5 ausgewählte Philosophische Sentenzen des Monats
zur Physik und Erkenntnislehre
auf
Geschenke aus den Museen der Welt
von Ingrid Sandforth-Blanken
Der Universalist Laotse
Mein erster DPG-Vortrag
Alles in Ordnung?
Neues vom Bewusstsein
Für die Immanenz von Kräften
mit Spaltpilze am Werk
Januar 2014
Der Universalist LaotseIn der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. gibt es eine bemerkenswerte kurze Zeitspanne in der weltweit menschliches Verstehen sich selbst zum Gegenstand wurde (s. die Januar-Sentenz von 2013). In Griechenland waren es die Vorsokratiker, die das Fundament der abendländische Philosophie und Wissenschaft legten, in Indien war es Buddha, der sich mit dem trügerischen Schein auseinandersetzte, in China war es vor allem Laotse ("Alter Meister"), der den Menschen die Weisheit der Selbsterkenntnis lehrte: "Andere erkennen ist klug, sich selbst erkennen ist weise." Karl Jaspers nannte diese Zeit "die Achsenzeit": "Dieser Schritt ins Universale oder die ‚Vergeistigung' habe ein Veränderung des gesamten Menschseins bewirkt." "Das Reich der Mitte", wie Chinesen ihr riesiges Territorium mit seinen vielen Völkerschaften und den weiten Horizonten nannten und wohl immer noch nennen, inspirierte zudem, überhaupt ins Universale und Allgemeine zu denken, im Gegensatz zum vorderen Orient, wo ein enges Stammesdenken vorherrschte, das auch seine Religionen geprägt hat. Laotse ging es darum, sich den allgemeinen Gesetzen des Himmels zu nähern und sich mit ihnen in Übereinstimmung zu bringen. Er nannte diesen Weg des Geistes das Tao, das auf das All-Eine zielt. Was der Westen heute erst mühsam zu begreifen lernt aber immer noch nicht ernst genug nimmt (s. die unergiebigen Weltklimakonferenzen), war ihm schon Gesetz: "Der Mensch ist abhängig von der Erde, die Erde ist abhängig vom Himmel, der Himmel ist abhängig vom Tao." Also gilt es das Tao, das zugleich Gesetz, Weg und Ziel ist, zu erkennen und nach ihm zu leben.
Laotses Weisheiten sind im Buch Tao-te-king festgehalten. Als er das Land wegen seiner inneren Kämpfe nach Westen verlies, hätte ihn ein Zöllner zuvor noch gebeten ihm zu sagen, was er für weise hielt und es dann niedergeschrieben. So wurden uns die 81 Sprüche in Versform überliefert, zu denen es auch mehrere Übersetzungen ins Deutsche gibt. Ich habe mich dabei vor allen an die Interpretation von Carl Dallago gehalten "Der Anschluss an das Gesetz oder der große Anschluß" (Erstfassung 1914, Neudruck 1953 Verlag Lambert Schneider Heidelberg), dem es anhand der ihm vorliegenden Übersetzungen um den Sinn der Worte Laotses ging. Dabei ist ihm eine kurz und bündige Fassung der Sprüche gelungen, die mich mit ihrer Prägnanz überzeugt.
SECHSTER SPRUCH
Das Urseiende wandelt sich nicht.
Es ist das Ewig-Mütterliche.
Des Ewig-Mütterlichen Gestaltungsgabe
Ist der Ursprung von Himmel und Erde.
Stetig gebärend bedarf es nie der Befruchtung.Diese "Gestaltungsgabe" des "Ewig-Mütterlichen" verstehe ich als Emergenz. Emergenz bezeichnet das "Auftauchen" vorher nicht vorhandener Eigenschaften durch die Verbindung oder dem Auseinanderfall qualitativ unterschiedlicher Komponenten, die uns die Fülle der Daseinsformen verständlich macht.
Der Weise oder "der Vollendete", wie ihn Dallago übersetzt, schließt sich dem Tao an, indem er sich ihm vorurteilslos und uneitel hingibt:
aus dem ZWEITEN SPRUCH
Darum pflegt der Vollendete:
Das Sichdartun ohne zu bestimmen,
das Belehren ohne zu lehren, - (durch Vorbild)
das Sichverschenken ohne zu werten,
Er schafft und vermehrt nicht,
er spendet und besitzt nicht,
er empfängt und behält nicht.
