Anhang 2 zu (I/B7a): Was heißt "beobachten?"

Buchbesprechung  "Ich bin ein ganz isolierter Mensch..."
Einstein als Autist

Jürgen Neffe/Einstein. Eine Biographie
Rowohlt 2005, 496 Seiten, € 22,90
- inzwischen auch als rororo für € 9,95


Buchauszüge und Kommentare


Es geht gleich irre los
Die vom Rowohltverlag 2005 auf seiner Internetseite www.rowohlt.de genannte und von Medien übernommene falsche Seitenzahl von 352 statt 496 Seiten (über 40% Differenz!) war lange unkorrigiert (inzwischen - 2008 - richtig gestellt), obgleich ich den Verlag mehrmals darauf hingewiesen hatte. Wenn es in der Öffentlichkeit um Einstein geht, stimmen also nicht nur gleich die Begriffe nicht, sondern auch nicht die Zahlen. Zudem hatte ich das Buch im Internet vorbestellt und im Januar 2005 für € 19,90 erworben, was mir der Verlag auch nicht glauben wollte. Ich müsste es gebraucht gekauft haben, obwohl das Buch gerade erst erschienen war! Schon beim bloßen Namen Einstein sind die Leute immer gleich voll verwirrt, selbst wenn es nur um ein Buch mit seinem Namen oder gar nur um einen Hund gleichen Namens geht - s. die Heilbronner Einstein News auf der Autorenseite. Letztlich hat der ganze Einsteinkult mit seinen Missverständnissen seine Wurzel in Einsteins unerkanntem Autismus, den Neffes Buch eher unfreiwillig belegt. Jemand zu "verstehen" heißt im tieferenen Sinne nicht nur zu verstehen was er meint, sondern auch zu verstehen, warum er gerade diese Meinung vertritt. Dann versteht man ihn wirklich. Um das muss es in einer Rezension doch gehen.

D i e  T h e m e n
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"Der größere wichtigere Teil seines Lebens spielte sich unbewußt ab
und zwar im wahrsten Sinne des Wortes unzugänglich für andere wie für ihn selbst.
Absicht dürfe ihm dabei aber nicht unterstellt werden,
war er doch im strengsten Sinne des Wortes:
unzurechnungsfähig, unverantwortlich für all das, was er tat."

Max Brod (1884-1968) österr.-israel. Schriftsteller, der Einstein in dessen Prager Zeit in einem jüdischen Intellektuellen-Salon kennen lernte
Jahrzehnte vor der Charakterisierung des Autismus durch Mediziner, erfasste hier ein aufmerksamer Schriftsteller, was Autismus ausmacht.
Alle Zitate von Max Brod s. unten (S. 41) und (S. 44)

Das Buch
Schon weil mir aller Personenkult suspekt ist, habe ich mich eigentlich nie um die Person Einstein gekümmert, daher vor 2004 auch nie Biographisches über ihn gelesen, weder von ihm noch von anderen, weil ich nur dem Denken auf die Spur kommen wollte, wie es in seinen Ideen zur Physik aufscheint, besonders in seiner Relativitätstheorie (RT), welche die Menschen bis heute fasziniert. Genauso hatte ich mir Jahre zuvor Newtons Rationalität rein aus seinen Axiomen erschlossen und sie in einer vollständigen Ableitung als "Allgemeine Grundlagen der Mechanik" dargestellt (I/A10), an die ich zu Beginn des Einsteinjahres mit meinem "Text des Monats" (Januar 2005) auf der Neuheitenseite erinnerte. Daher geht es mir auch hier nicht darum, Einstein zu demontieren, wie man schon gemeint hat, sondern nur darum zu belegen, dass Einstein auch privat und überhaupt jener Autist war, der auf sein Gegenüber, ob Mensch oder Materie, beide sowieso nicht klar unterscheidend, letztlich nicht einzugehen vermochte. Das hatte ich nach jahrzehntelangem Ringen um eine schlüssige Deutung der RT ca. 2 Monate vor dem Erscheinen des Buches von J. Neffe endlich anhand der Analyse erkannt, dass bei ihr eine Verwechslung von Beobachter und Beobachtetes vorliegt (s. den Anfang des Haupttextes "Was heißt beobachten?"), deren Ergebnis ich dann "in logischer Einfachheit" als Autismus gedeutet habe, eine Deutung, die mir anschließend nicht nur im Internet, sondern jetzt auch noch durch Neffes Buch bestätigt wurde bzw. wird. Das Buch zeigt ferner Einsteins mangelnde Selbstwahrnehmung, die Voraussetzung von Empathie ist, die er selbst den eigenen Kindern gegenüber nicht aufbringen konnte. Familiär war Einstein eine Katastrophe (aber auch erblich belastet). So wie ich im Haupttext bescheinigt ihm auch J. Neffe gleich im 1. Kapitel einen "blinden Fleck", allerdings "wenn es um die weibliche Hälfte der Menschheit geht." (S. 11) Aber dann ferner gleich die Nennung einer weiteren, diesmal weltweit bekannten Blindheit: "Kaum ist er berühmt, stellt sich der Wegbereiter ("einer neuen Physik") mit seiner ganzen Autorität der Entwicklung (der Quantenphysik zur Quantenmechanik) in den Weg und erscheint der jüngeren Generation wie ein Verbohrter, der den Fortschritt verpasst." Also nicht nur im Privaten fehlte es ihm an Empathie und vertrat er, Argumenten daher unzugänglich, stur und undiplomatisch und zum Entsetzen der ihm Wohlgesinnten seine Positionen, sich so auf diese Weise Feinde für Leben schaffend, privat sich höchstens aus strategischen Gründen zurücknehmend. Einstein musste die Rolle des Beobachters nicht leugnen - er kannte keine!

