Meine These - die keiner Begründung bedarf - ist, daß das Subjekt prinzipiell von den Objekten nichts weiß. Lebendige Wesen haben jedoch in der Phylo- und Ontogenese gelernt, durch "Versuch und Irrtum" mit Objekten umzugehen und ihre Nützlichkeit zu bewerten. Die Ergebnisse dieses Umgangs "weiß" es dann. Die Welt, mit der wir umgehen, ist daher immer eine bewertete (Evaluierter Realismus). Der durch die Evolution selektierte kognitive Apparat legt dabei den Dingen spontan Eigenschaften zu, bevorzugt in Analogie zum eigenen, lebendigen System, und stellt sie in Ordnungen, z. B. des Raumes und der Zeit, mit deren Hilfe er mit den Objekten seines Umgangs überlebensdienlich interagieren kann. Unser Wissen ist daher nicht objektiv wahr, sondern auf unser Handeln bezogen und bezieht seine Wahrheiten aus den Erfolg von Handlungen. Das ist auch in der Wissenschaft nichts anders! Auch die sog. "Verifizierung" einer Theorie durch Experimente beweist lediglich, daß sie brauchbar ist. Theorien können sich daher immer nur als brauchbar, eingeschränkt brauchbar, unbrauchbar oder schädlich erweisen. Wahr ist im Handlungszusammenhang was sich bewährt, was sicher nicht die schlechteste und meist auch ausreichende Art von Wahrheit ist, solange man sich ihres Pragmatismus bewußt bleibt. - Die Überzeugung von der Wahrheit einer Aussage dagegen, beruht auf der Konvergenz der beiden Hirnhälften. Die "Übereinstimmung" zwischen Tatsache und Aussage erscheint dann hergestellt, wenn wir das Gefühl haben, daß der explizite Ausdruck durch die linke Hälfte dem impliziten Wissen der rechten Hälfte entspricht, was sich als "Evidenz" zu erkennen gibt. Descartes: "Somit darf ich als allgemeine Regel festsetzen, daß alles wahr ist, was ich ganz klar und deutlich erfasse." Es werden die Grundzüge einer zur Neurophilosophie gehörenden erkenntniskritischen Theorie vorgestellt.
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