Und eben weil er nicht behält,
bleibt er immer in Fülle.Carl Dallago: Der Weise will nicht selber leuchten. Darum ist er der (vom Tao) Erleuchtete.
Das ist hier zwangsläufig nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus der Weisheit Laotses, die westlichem Denken ebenso fremd ist, wie sie fasziniert. Meine Texte in Versform auf ZEIT UND SEIN sehe ich sehr oft in seinem Geiste geschrieben. So heißt es in Text [13] "Gruß an Sokrates", der ebenso "Gruß an Laotse" heißen könnte und ihm in Stil und Form am nächsten kommt:
1. Der Anfang der Weisheit
Sokrates Erkenntnis "Ich weiß, dass ich nichts weiß"
ist nicht das Ende, sondern der Anfang der Weisheit.
So der Meinungen ledig,
fängt der Weise an zu verstehen.Zum Weiterlesen:
wie zuvor angegeben
(http://www.helmut-hille-philosophie.de/sokrates.html)
April 2014
Mein erster DPG-Vortrag
Auf Empfehlung eines Freundes trat ich 1994 der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) bei, wobei ich den Fachverband "Didaktik der Physik" wählte, in dem es um die Vermittlung von Physikwissen geht. Im März 1995 hielt ich vor diesem Fachverband in einer alternativen Gruppe in den Räumen der Gesamthochschule Duisburg meinen ersten DPG-Vortrag, der für mich auch heute noch einer der wichtigsten ist. Sein Thema war "Das Realprinzip als Erkenntnisstrategie", in dem es um die Unterscheidung von Sein und Schein geht. Ausgangspunkt war ein Vortrag des bekannten Philosophen und Psychologen Paul Watzlawick zur Erweiterung unserer Sichtweise durch den Faktor 'Beziehung". Beziehungen sind eine Leistung des Beobachters, so wenn er sagt, "dieser Apfel ist größer als jener". Beziehungen, lat. Relationen, existieren rein mental nur in seinem Anschauungsraum und entstehen durch geistige Verknüpfungen von Objekten. Durch Verknüpfung ordnet er Objekten ihm Verständnis gebende Eigenschaften zu, die sie nicht für sich selber haben, z. B. die des Größerseins, was eben schon ein Urteil über die Sache ist, aber nicht mehr die Sache selbst.
In den Naturwissenschaften muss es aber darum gehen, die Realität zu erfassen, wie sie für sich selber ist, weshalb es wichtig ist, zwischen Denken und Sein zu unterscheiden. Man muss also aufhören Relationen zum Gegenstand der Physik zu machen und muss sich stattdessen gedanklich auf die Realitätsebene begeben. Diese Forderung habe ich das Realprinzip genannt - ein von mir vorgeschlagener Terminus. Je klarer jemand durch die Erweiterung seiner Sichtweise erkennt, zu welcher Ebene seine jeweilige Aussage gehört, ein umso besseres Objektverständnis kann er gewinnen. Oder wie schon der Vorsokratiker Parmenides sagte: "Denn nicht ohne das Sein wirst Du das Erkennen finden." Es ist also ein altes Problem mit dem sich die Philosophie befasst, das ich wieder in das Bewusstsein der Forscher bringen möchte, die sich zu wenig bis gar nicht um solche erkenntniskritischen Fragen kümmern. Ich aber denke: wer sein Verstehen nicht versteht, versteht letztlich gar nichts, weil er gar nicht weiß von was er spricht, auch wenn er sich mit Gleichgesinnten scheinbar gut verständigen kann.
Das Realprinzip fordert, dass es der Forschung in erster Linie um reale Gegenstände und Realsysteme gehen muss. Realsysteme sind tatsächlich existierende Körper (wie die Erde) oder andere reale Erscheinungen, deren Teile durch etwas ihnen Gemeinsames bestimmt werden. Lebendige Wesen und dynamische Gruppen sind ebenfalls Realsysteme. In der Physik sind es alle durch Kohäsionskräfte zusammengehalten Systeme, deren Verhalten z.B. durch die gemeinsame Schwerkraft bestimmt wird, wie das Planetensystem. Realsysteme verhalten sich gemäß ihrer eigenen Natur aber nicht gemäß von Beziehungen, die ein Beobachter für seine Zwecke herstellt und sieht.