Mit über 31 Seiten Zitatennachweise und über 5 Seiten Angaben zu Quellen und Literatur sowie aufgrund von Gesprächen mit 25 wichtigen Zeugen hat Neffe vielleicht so etwas wie ein Standardwerk zu Einstein geschaffen, das zudem mehr als 15 Wissenschaftler "ganz oder teilweise gegengelesen und verbessert haben." Neffe selbst hebt mehr das Genialische an Einstein hervor und legt Wert darauf, Einstein als "das ewige Kind" zu zeigen, als das ihn seine Umgebung empfand, weshalb Neffe mit der Einschätzung "Autist" eher behutsam und abwiegelnd umgeht, auch wenn bei Savants bzw. Menschen mit Asperger-Syndrom beides zusammenhängt - ja, sich hier ebenfalls "Genie" und "Wahnsinn", in Form eines autistischen Defekts, gegenseitig bedingen! Auch das "ewige Kind", das noch "an seinem Lebensabend der Welt und der Zukunft die Zunge herausstreckt" ist der Beleg einer vorzeitig zum Stillstand gekommenen mentalen Entwicklung. Ich empfehle jeden am Werk und der Person Einstein Interessierten, Neffes hochinteressantes Buch zu lesen, das angesichts der anhaltenden Einstein-Euphorie nicht ohne Mut geschrieben ist. Ich zitiere hier nur zur Stützung meiner Autismusthese Aussagen von Einstein selbst oder von Menschen, die ihn am besten kannten, welche die Deutung von Einstein als Autisten mit Asperger-Syndrom m.E. unvermeidlich machen. Natürlich muss man wissen, was Autismus ausmacht. Den frühkindlichen Autismus Einsteins, den das Hausmädchen "einen Depperten" nannte, beschreibt Neffe etwas verschämt so: "Offenbar legt der kleine Albert ein Verhalten an den Tag wie bisweilen auch autistische Kinder." (S. 27) Einzelheiten dazu wie auch alle anderen erstaunlichen Seiten Einsteins möge man bitte dem Buch entnehmen, das uns Einsteins Persönlichkeit geradezu als Musterbeispiel für die alte Volksweisheit zeigt: "Wo viel Licht ist, das ist auch viel Schatten." In einer Einsteinbiographie von 1931 warnte Einstein im Vorwort selbst: "daß vielleicht das [in ihr, der Biographie] übersehen wurde, was das Irrationale, das Widersprüchliche, das Komische, auch das Verrückte sei, mit dem die Natur jedes Wesen ausstatte." (entnommen aus "Die geheimen Leben des Albert Einstein" von Roger Highfield und Paul Carter)

