ort, doch bekommt man dadurch die Schwierigkeit, sein Verhalten kausal zu erklären, z.B. in der Himmelskunde oder in der Weltraumfahrt. Quantitative Prognosen werden dann unmöglich.
Es ergibt sich die Frage, wie ein Körper es fertigbringt, berührungslos auf einen anderen einzuwirken. Die Frage erscheint berechtigt, trotzdem ist sie möglicherweise nicht sinnvoll, wenn sie nach bewährten Erklärungsmustern beantworten werden soll. Wie ich an anderer Stelle vor der DPG dargelegt habe, gibt es keinen sachlichen Anlaß, unsere Erfahrungsmuster Druck und Zug als die einzig möglichen hinzustellen, schon weil dies die Elektrodynamik widerlegt. Warum wollen wir nicht einfach respektieren, daß es so ist, daß es Erscheinungen gibt, bei denen eingeübte Erklärungsmuster versagen? Newton hat die Zentripetalkraft, wie er sie nannte, mit einer rein geometrischen Formel erfaßt - d.h. dem Raum zugerechnet - und im übrigen gesagt: "hypotheses non fingo" und sich damit als Wissenschaftler verhalten, der Aussagen zu Unerfahrbaren unterläßt. Was Newton nicht gemacht hatte, obwohl er klar erkannte, daß die Schwere zur Sonne hin nicht von ihrem Zentrum sondern von ihren einzelnen Teilchen ausgeht, ist eine Formel zu finden, die an der Schwerewirkung dieser einzelnen Teilchen ansetzt. Denn es kann ja beim Schwinden der Zentripetalkraft mit dem Quadrat der Entfernung für eine sonnennahe Erscheinung, wie Sternenlicht oder ein Radarsignal, nicht unerheblich sein, ob der Ausgangspunkt des Schwerefeldes 700.000 km weiter entfernt im Zentrum liegt oder nicht, auch wenn, wegen der Schnelligkeit von Licht und Radarsignalen, die Sonne nur wenig Zeit hat, beide von ihrer Bahn abzulenken.
So hat der Planet Mars zwar nur ca. 1/10 der Erdmasse, doch die Schwerebeschleunigung auf seiner Oberfläche ist deshalb keineswegs 1/10, wie in zur Erde vergleichbarer Entfernung von ihm, sondern weit mehr als 1/3. Der Mond hat sogar nur 1/81 der Erdmasse, doch immerhin noch 1/6 von deren Oberflächenbeschleunigung, wovon sich Astronauten schon überzeugen konnten. Wenn wir diese Unterscheidung zwischen Nah- und Fernbereich auch bei der Sonne machen, haben wir wahrscheinlich keine Schwierigkeit, den Winkel der von ihr bewirkten Lichtablenkung ohne Zusatzhypothesen quantitativ zu erklären. Am besten wäre es, die ermittelten Werte einfach zu nehmen, um anhand geeigneter Gleichungen die Massenverteilung in der Sonne zu bestimmen, also echte Forschung zu betreiben, anstatt, wie ein Jurist, immer nur nachweisen zu wollen, daß Einstein oder wer anders Recht hat. Dies ist eine öde, den Geist der Wissenschaft beschädigende Rechthaberei, wie sie seit der von Eddington organisierten Expedition zur Beobachtung einer Sonnenfinsternis üblich geworden ist, eine Zeit nach dem Ende des 1.Weltkriegs, in der Schuldfragen das Denken der Menschen bewegte. Daher bin ich davon überzeugt, daß jede Gravitationsformel, die die räumliche Verteilung einer Masse erfaßt, ein genaueres Resultat liefern wird als die für Planetenbahnen gedacht Newtonsche, welche die ungenaueste aller möglichen ist, ohne daß eine genauere Formel deshalb notwendig schon ein anderes oder gar besseres Gravitationsverständnis beweist.
Ohne einem Rechtfertigungsdruck oder dem Zeitgeist folgen zu wollen, sollten wir uns daher hier rein sachlich auf die mit dem Titel angesprochene Frage konzentrieren, wie wir uns das Verhältnis zwischen der Trägheit und der Schwerewirkung eines Körpers zu denken haben. Hier liefert uns bereits Newton in seinen "Principia" in Definition VIII einen wichtigen Hinweis wenn er schreibt: "Die beschleunigende Kraft soll auf den Ort des Körpers zurückgeführt werden als eine Wirkfähigkeit, die vom Mittelpunkt über die einzelnen Orte in der Umgebung verteilt ist, ...", was man heute die Beschreibung eines permanenten Feldes nennt. Newton hat also keineswegs die träge Masse eines Körpers als die Ursache der zentripetalen Wirkfähigkeit bezeichnet sondern nur den Ort des Körpers als den Ausgangspunkt angesetzt. Ich denke, daß alle jene, die Newton die Annahme von unvermittelten Fernwirkungen unterstellen, hier ihrem eigenen, unabgeklärten Verständnis von der trägen Masse als der Ursache der Schwerewirkung aufsitzen. Doch gilt es einfach zu respektieren, daß - wie ich meine und es in Jena auch dargelegt habe - jedes physikalische Objekt zwei Erscheinungsweisen hat, die einander komplementär sind. Aufgrund einer Auffassung von Ganzheit, die wir schon bei Parmenides finden, habe ich vorgeschlagen, der Mechanik folgendes Theorem hinzuzufügen:
"Jede existierende Sache hat zwei komplementäre Aspekte: ihren eigenen und den des Ganzen. Ihr eigener Aspekt wird bei Einwirkung als Trägheitswiderstand erfahren, der holistische Aspekt zeigt sich als ihr, auf sie gerichteter Anteil an der Gravitation. Als zwei Aspekte einer Sache sind sie einander proportional."