Der kundige Leser wird bemerkt haben, dass es hier aktuell um eine Auseinandersetzung mit Einsteins Relativitätstheorie geht, die ganz auf Relationen setzt, war ihm doch (wegen seines Autismus) ein Denken von der Sache her fremd, worin er von Ernst Machs "Denkökonomie" noch bestärkt wurde. Einzelheiten dazu möge man meiner Homepage WEGE DES DENKENS entnehmen (s. unten). Generell aber geht es mir darum, für das Realprinzip zu werben, weshalb ich auf insgesamt 12 DPG-Tagungen zu 20 Themen gesprochen habe, zuletzt dieses Jahr (2014) in Berlin zum Messbegriff. Der Vortrag "Messen als Erkenntnisakt" will zeigen, dass auch Messgrößen ebenso wie alle Messergebnisse etwas Geistiges sind. Auch beim Messen werden Relationen hergestellt, nämlich zwischen einem Maßstab und einem Objekt, wodurch ein quantitatives Wissen gewonnen wird. In einer allgemeinen Sprachschluderei sprechen Physiker heute dagegen von Messgrößen so, als handele es sich bei ihnen um physikalische Gegenstände, wie z.B. die Masse, für die man am Cern in Genf jetzt sogar ein eigenes Teilchen gefunden haben will - das Higgsboson. Doch die Masse ist das Maß der Trägheit von Körpern wenn auf sie eingewirkt wird, ebenso wie die Energie das Maß der Arbeit ist, die eine Sache leisten kann. Die Physiker sind also noch weit davon entfernt, korrekt und konkret von ihren Gegenständen und den Verfahren zu ihrer Erforschung zu sprechen. Erst wenn sie das tun, was sie natürlich erst noch lernen müssen, wird es wirklichen Erkenntnisfortschritt geben. Ich kann nur hoffen, dass sich mehr und mehr Mitstreiter für dieses eigentlich selbstverständliche Ziel finden.
in ( ) nachträglichZum Weiterlesen:
WEGE DES DENKENS / I. Rationale Grundlagen der Physik
A. Texte zur Wissenschaftstheorie:
Text (I/A4) "Das Realprinzip als Erkenntnisstrategie"
(http://www.helmut-hille.de/dasrealp.html)An anderer Stelle bemerkte ich einmal: Wenn der Physiker in seiner Ratlosigkeit verstummt, gab mir Vernunft zu sagen, was Sache und was Gedanke ist.
Es heißt zu Recht: "Ordnung ist das halbe Leben." Denn Ordnung schafft Wissen und Übersicht. Ich habe einen Hang zur Ordnung: z.B. gehe ich an einem Supermarktregal vorbei und sehe etwas falsch abgelegt, wahrscheinlich von einem anderen Kunden, lege ich es an die richtige Stelle, wenn sie in der Nähe ist. Auch in meiner Küche räume ich zuerst auf, bevor ich dort etwas Neues beginne. Das muss man nicht immer positiv sehen, denn andere finden sich auch im Chaos gut zurecht. Aber so bin ich nun mal und muss damit leben.
Positiv und fast zwangsläufig war die Entwicklung eines Organisationsgeräts, "Plangalerie" genannt, das auf 8 Ebenen Pläne, Zeichnungen und Listen zum schnellen Zugriff bereithält, das bei namhaften Firmen zum Einsatz kam (s. unten). Auch gedanklich strebte ich immer nach Ordnung und schrieb Übersichten. So gewann ich Klarheit und konnte Defizite erkennen. Wo diese erkannt sind, versucht das Unbewusste sie zu klären, auch wenn es dazu Stunden, Tage oder Monate braucht. Es ist nichts vergessen, bis es geklärt ist. So arbeitet das Gehirn als rationales Organ. Und wie ich von meiner Ordnung profitiere, so würde auch die Gemeinschaft vom Ordnungssinn profitieren. Kung-fu-tse, der Weise aus China lehrte: "Soll die Gemeinschaft sich ordnen und der Einzelne seine Bestimmung erfüllen, dann müssen zuerst die Begriffe in Ordnung gebracht werden, denn die Unordnung ist zuerst im Denken."