Auch wenn die Zitate belegen, wie sehr sein Autismus in viele Lebensbereiche, ja bis in sein Sterben hineinreichte, so ist doch das Bemerkenswerteste Einsteins sehr persönlicher Umgang mit den von Anfang bis Ende außergewöhnlichen Stationen seines Lebens, die zudem mit den großen Themen seiner Zeit korrespondierten, nachdem er nach dem 1. Weltkrieg durch eine Manipulation Eddingtons ungewollt als erster Medienstar der Wissenschaft in den Blickpunkt des Weltinteresses geraten war. Doch blieb er mehr Künstler, Bohemien und Sonderling, "Einspänner" wie er sich selbst nannte, seit April 1914, wie von ihm angestrebt, ohne jede Lehrverpflichtung - ein "Herr Professor" ohne Studenten, nachdem er auch zuvor schon fast keine hatte. "Er selbst verfügte niemals über eigene Doktoranden oder Assistenten und begründete auch keine eigene 'Schule'."* Ein Wissenschaftsmanager, wie Planck von ihm erwartet hatte, war er ebenfalls nicht, da ihn nur seine selbstgewählten Themen interessierten. Das 1917 neu gegründete Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik leitete er als sein erster Direktor in einem schwarz gebauten Dachzimmer über seiner Berliner Wohnung "mehr schlecht als recht", nämlich fast gar nicht, "wobei von Laue als zweiter Direktor Einstein den größten Teil der administrativen Arbeit abnahm." (Quelle: PTB) Als Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften "nimmt er bis Ende 1918 an 135 Treffen teil und erhebt er nicht einmal die Stimme", zum wissenschaftlichen Ruhm des 'Institute for Advanced Study' in Princeton, dem er von seiner Gründung 1933 bis zu seinem Tode 1955 angehört, "trägt er nicht viel mehr bei als seinen Namen." Zuletzt zeigt uns Neffes Buch Einstein als einsamen und stillen Helden des Geistes, sein Scheitern ahnend und immer noch dagegen anschreibend (S. 442 - s. unten), bescheiden und humorvoll bis in die letzten Tage. "Er wartete auf sein Ende wie auf ein bevorstehendes Naturereignis", notierte seine Stieftochter Margot. Ich habe das Buch nicht ohne starke innere Bewegtheit über Einsteins mich menschlich tief berührende tragische Persönlichkeit aus den Händen legen können. Jeder, der sein Leben lang aufrichtig nach Wahrheit und Gerechtigkeit gestrebt hat, nicht vor Autoritäten und Lehrmeinungen kuschte (was sich aber nur nicht im Akademiebetrieb Stehende leisten können), wird etwas von seinem Rebellentum in sich wiederfinden und mit ihm hoffen, dass der unangemessene Genie- und "Relativitätsrummel" um ihn sich wieder legen möge und man sich Einsteins Person und Lehre endlich ohne verblendende Vorurteile nähert. Er war weder das einsame Genie, noch das Monster, als das er von interessierten Seiten hingestellt wird, sondern "ein ganz isolierter Mensch", der auf sich selbst zurückgeworfen war. Um sich aus dieser von ihm durchaus erkannten beklemmenden Situation zu befreien wünschte und versuchte er, "Gottes Gedanken" zu denken, wozu er sich auf seine Intuitionen und Phantasien verließ, die ihm jedoch immer wieder nur zu sehr zum Spiegel seiner eigenen, ihm nicht hinterfragbaren Grundüberzeugungen wurden. Wenn er sich vehement auf "Gottes Standpunkt" berief, war es nicht Frömmigkeit, die ihn leitete, sondern er wollte und konnte für seine jeweilige Meinung keine Verantwortung übernehmen - denn er wusste nicht, warum er sie hatte.
*Thomas Bührke in MaxPlanckForschung Heft 4/2004 "Das Institut im Dachzimmer"

Weitere Zitate sowie auch kritische Stellungnahmen zum Buch im Haupttext unter "Einsteins blinder Fleck" und im Text "Das Wort zum Einsteinjahr" auf (I/B5). Ferner gab es über das ganze Jahr 2005 hinweg bei mir ein weiteres "Nachdenken im Einsteinjahr", aus dem die Essays "Rätselhafter Einstein" Text (I/B8a) hervorgegangen sind. Im Nach-Einsteinjahr 2006 gab es ab Mai auf der Startseite monatliche Gedanken "Zur Lage der Physik", die anschließend im Essay (11) von "Rätselhafter Einstein" abgelegt wurden. Ab Mai 2007 gibt es dort eine Sammlung von Einsteins Selbsteinschätzungen mit eigenen Link von der Menueseite, die eine passende Ergänzung dieser Auswahl aus Neffes Buch sind. Unbedingt lesen!
(Auf der Jahresgesamttagung der DPG im März 2005 in Berlin traf ich Jürgen Neffe in Begleitung vor der Aula der TU, wo ich Gelegenheit hatte, ihn für sein gelungenes Werk zu gratulieren, während im Saal die bekannte Sängerin Katja Ebstein aus den Erinnerungen an Einstein von Max Born vortrug, der insbesondere "Einsteins helle Stimme" vermisste.)

Aus Neffes Buch zitiert  (ich denke, bereits jedes einzelne Zitat belegt hinlänglich den Autismus Einsteins)
"" grenzen ein Zitat gemäß der Vorlage ab, ansonsten Text von J. Neffe ohne ""; in [ ] Einfügung von mir; Betonungen von mir; S. = Seite; Punkt und neue Zeile = eine weitere Fundstelle auf der gleichen S.; Neffes Fundstellen s. seinen Zitatennachweis und seine Angaben über Quellen und Literatur S. 446 - 483 = 39 Seiten!