Wir hätten es also mit zwei nicht weiter ableitbaren, in der Physik gar nicht mehr so ungewöhnlichen komplementären Aspekten einer einzigen (ansonst unbekannten) Realität zu tun, nämlich mit ihren passiven Aspekt, der sich bei Wechselwirkung als Trägheit zeigt, und ihren aktiven Aspekt, der als gerichtete Beschleunigung erlitten wird, wobei beide Aspekte zwar miteinander unauflöslich verbunden sind, jedoch der eine nicht die Ursache des anderen ist. Daß beide Aspekte die komplementäre Erscheinung einer einzigen Realität sind, wird bereits durch Newtons, in ihrer tiefen Bedeutung bis heute viel zu wenig bedachten Proportionalitätskonstante G nahegelegt, um die auch Einstein nicht herumkam. Doch verbietet es die komplementäre aber unterschiedliche Natur von Trägheit und Gravitation, ganzheitliche Effekte mit an der Trägheit gewonnen mechanischen Modellen beschreiben zu wollen. Und eine "gekrümmte Raum-Zeit" ist nur eine metaphorische Beschreibung der Folgen von Gravitation, jedoch keine Erklärung ihrer Bedingung, die eine relationistische Physik einfach nicht leisten kann.
Mehr als wir ahnen, haben wir es auch in der Wissenschaft mit unseren in der Wachstumsphase erworbenen Denkmodellen und Erwartungen zu tun, denen wir ganz natürlich folgen, ohne sie zu hinterfragen. Das ist jedoch ein Versäumnis, wenn es wirklich um das Verständnis der Dinge geht. Wollen wir nur zweckgerichtet mit ihnen umgehen, sind Annahmen über sie beliebig - da tun es auch Geister und Kobolde, wenn deren Beschwörung im Rahmen eines geeigneten Kontexts ein erfolgreiches Handeln ermöglicht. Zu glauben, daß erfolgreiches Handeln auch gleich die Richtigkeit des Erklärungsmodells "beweist" ist daher ein Irrtum. Es beweist nur ihre Zweckmäßigkeit an der sich die Evolution schon immer orientiert hat. Doch der menschliche Geist will eigentlich mehr, und das ist das eigentlich Menschliche an ihm, nämlich "Wahrheit", und die muß zu allererst vor dem Forum der Vernunft bestehen. Nur wenn wir der Vernunft folgen, werden wir ein vernünftiges, d.h. rational nachvollziehbares Weltbild gewinnen, um das es uns als Wissenschaftler einzig und allein gehen sollte.
© HILLE 1997
DPG-Frühjahrstagung März 97 Uni München, FV MP 10.10 und GR 13.1
Die Schwerkraft verstehen Weil die Schwerkraft, die uns am Boden hält, wie selbstverständlich da ist, machen wir uns nur wenig Gedanken über sie. In der Antike verstand man das scheinbare Kreisen der Gestirne um die Erde als Ausdruck der Liebe zwischen ihr und dem Himmel. Aristoteles sagte, Körper wären schwer, weil sie nach ihrem natürlichen Ort hin streben. Physiker der Neuzeit sahen darin eine Scheinerklärung. Ich komme noch darauf zurück. In der Neuzeit hat sich Newton über die Schwerkraft viele Gedanken gemacht, musste jedoch einsehen, dass sie mit den ihm bekannten Mitteln der Physik nicht erklärbar war, obwohl gerade er sie berechenbar gemacht hatte. Sein berühmter Ausspruch "hypotheses non fingo" (Hypothesen denke ich mir nicht aus), bringt seinen Respekt vor der Besonderheit des Schwerkraftphänomens zum Ausdruck. Descartes und viele andere Physiker ließen bis heute dieses Feingefühl vermissen und theoretisierten einfach drauflos. Sie versuchen die Schwerkraft mit Gewalt durch ein im Raum verteiltes Medium, das auf die Himmelskörper Druck ausüben würde, rein mechanisch "zu erklären". Das Problem ist jedoch, dass die Himmelsbewegungen durch dieses quasimaterielle Medium abgebremst würden - was man aber nicht feststellen konnte. Für Einstein war daher die Schwerkraft gleich eine Wirkung des Raumes selbst, der durch seine Krümmung Körper wie einen Rennbob im Eiskanal lenken würde, was aber eben doch auch wieder letztlich eine mechanische Vorstellung ist. Dabei ist schon Newtons Schwerkraftgleichung eine rein räumliche, die besagt, dass die Schwerkraft um einen Körper herum sich gleichmäßig im Raum verteilt, denn das ist es, was wir einzig feststellen können. Niemand ist bisher einem quasimateriellen gekrümmten Raum begegnet. Immer können wir nur (durch Schwerkraft) gekrümmte Bahnen von Materie und Licht erfahren. Diese "erklären" jedoch nicht die Schwerkraft - sondern sind ihre Folgen, die Einstein mit seinen von Körpern erzeugten "Dellen der Raumzeit" bildlich beschrieb, an deren Grund jedoch die sie erzeugende Newtonsche Schwerkraft sitzen müsste, welche bestimmt, was senkrecht ist.