Political Correctness bewirkt dort das Gegenteil von Ordnung, wo die angeblich so menschenfreundliche Haltung dazu benutzt wird, Widersprüche und Probleme nicht beim Namen zu nennen. Aber alles was unterdrückt wird, rächt sich eines Tages, weil das Unbewusste nichts vergisst, auch nicht das des Volkes. Es gilt mit dem Unbewussten zu arbeiten, denn das sind wir selbst. Das Bewusstsein ist nur das Korrektivorgan des Unbewussten, um seine Entscheidungen überprüfen zu können. In der Regel kennen wir nämlich die Kriterien dieser Entscheidungen nicht, weshalb sie ggf. hinterfragt werden müssen. Nur so bleiben wir Herr im eigenen Haus. Weder überlassen wir uns dann den Intuitionen des Unbewussten, noch ignorieren wir sie. Und wenn wir Fragliches erkennen, fängt das Unbewusste an, den Sachverhalt zu klären. Wenn wir offen im Dialog mit ihm bleiben, wächst unser Weltbild und gewinnt mehr und mehr an Klarheit. Hegel sagte: "Der Weg des Geistes ist der Umweg." Nämlich über das Argument, das erarbeitet werden muss. Und wenn sich schließlich Argument widerspruchslos an Argument reiht, haben wir ein System, auf das wir uns verlassen können.
Nachdem ich nun zwei überwiegend philosophische Webseiten ins Netz gestellt und über einhundert philosophische Sentenzen geschrieben habe, frage ich mich, ob nun wirklich alles in Ordnung und gut geordnet ist, was ich da niedergeschrieben habe? Ist es das? Und habe ich auch sonst mein Leben genügend geordnet? Da kann es ja schon Diskrepanzen geben, so wie man von berühmten Leuten aus Erfahrung sagt, "wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten." Aber kaum ein Mensch ist ohne Licht, das ihn leitet, weshalb wir niemand verachten dürfen. Manches in meinem Leben hätte ich sicher besser machen können, manch lieber Mensch hätte sicher mehr Achtung und Hinwendung verdient. Aber das zu korrigieren ist jetzt im Alter zumeist nicht mehr möglich. So kann ich vor allem nur noch weiter an der Ordnung meiner Gedanken und Webseiten arbeiten, so dass ich mehr und mehr das Gefühl habe "alles in Ordnung".
Zum Weiterlesen:
WEGE DES DENKENS / II. Das Verhältnis von Denken und Sein
Texte zur Philosophie und Hirnforschung:
Text (II/13) "Das Bewußtsein des Seins. Letzte Gedanken" mit "Mein Vermächtnis"
http://www.helmut-hille.de/ego.htmlBilder vom Büro-Organisationsgerät "Plangalerie" finden Sie hier:
http://www.helmut-hille.de/archiv-c.html
Nachdem man durch Messungen am Hirn festgestellt hatte, dass Entscheidungen des Unbewussten schon vorliegen, bevor der bewusste Mensch diese trifft, ist es bei vielen Hirnforschern und Physikern beliebt, den Menschen als fremdbestimmt anzusehen und damit einen "Beweis" für den von ihnen favorisierten Determinismus zu haben, der den Menschen aus seiner Verantwortung für sein Denken und Handeln entläßt. Einer der Protagonisten dieser Auffassung ist der Neurobiologe Wolf Singer, Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main und Mitautor des Manifests der Hirnforscher von 2004. Anlässlich des zehnjährigen Vorliegens dieses Manifests hat ihn der bekannte Wissenschaftsmoderator Gert Scobel zu einer Diskussion eingeladen, die am 3. April von 3SAT gesendet wurde. Ich konnte mich daraufhin nicht enthalten Scobel am nächsten Tag eine E-Mail über Herrn Singer zu senden, dessen Buch von 2002 "Der Beobachter im Gehirn" ich einst besprochen hatte (s. unten)
Ich schrieb ihm u.a.: "Herr Singer sieht zwar, dass vieles Interpretation ist, was wir sagen, doch will er wegen des objektivistischen Dogmas nicht zugeben, dass das Gehirn generell ein interpretierendes Organ ist. Auch mit der Willensfreiheit tut er sich schwer, weil er vom Determinismus nicht lassen kann. Er hat also massive weltanschauliche Probleme, die er sich nicht klarmacht. Die Idee, dass Vorgaben des Unbewussten uns fremdsteuern, setzt stillschweigend eine Trennung von Unbewussten und Bewussten voraus. Aber das Bewusstsein ist selbst nur das Korrektivorgan des Unbewussten, um seine Entscheidungen überprüfen zu können. Beides ist eines und wir sind es selbst. Wo das geleugnet wird, folgt man nur der Taktik des Gehirns, sich nicht in die Karten schauen zu lassen, um weiterhin Plausibilitäten als objektive Wahrheiten verkaufen zu können. Man ist also hereingefallen."