  • (S. 34): Ehefrau Elsa erzählt, seine Persönlichkeit habe sich nicht verändert, seit er mit fü belegt hinlämgnf mit ihr im Sandkasten spielte. Zum Beispiel wird berichtet, wie sie ihren Mann jenseits der 40 noch "füttert", weil er über seiner Arbeit das Essen vergisst, wie sie ihm Taschengeld aushändigt, weil er mit Geld nicht umgehen kann. Auch Schwester Maja "verhielt sich wie eine Mutter, die bei ihrem Sohn zu Besuch ist, um nach dem Rechten zu sehen".
  • (S. 35): Anders als seine Naivität, die er sogar strategisch einsetzt, um sich abzuschotten, ist seine Kindlichkeit echt, nicht gespielt. ... Kindlichkeit bietet ihm den Schild einer Narrenkappe und verleiht ihm die Aura des reinen, unschuldigen Gotteskindes. "Er war wie ein Gott, und er wusste es", hat sein Freund und Arzt Gustav Bucky bemerkt.
  • Sein Geheimnis ist die Nähe zur Welt der Kleinen. "Es genügt, Albert Einstein mit einem Kinde sprechen zu sehen, um sich klar zu werden, wie sehr er sich im Verkehr mit Erwachsenen mit unübersteigbaren Barrieren umgibt", sagt Antonia Vallentin [Freundin von Einsteins zweiter Frau Elsa]. "Er steht dem Kinde als Ebenbürtiger gegenüber."
  • (S. 39): "Ich bin ein richtiger 'Einspänner', der dem Staat, der Heimat, dem Freundeskreis, ja selbst der engeren Familie nie mit ganzen Herzen angehört hat, sondern mit allen diesen Bindungen ihnen gegenüber ein sich nie legendes Gefühl der Fremdheit und des Bedürfnisses nach Einsamkeit empfunden hat." [Einstein]
  • (S. 40): Die Fremdheit, die er selbst seinen nächsten Mitmenschen gegenüber erkennt (aber nicht beklagt), stellt sich von der anderen Seite als Unnahbarkeit da. Vertraute sprechen von einer "undurchdringlichen Schale" die ihn umgibt. "Es war nicht leicht für ihn", berichtet sein Assistent Leopold Infeld [in Princetown] "seine innere Isolierung zu verlassen und die Art und Weise zu verstehen, in der gewöhnlich Sterbliche sprechen und denken." Schwiegertochter Frieda sagt: "Eine dünne Wand aus Luft trennt Einstein von seinen nächsten Freunden." ... Tief in seiner Hülle aber sucht das ewige Kind Zuflucht im Kosmos.
  • Gerade ihm nahe stehende Menschen erkennen, in welchem Zwiespalt Einstein steckt. "Er wollte selbst geliebt werden", erzählt sein Sohn Hans Albert. "Aber fast im selben Moment, da man die Berührung fühlte, stieß er einen zurück. Er ließ sich nicht gehen. Er drehte seine Gefühle ab wie ein Wasserhahn." - "Dies gelingt leicht", erklärt der Vater [Einstein], "wenn man gegen die Gefühle der Mitmenschen gleichgültig ist."
  • (S. 41): [Max Brod, der Einstein in seiner Prager Zeit in einem jüdischen Intellektuellen-Salon kennenlernte, ihn als Vorlage für seine Keplerstudie nehmend:] Von einer "Beharrlichkeit sondergleichen" schreibt der Autor darin, "die ihn nach außen hin völlig absperrte, ihn unverletzlich, aber auch für alles, was nicht seine Wissenschaft betraf, aufnahmeunfähig machte."
    "Der größere wichtigere Teil seines Lebens spielte sich unbewußt ab und zwar im wahrsten Sinne des Wortes unzugänglich für andere wie für ihn selbst." Absicht dürfe ihm dabei aber nicht unterstellt werden, war er doch "im strengsten Sinne des Wortes: unzurechnungsfähig, unverantwortlich für all das, was er tat." [Neffe gleich anschließend dazu:] Keine zeitgenössische Beschreibung zeichnet Einstein schärfer.
  • (S. 42): In einem seiner Reisetagebücher findet sich eine beispiellose Selbstanalyse: "In Gleichgültigkeit verwandelte Hypersensibilität. In Jugend innerlich gehemmt und weltfremd. Glasscheibe zwischen Subjekt und anderen Menschen. Unmotiviertes Mißtrauen. Papierene Ersatzwelt [seine Physik]. Asketische Anwandlungen." [Einstein]
  • Von einem "Menschen ohne Körpergefühl" spricht sogar János Plesch [sein Arzt]: "Er schläft, bis man ihn weckt; er bleibt wach, bis man ihn zum Schlafen ermahnt; er kann hungern, bis man ihm zu essen gibt - und essen, bis man ihn zum Aufhören bringt." Und an anderer Stelle notiert Plesch: "Er lacht, das ist seltsam, auch wenn andere weinen." Damit zeigt Einstein durchaus Züge eines "Savant", eines "Wissenden", wie die Fachwelt Hochbegabte mit Tunnelbewusstsein nennt.
  • "Er verbrauchte sein ganzes Ich, Kopf und Herz, in wissenschaftlicher Arbeit, und für den menschlichen Umgang blieb nur ein grämlicher, undeutlicher kleiner Schatten seines Wesens übrig. Dabei zeigt er eine Unempfindlichkeit für alle persönlichen Gefühle und eine glückliche Blindheit für alles, was ihn von seinen wissenschaftlichen Zielen ablenkte." [ Max Brod] Wie viele Menschen mögen im Geheimen so über Einstein gedacht haben, wenn er mit seiner hellen Stimme unbekümmert Gespräche unterbrach und an den unpassendsten Stellen seine Witze erzählte?
  • (S. 43): "Wenn er aber zu sprechen aufhört", hat Antonia Vallentin beobachtet, "dann ist es, als fiele hinter ihm wieder eine schwere Tür zu - die Tür eines verlorenen Weltalls."
  • Im Frühjahr 2003 lässt die Meldung das Publikum aufhorchen, Einstein könne Autist gewesen sein. Die Einschätzung vertritt mit Simon Baron-Cohen von der Universität im englischen Cambridge einer der führenden Autismusforscher. [also nicht irgendwer!]
  • (S. 44): Gnadenlos geht Max Brod mit der selbstbezogenen Weltfremdheit Einsteins [deren Spiegel seine spezielle Relativitätstheorie ist] ins Gericht. "Solange er in einer Arbeit vergraben war, hatte er kein Bewußtsein seiner selbst und lebte in vollkommener Ruhe." Diese Ruhe aber besaß "etwas Außermenschliches, unbegreiflich Gefühlloses, aus einer fernen Eisregion Herwehendes".
  • (S. 67): Wie Einstein wird auch Newton das autistische Asperger-Syndrom nachgesagt - jene in die Nähe des Autismus [abwiegelnde Formulierung, denn Asperger-Syndrom ist Autismus!] gerückte Verhaltensbesonderheit, die sich in verspäteten Sprechen, frühem Besessensein mit Spezialfragen und Problemen in sozialen Beziehungen äußert, aber nicht mit Lernschwierigkeiten einhergeht. - [Aber sicher nicht ohne Grund schreibt Neffe auf S. 31]: Kreativitätsforscher haben überdies herausgefunden, dass ein allzu hoher Intelligenzquotient auf dem Weg zum Genie eher hinderlich als nützlich ist.
  • (S. 294): Mit der Rücksichtslosigkeit des Rebellen geht Einstein über die berechtigten Bedenken ebenso wie über die verständlichen Empfindlichkeiten [seiner Physikkollegen] hinweg. ... Von einem verständnisvollen Umgang Einsteins mit den Bedenkenträgern, die das Bewährte bewahren wollen, ist nichts bekannt.
  • (S. 311): Mit seinen oft unkontrolliert oder unbedacht vorgetragenen Ideen und seiner Widersprüchlichkeit hat Einstein Freunde und Gleichgesinnte ein ums andere Mal brüskiert. Als weltbekannter Pazifist bekennt er sich in der Sprache der Lebensverächter zur Todesstrafe. "Im Prinzip" habe er nichts dagegen, "wertlose oder gar schädliche Individuen zu töten; ich bin nur deshalb dagegen, weil ich den Menschen, d.h. den Gerichten mißtraue."
  • (S. 325): "Er stand der Gesellschaft gegenüber, als sei er auf einem anderen Planeten geboren", schreibt Vallentin.
  • (S. 327) "Er sah immer so aus, als habe er sich ganz zufällig in diese Räume [seine langjährige Wohnung in der Haberlandstraße in Berlin] verirrt und müsse nun dort leben, weil ihm der Ausgang nicht bekannt ist", sagt Wachsmann. [Architekt von Einsteins Caputher Sommerhaus]
  • Albert kriegt seine Lachausbrüche, auch wenn es für die anderen nichts zu lachen gibt. Selbst bei traurigen Anlässen macht er seine Scherze. Dann wieder kann er über belanglose Geschichten losbrüllen.
    Aber was heißt schon Freund? Einstein nennt Dutzende so, auch wenn fast allen sein Innenleben ebenso verschlossen bleibt, wie ihm das ihre."
  • (S. 333) "Der Mann, der das Weltbild der Physik umgestoßen hatte, stand ratlos vor einer Leinwand und konnte die Chiffren aus Farbe und Pinselführung nicht entziffern" berichtet Konrad Wachsmann. "Er war nicht in der Lage, sich mit der Ikonographie eines modernen Bildes zu beschäftigen, und irgendetwas in ihm weigerte sich [!], den Inhalten und der Sinndeutung dieser Gemälde ernsthaft nachzuspüren."
  • (S. 440) "Es gibt niemanden, der mich verletzen kann, es fließt an mir ab wie Wasser am Krokodil." Sein Seelenpanzer, mit dem er alles "Nur-Persönliche" von sich fern hält, funktioniert bis ins hohe Alter.