Erst die Quantenphysik hat mit dem Verschränkungsphänomen einen Weg gewiesen, um uns dem Geheimnis der Schwerkraft doch noch nähern zu können. Quanten werden vor allem bei ihrer gemeinsamen Emission aus einer Quelle verschränkt, was sie anschließend auch über beliebige Entfernungen hinweg gemeinsam und momentan reagieren lässt. Sie sind und bleiben entgegen dem Augenschein EIN Ganzes, unabhängig von Raum und Zeit, so wie auch Newtons Gravitationsgleichung ohne Zeitfaktor ist und uns somit schon einen wichtigen Hinweis auf die Eigen-Art der Schwerkraft gibt.
Da es vernünftig ist, unseren Kosmos als aus einem gemeinsamen "Urknall" entstanden anzusehen, denn einzig er erklärt die Existenz der kosmischen Fliehkraft, halte ich es auch für vernünftig die Schwerkraft ebenfalls durch dieses Ereignis begründet zu verstehen. Die Verschränkung durch den "Urknall" hat bewirkt, dass alle Teile des Kosmos EIN GANZES sind, weshalb sie zueinander hinstreben, woran sie jedoch im Großen durch die zur gleichen Zeit entstandene kosmische Fliehkraft gehindert werden, während sie "im Kleinen" damit durchaus Erfolg hatten, wie die Existenz kugelförmiger Himmelskörper, aber auch die von Planetensystemen und Galaxien beweist. Der Kosmos ist ein getreues Abbild dieser beiden gemeinsam entstandenen Kräfte und der größtmögliche Beweis überhaupt, den es je für eine These geben kann, die noch dazu ohne Hilfsannahmen auskommt*. Das gern bemühte Gegenargument, sich in seinem biederen Hauverstand das nichtmechanische Wirken von Schwerkraft und Verschränkung "nicht vorstellen zu können" und es deshalb in Frage zu stellen, beweist neben fehlender Lernfähigkeit doch vor allem, dass die Natur alle Denkbarkeit übersteigt, was man mit Newton endlich akzeptieren sollte. Das gehört eben auch zum Natur- und zum Selbstverständnis! Aristoteles hatte jedoch so unrecht nicht mit der Aussage, dass beim Fallen Körper nach ihrem natürlichen Ort hin streben, denn mit allen anderen Körpern sich vereinen zu wollen, ist ihnen ganz natürlich. Und diese "Liebe" zu allen könnte durchaus auch uns Menschen ein Vorbild sein: ohne Liebe unter den Menschen und ohne bedingungslose Liebe zur Natur werden wir hier auf Dauer keine Heimstatt haben.
© HILLE 2011
*gewissermaßen ein Nachhhall der Tagung ist der neue Titel vom Juni 2011 "Gravitation und Quantenphysik" auf (I/B5)Philosophische Sentenz des Monats März 2011 auf www.museumsart.de.
Zum Vortrag gibt es keinen Kurztext, da er als frisch geschriebener Kolumnenbeitrag im Rahmen meiner Anmeldung "Physik in Literaturform" (s. Kurztext) passend zum FV GR von mir als 3. Text eingeschoben wurde, gewissermaßen als mein Vermächtnis für den Verband, vor dem ich seit 1995 insgesamt fünfmal vorgetragen habe. (s. Publikat./Vorträge/DPG-Tagungsbeiträge)
Zur großen Bedeutung der Schwerkraft habe ich noch für www.museumsart.de die Sentenz für November 2016 "Lob der Schwerkraft" geschrieben, nachzulesen auf Datei (I/C9).
DPG-Frühjahrstagung März/April 2011 Karlsruher Institut für Technologie KIT, FV GR 17.2
Nachträge und Anmerkungen zum Thema Gravitation1. Die offene Frage der Gravitation
2. Können wissenschaftl. Theorien anhand ihrer "Schönheit" beurteilt werden?
3. Besagen 1,3 sec Differenz eines Funksignals etwas über die Gravitation?
4. "Teleskop misst Geschwindigkeit der Schwerkraft"1. Die offene Frage der Gravitation
Das Gravitationsfeld gehört zur Materie, die dadurch sowohl durch ihre sichtbare Erscheinung auf andere sichtbare Erscheinungen einwirkt, als auch durch das ihr zugehörige Feld. Es ist also immer die Materie, die wirkt (und nicht der "Raum") - doch in dem einem Fall ist sie optisch mit Hilfe des Lichts wahrnehmbar, im anderen nicht - doch körperlich wird sie in beiden Fällen gleich wahrgenommen! Das angebliche "Problem" der Trägheit und Schwere ist also eines der optischen Wahrnehmung, aber kein Problem der Physik, zu dem wir eine "Lösung" von Einstein benötigen würden - sobald wir das Wesen der Schwere richtig verstanden und akzeptiert haben. Aber es bleibt die Frage, ob auch Felder aufeinander einwirken und damit jene geringfügigen Spezialeffekte verursachen, mit denen Einstein sich befasste, in der Hoffnung, Newtons realistische Sicht der Natur widerlegen zu können. Aber sie würde bestenfalls erweitert. Die Frage, ob auch Felder aufeinander wirken, hatte Einstein noch gar nicht gestellt. In seinem Bestreben, geistige Größen zu materialisieren, hatte er es schon als Fortschritt angesehen, den Raum zu einem physikalischen Gegenstand gemacht zu haben, der Wirkungen nicht nur ausübt, wie er Newtons absoluten Raum fälschlich unterstellte, sondern auch erleidet. Im übrigen war auch bei Newton die Beschreibung der Gravitation schon eine räumliche.