Um nun zu wissen, ob nicht bereits andere Autoren die Definition vom Korrektivorgan verwendet haben, habe ich bei Google und bei einer Metasuchmaschine nachgeschlagen. Doch es wurde mir immer nur meine eigene Definition angeboten, weshalb ich mich als Erfinder dieser Formulierung ansehen darf. Der Ausdruck "Korrektivorgan" (Duden, 25. Auflage: "Korrektiv = Besserungs-, Ausgleichsmittel") selbst findet sich bei Google aber durchaus und auch in meinem Sinne, aber in Zusammenhang z.B. mit der Aufgabe des Bundespräsidenten als Korrektivorgan der Politik neben dem Bundesverfassungsgericht oder der Gewerkschaft gegenüber der Wirtschaft. Dabei hatte ich aber selbst schon lange das Verhältnis von Bewussten und Unbewussten so gesehen, weshalb ich mit dem Unbewussten immer gut zusammen arbeiten konnte, ist es doch auch ein rationales Organ, das selbstständig denkt und das Bewusstsein nur ein reflektierender Spiegel desselben.
Die stillschweigende Trennung von Bewusstsein und Unbewussten ist selbst wieder das Ergebnis antagonistischen menschlichen Denkens in Gegensätzen, dessen Missverständnisse das abendländische Denken geprägt haben. Zusammenfassend kann ich sagen, dass mein größtes Anliegen die Überwindung des Antagonismus war und ist, wovon es in meinem Vermächtnis (s. unten) eine Aufzählung gibt. Nun konnte ich auch noch meine Definition des Bewusstseins als ein Korrektiv-Organ des Unbewussten dieser Liste hinzufügen.
Zum Weiterlesen:
WEGE DES DENKENS, III. Die Hervorbringung des Menschlichen
in Datei (III/4) Anmerkungen zu Schriften zur Erkenntnistheorie:
"Wolf Singer/Der Beobachter im Gehirn"
und sofort anschließend in meinen Kommentar zum SPIEGEL SPECIAL 4/2003
"Die Entschlüsselung des Gehirns/Noch einmal Wolf Singer"
http://www.helmut-hille.de/anmerkungen.html#5"Mein Vermächtnis" findet sich in der Datei (II/13) "Das Bewusstsein des Seins. Letzte Gedanken" (ego.html)
Der Fortschritt in der Naturerkenntnis bestand letztlich darin, von den natürlichen Dingen soviel zu wissen, dass ihr Verhalten durch die ihnen innewohnenden Kräfte verstanden werden kann, was man ihre Immanenz nennt. Je weniger Einsicht man in diese Kräfte hatte, umso mehr nahm man äußere Ursachen für alles Wirken an, wobei man in seiner Erklärungsnot auf Vertrautes zurückgriff. Wie Menschen und Tiere etwas bewirken können, so dachte man sich auch die Bewirker in der Natur: Dämonen, Geister und menschenähnliche Wesen wie die Götter. "Alles ist voller Götter" sagte der ionische Naturphilosoph Anaximander (611 bis 545 v. Chr.). Und für das Misslungene machte man dann den Teufel verantwortlich, der wie ein böser Mensch daherkommt. Diese Weltsicht ist heute in weiten Kreisen keineswegs überholt. Gerade die Religiösen, die sich auf alte Texte stützen, versuchen ihr immer noch Geltung zu verschaffen.