    Determination meint Fremdbestimmung, Kausalität meint Eigenbestimmung gemäß dem eigenen Vermögen. Bedenkt man Einsteins autistische Situation, in der nur das Berechenbare von Wert ist und zählt, alles Unberechenbare einem fremd bleibt und ängstigt, dann kann einen sein deterministisches Weltbild und Gottesverständnis, das er fälschlich ein "kausales" nannte, und seine tiefe Abneigung gegen jede Art von Zufall nicht überraschen. Er fragte sich, "ob (selbst) Gott bei der Erschaffung der Welt eine Wahl hatte." Dabei ist der Zufall das auslösende kreative Moment der Schöpfung, der in seinem Gesetz erstarrte Gott Einsteins das Symbol realen und geistigen Stillstands von Ewigkeit zu Ewigkeit. Besonders "kreativ" war Einstein daher in seinem Bemühen, nach versteckten Parametern zu suchen (ERP-Problem) und in der Physik alle Dynamik auszublenden, weshalb er z.B. Newtons Dynamik zur Kinematik zurückentwickelt oder einen Term erfand, der der Expansion des Universums entgegen wirken würde. Am Besten nichts Neues - was dann in der Physik wieder neu war. Einstein verstehen ist eigentlich ganz einfach, wenn man den Kern des Autismus versteht. Wenn ich die Hauszeitschrift der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e.V., das Physik Journal, als Maßstab für die heutige Physik nehme, fürchten Physiker sowieso schon lange nichts so sehr wie einen wirklich neuen Gedanken, weshalb ihnen die SRT als die Relativierung eines unerwünschten Ergebnisses so willkommen war und ist. Andererseits schätzte Einstein seine persönliche Freiheit über alles, was ihn für viele Menschen so sympathisch machte, weil er wegen fehlender Empathie unfähig war, sich einem Kollektiv oder einer Institution ein- oder gar unterzuordnen und in deren Sinne zu wirken. Dazu hätte er ja auch erst erwachsen werden müssen.