2. Können wissenschaftliche Theorien anhand ihrer "Schönheit" beurteilt werden?
Der amerikanische Physiker und Nobelpreisträger Steven Weinberg plädiert in seinem Buch "Dreams of a Final Theory" dafür, wissenschaftliche Theorien anhand ihrer "Schönheit" zu beurteilen, besonders nach der "Eleganz" ihrer mathematischen Gleichungen. In einer 1997 veröffentlichten Besprechung seines Buches habe ich zuersteinmal eingeräumt, dass der Schönheitssinn als die Summe unserer Erfahrungen natürlich für ein erstes Urteil geeignet ist. Aber der Schönheitssinn unterliegt auch dem Zeitgeist, wie wir alle aus der Mode, der Architektur und somit auch aus der Kunst wissen. Und da es Weinberg um "a Final Theory", also eine endgültige Theorie geht, darf sie eben gerade nicht von einem Zeitgeist abhängig sein. Newtons Gravitationsgleichung, nach der die Schwerkraft eines Körpers mit dem glatten Quadrat der Entfernung abnimmt (und nicht mit irgendeinem Bruchteil), ist eben nicht wegen dieser Einfachheit, sprich "Eleganz" seiner Gleichung gültig, sondern weil sie die einzige nichtwillkürliche Annahme ist, dass sich die Schwerkraft eines Körpers gleichmäßig im Raum verteilt, was eben das Quadrat der Entfernung wiedergibt - was es zu verstehen gilt!
als Kolumne verfasst und am 15.02.2003 veröffentlicht auf www.museumsart.de - s. auch die Buchbesprechung (I/A10)3. Besagen 1,3 sec Differenz eines Funksignals etwas über die Gravitation?
In FOCUS 1/2003 wird, wie an anderer Stelle auch schon, von einem Gravitationsmysterium berichtet, das John Anderson als Forscher am Jet Propulsion Laboratory der US-Weltraumbehörde NASA in Pasadena/Kalifornien seit mehr als zwei Jahrzehnten bewegt. Er hatte Radiosignale der Anfang der 70er-Jahre gestarteten Raumsonden Pioneer 10 und 11 analysiert. "Dabei bemerkte er eine rätselhafte Anomalie: Pioneer 10 war nicht dort, wo er theoretischen Bahnberechnungen zufolge sein sollte - es schien, als habe eine unbekannte Kraft den Flugkörper abgebremst. Bei Pioneer 11 fanden Nasa-Experten den gleichen Effekt, bis der Kontakt 1995 verloren ging. Später zeigte er sich auch bei der Sonnenforschungssonde Ulysses." Der Bremseffekt war jedoch winzig: weniger als ein Zehnmilliardstel der Erdanziehungskraft, wodurch sich eine Entfernungsdifferenz von 400.000 km ergeben hätte, also ca. 1,3 sec wäre das Signal bei 12,266277 Milliarden Kilometer Strecke hier eher angekommen, was nun wirklich nicht aufregend ist. In einer im September 2002 veröffentlichten Studie ziehen Experten daraus trotzdem die Schlußfolgerung: "Erweist sich der Effekt weiterhin als real, könnte er mit kosmologischen Größen zusammenhängen." Bevor man nun, wie geschehen, an die entschleunigende Wirkung einer im Sonnensystem vorhandenen dunklen Materie denkt (doch dunkle Materie wäre dann sicher auch außerhalb des Sonnensystems und würde von dort aus anziehend wirken) oder an eine Änderung der Schwerkraftwirkung "tief im All" (die sich jedoch auch schon bei den äußeren Planeten des Sonnensystems zeigen müsste), wäre zu fragen, ob denn die Experten die Beschleunigung der Signale insbesondere durch die Sonnen- und Erdmasse berücksichtigt und die gravitative Wirkung der von der Sonne ausgehenden Teilchen- und Lichtströme in Ansatz gebracht haben, auch wenn sie vielleicht nicht selbst an eine gravitative Wirkung der Energie und auf dieselbe glauben, sondern sie immer nur mit der nichtstrahlenden Materie, ob sichtbar oder "dunkel" in Zusammenhang bringen, was ich für einen groben Fehler halte würde. So aber habe ich den Eindruck, dass man lieber auf die unbekannte "dunkle Materie" als Nothelfer ausweicht, die sich aber schon längst durch Verdunkelungen von Sonnen- (Mond-, Planeten-) und Sternenlicht bemerkbar gemacht hätte, während man das jedermann sichtbare Licht und die hinreichend bekannten Teilchenströme von der Sonne nicht in Ansatz bringt. Insgesamt jedoch trägt der Aufsatz neuere Überlegungen zur Gravitation vor, die ihre "Kraft aus dem Quantenschaum" schöpfen würde, und erwähnt am Schluss den Satelliten "Hyper", den die europäische Raumfahrtagentur um 2010 ins All schießen möchte, um mit "höchstempfindlichen Messgeräten" festzustellen, ob es den Quantenschaum wirklich gibt. Auch wenn der Autor sich von der relativistischen Terminologie noch nicht gelöst hat und nur von "einer weiteren Modifikation der Theorie" spricht, so scheint doch endlich Bewegung in die Gravitationsforschung zu kommen, weg von der penetranten Absicht, immer nur beweisen zu wollen, das Einstein Recht hat. Doch noch soviele Feinmessungen werden uns nicht von der Aufgabe entbinden, das Wesen der Gravitation, vor allem ihre Universalität neu zu bedenken. Die Frage zu wagen "Haben wir überhaupt eine richtige Vorstellung vom Wesen der Gravitation?", wie sie im Artikel steht, ist da schon ein Fortschritt, auch wenn der Aufsatz bestenfalls Ansätze bietet.4. "Teleskop misst Geschwindigkeit der Schwerkraft"