"Aber wir haben doch die Naturwissenschaften, die für Aufklärung sorgen" mag da mancher denken. In der Tat haben sie das Weltbild stark verändert. Aber auch in ihr tobt, wenn auch versteckt und verbrämt, der Gegensatz von Immanenz und Transzendenz der Kräfte. Weil Newton (1643 bis 1727) die Auffassung vertrat, dass "die der Materie eingepflanzte Kraft die Fähigkeit ist, Widerstand zu leisten, durch die jeder Körper von sich aus in seinem Zustand … verharrt." (Newton, Principia, Definition III) wurde er von seinem Konkurrenten Leibniz (1646 bis 1716) am englischen Königshof der Gottlosigkeit bezichtigt, was ein schwerer Vorwurf war, obgleich Newton doch vorsichtshalber auch geschrieben hatte, dass diese Fähigkeit zum Widerstand der Materie "eingepflanzt" wäre, also wohl von Gott gekommen sein müsste, was aber für seine Physik unerheblich war. Aber auch schon Descartes (1596 bis 1650) hatte es "das Erste Naturgesetz" genannt, dass jeder Körper "soviel an ihm liegt" sich dementsprechend verhält, was ihm letztlich das Leben kostete. Es war und ist also nicht ungefährlich für die Immanenz und damit für eine demokratisch verfasste Freiheit von Kräften einzutreten, die von sich aus reagieren und wirken können. Es ist eben viel bequemer und ungefährlicher fremde Mächte für alles verantwortlich zu sehen. Man ist dann auch seine eigene Verantwortung los und muss ggf. nicht, wie angedroht, ewig in der Hölle schmoren, was doch wahrlich niemand möchte. So sind im säkularen Bereich heute Teile der Physik das letzte Rückzugsgebiet totalitären Denkens - was jedoch nicht thematisiert sondern wie selbstverständlich hingenommen wird!
Als die Begründer der Quantenmechanik zeigten, dass die vorhandenen Observablen (Messgrößen) zur Beschreibung eines quantenmechanischen Ereignisses ausreichen, wollte Einstein (1879 bis 1955) das nicht akzeptieren. Nach seinem "gesunden Menschenverstand" müsste die Theorie unvollständig sein, weshalb er die jahrelange (vergebliche) Suche nach den versteckten Parametern inszenierte. Einstein, von seinem Autismus geprägt, lehnte Ursachen, die aus der Sache selber kommen, ab und suchte lieber immer etwas hinter den Dingen, letztlich - wie alle Deterministen - so etwas wie Gottes steuernde Hand. - Aktueller Höhepunkt dieser Suche nach transzendenten Bewirkern ist die Suche nach dem Higgsboson, bezeichnenderweise auch "Gottesteilchen" genannt, für das man eigens am CERN bei Genf mit vielen Milliarden Dollar eine Weltmaschine gebaut hat. Die mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Idee ist, dass ein ansonsten nicht erfahrbares (transzendentes) Feld, Higgsfeld genannt, die Teilchen an ihrem Ort halten würde und ihnen damit ihre Trägheit verleiht. Bei genügender Energie könnte man jedoch aus dem hypothetischen Higgsfeld einen "Funken" genannt Higgsboson schlagen, den man dann messen könnte. Ja, Funken, die sich bereitwillig interpretieren lassen, gibt es in den haushohen Detektoren im Übermaß.
Zu einem Bericht der Hauszeitschrift der Max-Planck-Gesellschaft in Heft 4.2013 zum Higgsboson habe ich der Redaktion am 14. Febr. 2014 spontan folgende E-Mail gesendet: (vollständiger Text und eine weitere Mail s. hier)
"Sehr geehrte Redaktion,
gern habe ich Ihren informativen Bericht über die Teilchenjägerin Sandra Kortner gelesen. Zum Schluss ist mir da Newton eingefallen. In seiner Principia heißt es in Definition III: "Die der Materie eingepflanzte Kraft ist die Fähigkeit Widerstand zu leisten, durch die jeder Körper von sich aus in seinem Zustand der Ruhe oder in dem der gleichförmig-geradlinigen Bewegung verharrt." Wenn man die Immanenz von Kräften der Materie akzeptiert, dann gilt Newtons Definition (mit der man bis heute gut gefahren ist) natürlich auch für alle Teilchen, welche ja die Materie darstellen. Ein Widerstand erzeugendes Higgsfeld wäre dann völlig überflüssig und man hätte sich den ganzen Aufwand einschl. der Nobelpreise sparen können. Ich sehe keinen Grund, die Trägheit von der Materie/den Teilchen abzuspalten, es sei denn, man will mit aller Gewalt sein deterministisches Weltbild "beweisen"."