  • (S. 356) "Demut ist Einsteins Religion", sagt sein Schwiegersohn Rudolf Kayser. "Sie besteht aus einer kindlichen Bewunderung für einen höheren Geist." Da ist es wieder, das ewige Kind. Einstein glaubt nicht an einen personifizierten Gott, aber er benutzt mit kindlicher Weisheit das Gottesbild. Nicht das eines Gottes, der straft und belohnt, sondern eines, der die Natur so gesetzmäßig geschaffen hat, das alles im Universum diesen Gesetzen folgen muss. Alles ist vorherbestimmt, festgelegt, berechenbar [!], das Schicksal eine endlose Verkettung gesetzlich geregelter Vorgänge.
    Einstein, der Determinist, glaubt nicht an den freien Willen. Gott hatte seine Chance, und seitdem vollzieht sich alles nach den unveränderlichen Gesetzen.
  • (S. 357) Vor allem der 29. Lehrsatz Spinozas [Ethik, Erster Teil] hat es Einstein angetan: "In der Natur gibt es kein Zufälliges", heißt es da, "sondern alles ist vermöge der Notwendigkeit der göttlichen Natur bestimmt, auf gewisse Weise zu existieren und zu wirken."
    Gott darf nicht einmal Zufall spielen. ... "Gott würfelt nicht."
  • (S. 374) "Die Quantenmechanik ist sehr achtung-gebietend", schreibt Einstein Born im Dezember 1926. "Aber eine innere Stimme [!] sagt mir, daß sie doch nicht der wahre Jakob ist. Die Theorie liefert viel, aber dem Geheimnis des Alten [Gott] bringt sie uns kaum näher. Jedenfalls bin ich überzeugt, dass der nicht würfelt."
    Beinahe religiös hängt er dem Glauben des Determinismus an. ... Die Würfel im Kasino der Quantenwelt fallen ohne ihn. Seine große Zeit ist vorbei.
  • (S. 442) Seit er sich in seinem letzten Brief an Besso eingestanden hat, dass von seinem "Luftschloss" möglicherweise "nichts bestehen" bleibt, gleichen seine Reflexionen über das Wesen der Welt mehr und mehr den Reflexionen des Weltflüchtigen, der noch im Sterbebett die letzten Formeln niederschreibt.
    Er ... findet sich am Ende zwischen den Stühlen wieder. "Die Physiker sagen, dass ich ein Mathematiker bin, und die Mathematiker sagen, dass ich ein Physiker bin", zitiert ihn seine Freundin. "Ich bin ein ganz isolierter Mensch, obwohl mich jeder kennt."
  • Die Konsequenz
    Ich denke es wäre nur konsequent und wir werden Einstein am besten gerecht, wenn wir seinen gut belegten alltäglichen Autismus auch für seine naturwissenschaftlichen Grundüberzeugungen, die ihn die Quantenmechanik nicht akzeptieren ließen, und jene Teile seines Werks gelten lassen, die dem gesunden Menschenverstand "unvorstellbar und rätselhaft" sind (Bührke) und die brave Bildungsbürger sich deshalb bisher mit seinem "Genie" zu erklären versuchen. Auch Einsteins eingeschränkte Motorik ist ein Hinweis auf seinen Autismus: er konnte weder Rad-, noch Autofahren oder Schwimmen (obwohl er mit seinem Segelboot auf dem Wasser unterwegs war, lehnte er die Benutzung von Schwimmwesten ab), was zwar allein noch kein Kriterium wäre, was jedoch auch hierbei seine Unfähigkeit zeigt, sich der Andersartigkeit des Gegenübers zu stellen und ihm gerecht zu werden. Wie ich im Haupttext mit "Einsteins blinder Fleck" zeige, verschwindet durch die neurologische Sicht das Rätselhafte an Einstein ganz zwanglos und niemand ist mehr gehalten, Unverständliches zu glauben, zu verbreiten und mit unredlichen Argumenten zu verteidigen, weil es keine redlichen gibt. Das müsste für jeden Lehrenden doch eine große Erleichterung sein, ganz abgesehen vom geistigen Fortschritt, der mit dem Ablegen übernommener autistischer Defizite verbunden ist. Und hat Einstein nicht selbst gesagt: "Autoritätsdusselei ist der größte Feind der Wahrheit"? Ich selbst habe schon vor Jahrzehnten bemerkt, dass mein Denken umso mehr an Klarheit und Effizienz gewann, je mehr ich mich von Einsteins relativistischen und deterministischen Gedankengut entfernte, was mich ermutigte, auf dem kritischen Weg weiterzugehen. Es war ein "langer Marsch" durch die Irrungen des menschlichen Geistes, bis ich zu der Einsicht kam, dass Einstein nicht etwa ein verbohrter Ideologe war, wie sein unsinniger Kampf gegen die Beobachterrolle nahelegt, sondern "ein Gefangener im goldenen Käfig seiner [autistischen] Überzeugungen" (Neffe "Einstein" S. 388). Seitdem ich weiß, welche Defizite den Aspergerautismus ausmachen, verstehe ich den Hintersinn der Worte Einsteins als wären es meine eigenen und wahrscheinlich besser als Einstein selbst, der ja seinem autistischen Schicksal ausgeliefert war. Man kann Einstein durchaus als "einsames Genie" bezeichnen, aber in dem Sinne, dass er durch seinen Autismus von den Menschen und ihrer Welt isolierte war und er als "Chefingenieur" sich deshalb ein eigenes Universum nach seinem Gusto stricken musste, in dem es unthematisiert keine Unterschiede zwischen Leben, Geist und Materie gibt, was in dieser "Einfachheit", wie er sie empfand, für ihn das Kriterium der Wahrheit war. Einfache und schlichte Gemüter begeistert seine undifferenzierte Sicht noch heute - ohne zu wissen warum (mangels besseren Verständnisses die Gleichmacherei des Ungleichen).
    *(s. in der nachfolgenden Datei (I/B8) "Einstein als Zwilling" den ersten Absatz)