In einer dpa-Meldung vom 08.01.2003 (Fundstelle WEB.de) heißt es, US-Astronomen hätten "erstmals die Geschwindigkeit gemessen, mit der sich die Schwerkraft ausbreitet. Dieses Tempo entspreche der Lichtgeschwindigkeit, berichtet Ed Fomalont vom US-Radioastronomie-Observatorium in Charlottesville (US-Staat Virginia)..." Dabei ging es um eine "weit entfernte, stark strahlende kosmische Radioquelle, einem so genannten Quasar, an dessen Strahlung der Planet Jupiter vorüberzog, wodurch er ihren Weg "ein klein wenig krümmte". Hier riecht man doch gleich den Braten: Die Unfehlbarkeit des Genies "Einstein", mit seiner Fixierung auf die Lichtgeschwindigkeit, soll wiedereinmal als "glänzend bestätigt" hingestellt werden. Dazu gehört, dass - wie immer - gleich die Begriffe nicht stimmen, ist doch die RT Ausdruck einer allgemeinen Konfusion. Die Schwerkraft breitet sich nämlich überhaupt nicht aus, ist sie doch schon seit dem sog. Urknall am Ort ihrer Wirkung. Nur die zugehörige Materie als deren Zentren breitet sich aus oder ballt sich zusammen, wodurch sich Felder verlagern und sich die Feldstärken im freien Raum ändern, bei Erhalt der Gesamtgravitation. Im untersuchten Fall breitete sich die elektromagnetische Strahlung der kosmischen Radioquelle aus, weshalb sie das auch mit Lichtgeschwindigkeit tut. Die Frage bei den Feldstärken im freien Raum ist, wie schnell sich außergewöhnliche Änderungen durch explosionsartige Verlagerungen großer Mengen von Materie, z.B. durch eine Supernova, im Schwerefeld fortpflanzen, "Gravitationswelle" genannt. Eine solche war aber gar nicht der Gegenstand der Messung, weshalb sie zur Klärung dieser offenen Frage auch nichts beitragen kann (s. hierzu die folgenden "Gedanken zum Nachweis von Gravitationswellen"). Trotzdem wird die Falschinterpretation sicher in Medien Verbreitung finden, die nicht versäumen werden, ihren Helden Einstein gebührend zu feiern, begnügt man sich doch schon seit den Anfängen der RT mit dem Anschein der Richtigkeit, der leicht bereits durch eine falsche Wortwahl erzeugt werden kann (s. auch unten den Nachtrag zu "Im Niemandsland der Messung und die Sprachspiele der Relativisten"). Wenn schon studierte Astronomen von der Fragestellung nichts verstehen oder verstehen wollen, dann kann ein solches Verständnis auch nicht von Redakteuren und anderen Laien erwartet werden, die in einem sonst nicht sehr erfreulichen politischen Umfeld einfach Freude an schönen Meldungen haben, selbst wenn sie zu schön sind, um wahr zu sein.
Gedanken zum Nachweis von Gravitationswellen
"Gravitationswellen" kann es schon deshalb nicht geben,
weil ohne ein Medium, also nach Aufgabe des "Äthers",
schlicht und ergreifend nichts da ist, was "Wellen" schlagen kann.
Norbert DerksenAnmerkung zum Gravitationswellendedektor GEO 600
Das Niemandsland der Messung und die Sprachspiele der Relativisten
Erwartungen contra FaktenAnmerkung zum Gravitationswellendedektor GEO 600
Die Idee der Gravitationswellen kann für den Bereich der Erfahrung wohl kaum relevant sein, wenn es in Anbetracht des heute beobachtbaren riesigen Universums bisher nur gelungen ist, sie einzig anhand von Radiosignalen zweier, 1974 entdeckter, sich umkreisender ferner Pulsare (Neutronensterne in schneller Drehung) als wirksam zu deuten, während Newton seine Gedanken zur Gravitation anhand irdischer Phänomene und der Planetenbewegung ohne großen Aufwand ausreichend falsifizieren konnte. Cavendish ermittelte dann später als erster noch die Größe der Gravitationskonstante. Die über Jahre hinweg beobachtete Verkürzung der Umlaufperiode der beiden Pulsare wird, angeblich nach Einstein, durch einen Energieverlust infolge Abstrahlung von Gravitationswellen "erklärt", was m.E. jedoch nichts klärt, denn es bleibt unverständlich, wie durch das Schwinden ihrer Energie ihre gegenseitige Anziehung zunehmen(!) kann, so daß es am Ende zu einem Crash kommt. Dann müßte nach einem völligen Verschwinden der Energie die Anziehung wohl am größten sein? Was verursacht dann aber das Gravitationsphänomen in Einsteinscher Sicht?* Wenn es überhaupt durch Abstrahlung von Energie durch die anziehende Masse ausgelöst würde, dann dürfte es, bei einer signifikanten Rate, dem hohen Alter des Universums und den Umstand, daß es im Universum keinen unbeschleunigten Körper gibt, eigentlich schon gar keine Himmels- und sonstige Körper mehr geben und das Universum müßte heute ein Meer von Gravitationsenergie ohne zugehörige Masse/Materie sein, was doch offensichtlich nicht stimmt, ganz abgesehen davon, daß Feld und Masse zwei Seiten einer einzigen Realität sind, ausgedrückt durch die Gravitationskonstante. Ist es denn nicht möglich, vernünftige, logisch und sachlich nachvollziehbare Aussagen in Verbindung mit der Allgemeinen Relativitätstheorie zu machen? In Newtonscher Sicht ist die Zentripetalkraft eine der sichtbaren Materie ständig zugehörige und konstante Größe und eine Gravitationswelle lediglich die markante Veränderung der Zentripetalkraft am Ort eines Probekörpers infolge der plötzlichen Verlagerung einer ihn beeinflussenden Quelle.