nachträgliche Anmerkung: bereits nach Ockhams (ca. 1300-1350) "Rasiermesser" sind in der Wissenschaft alle nicht notwendigen Ansätze zu vermeiden.Außerdem ist es völlig falsch von der Masse als einem Teilchen zu sprechen. Die Masse ist ein Maß der Trägheit, die wir erfahren, wenn auf einen Körper eingedrückt wird, also eine vom Menschen gesetzte rein geistige Messgröße, in Normen festgelegt. Aus dem Widerstand eines Körpers gegen die Veränderung seines Lagezustands schließen wir dann auf seine Materiemenge. Die Masse ist also physikalisch ein Zählwert. Was ist an dieser einfachen Tatsache falsch bzw. was gibt es an ihr nicht zu verstehen???" Doch da werde ich wohl noch lange auf eine Antwort warten müssen, weil es bei dieser Alibiforschung gar nicht um Physik sondern um den "Beweis" für ein immer unzeitgemäßeres Weltbild der Verantwortungslosigkeit geht. Dieses ist die Philosophie verborgener Urängste bei mangelndem Sachverstand, der ihrer nicht Herr wird. Einstein: "Dieses Bewusstsein [der geistigen Unfreiheit] mildert in wohltuender Weise das leicht lähmende Verantwortungsgefühl und macht, dass wir uns selbst und die anderen nicht gar zu ernst nehmen; es führt zu einer Lebensauffassung, die auch besonders dem Humor sein Recht lässt." (in Einstein, Albert: Mein Weltbild) Und die Dummheit, eine geistige Messgröße für ein materielles Teilchen zu halten, lächelt man in diesem Geisteszustand ganz einfach weg.
Zum Weiterlesen:
WEGE DES DENKENS / I. Rationale Grundlagen der Physik
Texte zur Physik:
in Datei (I/B16) "Ausreden ohne Ende":
"Das Higgs-Boson oder Warum hat kein Physiker den Mut zu sagen "alle Teilchen haben ihre Trägheit von sich aus?""
http://www.helmut-hille.de/elbe.html#2Helmut Hille (alle Beiträge)
Der Herausgeberin machte ich noch folgende persönliche Mitteilung (bei ihr deshalb nicht veröffentlicht):Liebe Frau Sandforth-Blanken,
ich habe zum Thema auch eine Sentenz der etwas anderen Art geschrieben, die ich an 13. Stelle in Text [13] "Gruß an Sokrates" auf ZEIT UND SEIN untergebracht habe:13. Spaltpilze am Werk
Physiker spalten nicht nur Atome,
sondern auch die Trägheit von der Materie
(machsches Prinzip bzw. Higgsfeld),
obwohl gerade die Trägheit der Ausweis von Materie und Realität ist.Hirnforscher spalten das Bewusstsein vom Unbewussten,
obwohl das erste nur DAS KORREKTIVORGAN des zweiten ist.
Sie sehen das Bewusstsein vom Unbewussten fremdbestimmt,
begreifen sich selber nicht,
glauben aber zu wissen, wie das Gehirn funktioniert.So den Gegenstand ihres Forschens verfremdet
betreiben beide "hohe" Wissenschaft.
Bei ihren Objekten noch gar nicht angekommen,
wälzen sie zu Lasten der Steuerzahler Scheinprobleme,
weshalb sie gezwungen sind Scheinerfolge zu melden.Als Deterministen suchen sie immer etwas hinter den Dingen,
sehen am Ende die Dinge selber nicht mehr*
und berauben sie ihres Wesentlichen.
Und sich wahrer Einsicht.
*nach Augustinus (354-430)© HILLE 2014
- E N D E der Sentenzenauswahl auf WEGE DES DENKENS -
alle Sentenzen auf museumsart.de (Link ganz oben) und auf ZEIT UND SEIN
(L8) Meine Kolumnen 2002/2003
(L9) Meine Kolumne 2004
(L9a) Meine Kolumne 2009: 5 ausgewählte Sentenzen
(L9b) hier desgl. von 2014
zur Erinnerung:
Spezialerzeichnis der Sentenzen die einzeln als Datei übernommen wurden
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