    Heute, am 06.02.05, fand google.de im Internet ca. 11.300 Adressen zu "Einstein + Autismus" und sogar 31.200 Adressen zu "Einstein + Savant", also gegenüber dem 15.12.04 insgesamt fast 14.000 Fundstellen mehr - das sind beinahe 50% in gut 7 Wochen! - was mir zeigt, dass ich da auf dem richtigen Wege war und bin und dass es für jeden an der Physik Interessierten töricht wäre, vor Einsteins Autismus die Augen zu verschließen und alles weiterhin schönreden und -rechnen zu wollen, was letztlich nicht zu rechtfertigen ist. Die ehrlicher werdenden Auskünfte über Einsteins ambivalente Persönlichkeit nach Jahrzehnten der Lobhudelei sind da ein guter Anfang.

    Doch obwohl viele sehen, dass Einstein anders denkt als der Durchschnittsbürger, machen die meisten Leser den Fehler, das Aufzeigen für sie überraschender autistischer Eigenschaften Einsteins als den Versuch der Abwertung seiner Persönlichkeit zu sehen, weil sie Autismus fälschlich für eine Krankheit halten und nicht für die Bezeichnung einer neuronalen Anomali. Die bekannte Autistin Nicole Schuster 2008: "Ein Leben ohne Autismus – ist das wünschenswert? Diese Frage kann ich mit einem eindeutigen „Nein“ beantworten. Für mich ist mein Autismus keine Krankheit, die es zu heilen gilt. Mein Autismus ist für mich eine besondere Weise zu leben, zu denken, zu fühlen und zu handeln." (Doch "Einsteinfreunde" haben zwar wie ihr "Meister" auch davon keine Ahnung, wissen aber ebenfalls alles besser.) Mit "Autismus" werden lediglich besondere Strukturen einer Persönlichkeit beschrieben, die sowohl Defizite als auch Sonderbegabungen aufweist, die sie uns und ihr Werk verständlicher machen. Und darum muss es einer Biographie doch gehen, wenn sie von wissenschaftlichen Wert sein soll. Mir selber geht es hier darum, den von mir festgestellten Autismus der spezielle Relativitätstheorie - die Verlagerung von Beobachterqualitäten in ein quasimaterielles Zwischenreich, die Raumzeit - in Einklang mit Einsteins autistischer Denkweise zu verstehen, wodurch das Rätselhafte der Theorie verschwindet, während ich auch weiß, dass es viele Menschen gibt, die sich gerade von ungereimten Ideen magisch angezogen fühlen - ein Satz, den ich m.E. bei W.V. Quine gelesen habe.
    Heilbronn, im Februar 2005
    Ergänzungen: Daten zum Buch u. Schluss-Satz von "Das Buch" am 06.07.08; zum Determinismus am 24.07.08; zur Anomalie am 12.01.09; Zitat N. Schuster 06.12.10; Erwähnung des frühkindlichen Autismus 30.05.12; Zitat Einstein mit Bild 04.08.2016; "einsames Genie" neu am 13./15.09.16