*Nachtrag: Bei der DPG-Tagung in Berlin im März 2005 wurde im Fachverband "Gravitation und Relativitätstheorie" eine berechtigte Verständnisfrage eines jungen Zuhörers an den Vortragenden zum Annähern der beiden Pulsare trotz des Schwindens der Energie sofort vom schon finster blickenden Moderator mit dem Hinweis abgewürgt, dass sich das Schwinden der Energie aus Einsteins Gleichungen ergibt und dass alles ganz genau "bewiesen" wäre - basta! Hier in Heilbronn und wahrscheinlich ebenso bundesweit wird auf Plakaten zum Einsteinjahr mit Einsteins Ausspruch geworben, dass es wichtig wäre, nicht mit Fragen aufzuhören - aber wehe einer wagt etablierte Physiker etwas zu fragen, über dass sie selbst nachdenken müssten! So tritt unvermeidlich die theoretische Physik auf der Stelle, und das seit Jahrzehnten. (Nachtrag vom 19.03.05)Nach Newtons Formel schwindet mit dem Verlust von Masse mit dieser die Anziehungskraft eines Objekts. Da die Sonne ständig Masse durch Teilchenstrom und Strahlung verliert, müßte sich ihre Anziehungskraft ständig verringern, d.h. der Bahnradius und damit die Umlaufdauer, vor allem der sonnennahen Planeten, müßte unablässig geringfügig zunehmen und sich im Laufe der Jahre leicht zu einer meßbaren Größe addieren, vergleichbar der Periheldrehung des Merkur oder überhaupt als diese. Warum mißt man nicht diesen Effekt? Warum baut man für 10 Millionen Mark bei Hannover einen Gravitationswellendedektor GEO 600 mit zwei 600 m genau gleichlangen, im rechten Winkel zueinander stehenden Meßstrecken nach dem Muster von Michelsons Interferometer, in die aufgespaltete Lichtstrahlen geschickt und am Ende reflektiert werden, die bei Verkürzung oder Verlängerung einer Meßstrecke zwangsweise interferieren (nähere Angaben zum Interferometer im Text (I/B11) über das Michelson-Eperiment), wobei die von einer Gravitationswelle verursachte Längenänderung einer Strecke so gering ist, daß sich "auch im günstigsten Fall der Abstand von der Erde zur Sonne nur um den Durchmesser eines Atoms verändert" (Prof. Karsten Danzmann, Leiter des Projekts)? Daher ist Danzmann sich nicht sicher, ob seine "Billigstausführung" das leisten kann, was erwartet wird. Für zwei Anlagen in den USA werden deshalb 365 Millionen US-Dollar angesetzt und im Jahre 2011 möchte man für über eine Milliarde US-Dollar gar drei Satelliten die Sonne umkreisen lassen, die den Gravitationswellendedektor LISA (Laser Interferometer Space Antenna) mit fünf Millionen Kilometer Seitenlänge bilden sollen (die Entfernung Erde - Sonne beträgt rd. 150 Millionen Kilometer). Hoffentlich wackelt dann wenigstens hier ein einzelnes Atom und jemand schaut gerade hin ohne zu blinzeln - eine ganz sicher im Bereich der Meßtoleranz liegende strittige Längendifferenz, die Einsteins Genie dann angeblich wiedereinmal "glänzend beweisen" würde. Den Technikern und Forschern sei ja ihre Arbeit und die Herausforderung gegönnt - doch ist das nicht "ironische Wissenschaft" pur, die hauptsächlich der Selbstbeschäftigung und Selbstbestätigung der beteiligten Wissenschaftler dient?* Wenn die aus der Sonnenaktivität, z.B. aus Protuberanzen kommenden solaren Einflüsse auf das Gravitationsfeld nicht überhaupt überwiegen, wird man es viel eher mit einem aus allen Richtungen kommenden ständigen "Rauschen" zu tun haben, aus dem die erwarteten Signale durch die Kunst von Interpreten erst herausgehört, besser wohl: hineingehört werden müssen. Oder geht es in Wahrheit viel eher um die Suche von Spuren geheimer Atomwaffentests, nicht nur von "Schurkenstaaten", und/oder um die Beobachtung von Aktivitäten Außerirdischer oder Ähnliches, worüber man nicht gern spricht? Einsteins Thesen, die sowieso keiner durchschaut, oder welche dafür ausgegeben werden, dienen ja oft als Alibi oder Vorwand. Oder man beschäftigt die Wissenschaftler fremder Staaten, vor allem die des "alten Europas" (Europas klingt sowieso wie "unsre Opas"), mit teuren Scheinproblemen, während man selbst in geheimen Labors ernstliche Wissenschaft betreibt, um die eigene Überlegenheit und Herrschaft zu sichern. Andererseits aber wäre natürlich jeder Dollar und jeder Euro gut angelegt, der hilft, die Unsinnigkeit und Irrelevanz relativistischer Thesen auch für jene erkenntlich zu machen, für die Vernunftargumente nicht zählen.
Alle Projektangaben aus "MaxPlanckForschung, Das Wissenschaftsmagazin der Max-Planck-Gesellschaft" Heft 3/1999; Kosten und Starttermin für LISA gemäß "Physik Journal" vom Oktober 2002 S.11
*Zitat dazu aus einer Rede Max Plancks im Vorfeld der Hitler-Diktatur, 17. Februar 1933 vor dem VDI in Berlin, auf das Arbeitslosenproblem auch in der Wissenschaft in der Abenddämmerung der Weimarer Republik anspielend: "...dabei kommt es, wie wir gesehen haben, nicht immer allein auf die Frage an, ob eine Idee wahr oder falsch ist, ja ob sie überhaupt einen deutlich angebbaren Sinn besitzt, sondern vielmehr darauf, daß sie fruchtbare Arbeit erzeugt. Denn die Arbeit ist, wie auf allen Gebieten der Kulturentwicklung, so auch auf dem der Wissenschaft, das einzige untrügliche Kriterium für die Gesundheit und den Erfolg, sowohl im Leben des einzelnen als auch in dem der Gesamtheit." Quelle: "Wege zur physikalischen Erkenntnis" - Reden und Vorträge von Max Planck. Leipzig: Hirzel, 1944. S. 257Nachtrag: Wenn überhaupt eine Gravitationswelle eine Meßstrecke verkürzen kann, quasi als eine Verstauchung der Raum-Zeit, dann müßte sie m.E. den Weg, den das Licht in ihr zurücklegt, ebenfalls verkürzen, so daß sich die Verkürzungen neutralisieren würden und es zu keiner Interferenz mit dem senkrecht dazu ausgesandten Lichtstrahl kommen kann. Von solchen naheliegenden gerade raum-zeitlichen Bedenken liest man jedoch nichts, dabei war es gerade der postulierte kompensatorische Effekt der Raum-Zeit im Michelson-Experiment, dessen Messanordnung GEO 600, LISA und weitere "Detektoren" übernommen haben, den Lorentz und Einstein zur Grundlage ihrer Thesen machten, weil sie die tatsächliche Nullmessung nicht akzeptieren wollten und sie deshalb als eine durch die Raum-Zeit verhinderte positive Messung interpretierten! Das war ein am Marxismus geschultes dialektisches Kunststückchen wie alle ihm folgenden, nur dass man es jetzt wohl selber nicht mehr durchschaut, denn kommt es zu einem Wackler müsste man sich fragen: ist Einstein nun bestätigt oder widerlegt? Aber bei einer erneuten Nullmessung wird man sich seiner bestimmt erinnern und man wird wieder mit der selben Ausrede kommen. Aber wenn ernsthafte Physiker wenigstens noch einen Funken Selbstachtung haben und ihn sich erhalten wollen, sollten sie diesem unwürdigen Jahrhundert-Spielchen mit seinen immer neuen Ausreden, Manipulationen und dreisten Lügen das verdiente Ende bereiten - s. Datei (I/B16) "Ausreden ohne Ende?".
Das Niemandsland der Messung und die Sprachspiele der Relativisten
Das Nachrichtenmagazin FOCUS bringt in Heft Nr. 23 vom Juni 2001 ebenfalls einen Bericht über die bevorstehende Suche nach Gravitationswellen unter der maximalen Versprechung "Signale vom Anfang des Universums" und stellt dabei das Observatorium LIGO (Laser Interferometer Gravitational-Wave Observatory) in Livingstone im Süden der USA mit seinen beiden vier Kilometer langen Meßarmen vor, das 2002 in Probebetrieb gehen soll. Im US-Staat Washington erhält die Livingstone-Anlage einen Zwilling. Auch Italien startet 2002 ein Projekt namens VIRGO in der Nähe von Pisa mit drei Kilometer langen Armen. Laut FOCUS würde die Längenänderung der Meßstrecke durch ein Ereignis "ein Milliardstel Milliardstelzentimeter (10-18cm), nur Bruchteile eines Atomdurchmessers also" betragen und ist somit näherungsweise null.* Das sind aber immer die Größenordnungen in denen sich entscheiden würde, "ob Einstein Recht hat" - eine Art angewandter Physik im Niemandsland der Messung. Da werden zur notwendig weltweiten Phantomsuche Hunderte von Millionen Dollar aufgewendet, obwohl man hinterher streiten kann, ob es sich nicht doch nur um Störungen, z.B. durch eine vorbeifliegende Hummel, und/oder um Meßtoleranzen handelt. Selbst wenn also an Einsteins Theorie oder deren Deutung nichts auszusetzen wäre, ist in Anbetracht des nötigen Aufwands ihre Bedeutung - entsprechend dem prognostizierten Meßergebnis - "näherungsweise null". Ich denke, der Wert einer Theorie über das Universum ist allein dadurch bestimmbar, wie gut die Theorie das Universum im Ganzen und in allen seinen Teilen verständlich machen kann, beginnend mit der Erklärung, wie es zur Bildung kugelförmiger Himmelskörper kommt, die ja immer Voraussetzung dafür sind, daß es die "Dellen in der Raum-Zeit" überhaupt gibt, mit denen die Relativisten argumentieren. Einzelne obskure Effekte in der Tiefe des Alls oder unter großem Aufwand registrierte winzigste Längenänderungen oder Präzessions-Effekte von Kreiselebenen, die