    Weitere Besprechungen der Biographie
    Natürlich finden sich gerade auch in Wissenschaftsjournalen Besprechungen des Neffe-Buchs "Einstein", so auch im Wissenschaftsmagazin der Max-Planck-Gesellschaft "MaxPlanckForschung" Heft 1/2005 auf S. 73. Gegen Ende heißt es dort von Helmut Hornung zu Neffes Buch: "Seine Biografie, die sich über weite Strecken wie ein spannender Roman liest, prägt sich nachhaltig ein. Zudem verfällt der Autor nicht seiner Figur, sondern porträtiert aus angemessener Distanz, aber doch angenehmer Nähe den eigenwilligen Menschen mit Hang zum Autismus ebenso wie den genialen Forscher, den Weltbürger, Pazifisten und Frauenliebhaber." In einer anderen positiven Buchbesprechung, im "Physik Journal" der DPG, liest man vom Autismus und Frauenliebhaber Einstein natürlich nichts, da Physiker mit diesen allzumenschlichen Eigenschaften überfordert wären. Für sie zählt nur das Berechenbare.

    Weitere Besprechungen von Neffes Buch finden Sie im Internet u.a. auf BR-online und NDR-Info. Auch in Ihnen wurde Einsteins Autismus angesprochen. So heißt es im "Lesezeichen" des BR von Natascha Geier: "Einstein ein Autist? Dazu würde passen, dass er - in der Öffentlichkeit ein humorvoller Clown - privat ein eiskalter Klotz ohne Mitgefühl gewesen sein soll. Seine erste Frau Mileva betrügt er jahrelang mit Cousine Elsa und unter anderem mit einer mondänen KGB-Spionin. Darunter litten vor allem die Söhne. Einstein forderte Leistung, ohne ihnen Liebe zu zeigen." Und im NDR wurde Neffe zum berühmten Foto zitiert: "Wer streckt uns die Zunge raus? Das sind Kinder. Und Einstein ist auch immer ein Kind geblieben. Was er auch selbst nie bestritten hat, er hat sogar gesagt, dass seine großen wissenschaftlichen Leistungen womöglich damit zu tun haben, dass er mit kindlichen Augen auf die Welt geschaut hat." So braucht uns seine Naivität in vielen Dingen nicht zu wundern.

    Doch die Menschheit in ihrer heutigen Mächtigkeit muss sich bemühen, endlich erwachsen zu werden, bevor es zu spät ist.

    Am 20. bzw. 21.01.2009 ermittelte Google zu Einstein + Savant 1.560.000 Fundstellen im Netz, zu Einstein + autism 909.000 und zu Einstein + Autismus 19.100 Fundstellen (zusammen fast 2,5 Millionen allein englisch- und deutschsprachige Fundstellen!), wobei diese Seite bei Autismus die zuerst genannte war (bei Savant die elfte, bei autism die 91.). Die stark zunehmende Differenz zwischen den englischen Fundstellen und den deutschen zeigt, dass die Diskussion über Einsteins Autismus im Ausland schon viel verbreiteter ist als bei uns, wo man Autismus bei Einstein eher für eine übelwollende Nachrede hält. Dabei hatte man aber schon immer gesehen, dass er anders tickte, denn sonst hätte man ihn ja nicht für genial gehalten. Seine unkonventionelle Schrulligkeit hat man als Ausdruck seiner geistigen Überlegenheit gedeutet, dabei war sie nur Ausdruck seiner Unfähigkeit, den Sinn von Konventionen zu verstehen, so wie er unfähig war, sich Institutionen einzuordnen und in deren Sinne zu wirken - ein "Einspänner" eben, wie er selber wusste und schrieb.

    Ausblick
    Aus "In eigener Sache" von 2009 auf Datei (I/B8) "Missverstehen wir uns gründlich":
    Da aber Einsteinanhänger so selbstblind wie ihr Meister sind, sonst wären sie ja nicht seine Anhänger, wollen sie natürlich dessen Defizite nicht wahrhaben, geschweige (an-)erkennen. Dabei meint man als Kritiker es mit ihnen nur gut, ist gewissermaßen ihr Freund, der sie auf ihre Fehler zu deren zukünftiger Vermeidung aufmerksam machen möchte. Aber was keine Krankheit oder ein einfacher Irrtum ist, sondern eine Veranlagung, ist leider eben auch nicht heilbar. Wenn aber Einsteins Versagen, Wissenschaft angemessen zu verstehen, eines Tages nicht mehr abgestritten werden kann, wird man einmal über die ihn entschuldigende Diagnose "Asperger-Autist" wahrscheinlich sogar noch sehr froh sein, abgesehen davon, dass das jüdische Volk so viele große Denker und Künstler hervorgebracht hat, dass es zur Stärkung seines Ansehens in der Welt eine Berufung auf Einsteins Pseudogenie nicht nötig hat, "das noch jenseits der 40 von seiner Frau gefüttert werden musste." (Neffe)


    s. auch Datei (II/15) "Autismus als Forschungsgebiet. Formen des Autismus"
    ferner auch "Einsteins Selbsteinschätzung 'im lichten Augenblick'" in Datei (I/B8a) (im Menue eigener Link) - unbedingt lesen!

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