mit viel guten Willen im Sinne Einsteins gedeutet werden sollen (über den inzwischen negativen Ausgang dieses Versuchs s. ebenfalls Datei (I/B16), sind dagegen für mich Belege der fehlenden Signifikanz seiner Theorie, während die Messung der Lichtgeschwindigkeit reichlich vorhandener und handfest rot- und blauverschobener kosmischer Quellen dem ganzen relativistischen Spuk wahrscheinlich ein jähes Ende bereiten würde, ist der Dopplereffekt doch Ausweis ihrer Relativgeschwindigkeit, weshalb man solche Messungen wohlweislich unterläßt. Und wenn die Ablenkung elektromagnetischer Strahlung am Sonnenrand eher den Einsteinschen Wert bestätigt als den Newtonschen, wie u.a. im Physik Journal Mai 2004 pünktlich zum Einsteinjahr mit Genugtuung gemeldet wird, obwohl inzwischen bekannt ist, dass Eddington die Fotoplatten, die eher den Newtonschen Wert zeigten wegen "Unbrauchbarkeit" ausgesondert hatte (s. Anhang 1 an (I/B7a) "Wie man zu 'Beweisen' kommt), so wird eben dabei verschwiegen, daß Newton seine Gravitations-Gleichung nicht für diesen Fall, sondern zur Berechnung der Planetenbahnen aufgestellt hatte, wozu er in höchster aber dabei zulässiger Vereinfachung den Sitz der Schwerkraft eines Himmelskörpers in dessen Zentrum verlegte, während für den hier untersuchten Fall der Schwerpunkt eher auf halben Weg zwischen Zentrum und Oberfläche liegen dürfte, wodurch sich auf der Oberfläche der Sonne und in ihrer Nähe größere Potentialwerte ergeben. Ich finde es erbärmlich, dass dieser Umstand immer noch nicht gewürdigt und berücksichtigt wird. Erst dann ließe sich beurteilen, wer denn nun "Recht" hat oder ob überhaupt eine Differenz vorliegt, wobei diese ganze Rechthaberei sowieso den Geist des Sektierertums atmet.
*Im Dezemberheft von 2007 meldet das Physik Journal, dass jetzt bei GEO600 mit einer relativen Genauigkeit von 10-23 gemessen werden könnte und "für die nächste Stufe des LIGO-Projekts (Advanced LIGO) arbeiten die Wissenschaftler bereits an einem Lasersystem ...dass die Messungen im Vergleich zu heute damit um den Faktor zehn empfindlicher machen wird." Damit kann man dann auch das Nichts ausmessen. Der Irrsinn hat eben Methode.Im Fall der Gravitationswellen handelt es sich um einen ganz selbstverständlichen "Effekt", der bereits nach dem Newtonsche Gravitationsverständnis zu erwarten wäre, weshalb ja immer der Newtonsche Wert und der Einsteinsche gegeneinander ausgespielt werden, auch wenn Newton keinen Zeitfaktor kannte. Die Welle trifft dann eben momentan ein, denn was sie mit der Geschwindigkeit des Lichtes zu tun haben soll, bleibt sowieso unerfindlich. Man kann ja auch nicht aus der Geschwindigkeit von Flöhen auf die von Kängurus schließen, obwohl beide große Sprünge machen. Vor Einstein hatte sich jedoch niemand Gedanken über diese Frage gemacht, weil Ereignisse wie Supernovae, die eine quasi schlagartige Veränderungen der Feldstärke auslösen, deren Fortpflanzung als "Gravitationswelle" beschrieben werden könnte, so gut wie unbekannt waren. Aber diese Umstände interessieren natürlich niemand, so auch die FOCUS-Redaktion nicht, weil es ja nicht um Forschung schlechthin geht, sondern - wie vor Gericht oder bei einer Bibelauslegung - nur darum, zu beweisen daß Einstein Recht hat, was offensichtlich nötig ist. Und da ist es nur konsequent, Isaac Newton und andere Vordenker mit keinem Wort zu erwähnen, jedoch zum zigstenmal sofort ein Bild des einzigartigen Albert zu zeigen und seine Hypothese schon jetzt als "glänzend bestätigt" zu bezeichnen, obgleich die Suche nach den Gravitationswellen ja erst nächstes Jahren beginnen soll!!! Irre! Um jedoch gleichzeitig die Einstein umgebende Aura des Mystischen zu wahren, werden banale Gravitationswellen als "geheimnisvoll" (zweimal und fettgedruckt) und als "eines der rätselhaftesten Phänomene des Kosmos" vorgestellt. Und was ist ein "Phänomen", das noch niemand zu Gesicht bekommen hat und das bislang nur in den Köpfen theoretischer Physiker existiert? Was bringt erwachsene und studierte Menschen dazu, beim Auftauchen des Namens "Einstein" sofort den kritischen Verstand zu verlieren? Warum ist das immer so, daß - sobald es um Einsteins RT geht - gleich die Begriffe nicht mehr stimmen und völlig sinnlos argumentiert wird, als hätte man soeben einen Hirnschlag erlitten und ist geistig nicht mehr der Herr seiner selbst? Man ist es ja auch nicht, sonst würde man nicht so grundverkehrt argumentieren (s. hierzu auch den nachfolgenden Text "Erwartungen contra Fakten").
zurück | weiter | zurück zum Seitenanfang |